Pankow bleibt der Bezirk Berlins, in dem unvermindert großflächige Wohnungsprojekte umgesetzt werden sollen. Der alte und neue Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel betonte kürzlich, dass er das Ziel verfolge, auf der Elisabeth-Aue in Französisch-Buchholz Wohnraum für rund 10.000 Menschen schaffen zu wollen. Verkehrsexperten sehen den Vorstoß skeptisch.
Platz für 5.000 neue Wohnungen? Die Elisabeth-Aue im Norden des Berliner Bezirks Pankow.
Die Zahl der großformatigen Wohnungsbauprojekte in Pankow ist schon jetzt beachtlich: Pankower Tor (2.000 geplante Wohnungen), “Am Sandhaus” (2.700), Michelangelostraße (1.200), Alte Gärtnerei (535), Friedhofsgelände Gustav-Adolf-Straße (620) oder Blankenburger Süden (6.000) sind dabei nur die bekanntesten Beispiele.
Nun soll nach dem Willen von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel ein weiteres Projekt in einer ähnlichen Dimension hinzukommen, auf einer Freifläche im Westen des Ortsteils Französisch-Buchholz.
5.000 Wohnungen könnten auf der Elisabeth-Aue entstehen
Auf der sogenannten “Elisabeth-Aue”, einer rund 70 Hektar großen Ackerfläche, sieht Geisel Potenzial für die Errichtung von weiteren 5.000 neuen Wohnungen. Als Begründung nennt er die weiterhin angespannte Wohnungssituation in Berlin und vor allem im bevölkerungsstärksten, permanent wachsenden Bezirk Pankow.
Eigentlich lag die Planung für das Gebiet Elisabeth-Aue seit Jahren auf Eis. Nun wird das Thema recht überraschend wieder zum Thema. Überraschend ist dabei nicht nur, dass das Areal überhaupt wieder in den Fokus für Wohnungsbau rückt, sondern der geplante Umfang der Quartiersentwicklung.
Die Entwicklung des Areals soll stufenweise erfolgen
Ein neuer Stadtteil nämlich für 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner soll auf der Fläche im Westen von Französisch-Buchholz entstehen. Diese Anzahl soll nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in einer stufenweise Entwicklung des Geländes erreicht werden.
Unabhängig davon ist die Zahl der geplanten Wohnungen ausgesprochen groß – vor allem vor dem Hintergrund der oben bereits genannten, fest eingeplanten Wohnungsbauprojekte. Die Planung von Wohnraum für zusätzliche 10.000 Menschen in Französisch-Buchholz steht allerdings im direkten Widerspruch zu den Konzepten, die man im Bezirk Pankow für das Gebiet bislang vorgesehen hatte.
Bezirk wollte das Gebiet deutlich kleiner entwickeln: maximal 1.000 Wohnungen
Hier hatte man sich in den Reihen einer von der CDU unterstützen Allianz aus Linken und SPD auf eine wesentlich schmalere Planung für die Elisabeth-Aue geeinigt. Mit einer Spannweite von lediglich 450 bis maximal 1.000 Wohnungen, abgesprochen mit örtlichen Anwohnerinitiativen. Auch ein Kleingartenpark und ein Streifen für ein Landschaftsschutzgebiet waren in diesem Plan enthalten.
Relevant ist bei der Größenordnung des Quartiers aber nicht nur die städtebauliche Ausgestaltung des Quartiers selbst, sondern auch die infrastrukturelle Anbindung des neuen Wohnviertels. Diese soll durch eine neue Straßenbahn-Strecke zwischen den beiden Endhaltepunkten der Linie M1 in Niederschönhausen sowie der Linie 50 in Französisch Buchholz gewährleistet werden.
Die Fahrtzeit in die Innenstadt würde 45 Minuten betragen
Fraglich scheint Verkehrsexperten jedoch, ob dieser Lückenschluss entlang des Rosenthaler Wegs – an der Südkante des Quartiers entlang – ausreichen würde, um das Mobilitätsproblem vollumfänglich zu lösen. Von beiden Seiten der Elisabeth-Aue würde man mit Straßenbahnen das Berliner Stadtzentrum erst nach 45 Minuten Fahrzeit erreichen.
Das Bezirksamt Pankow, welches auf die Entwicklung der Fläche gern regulierend einwirken möchte, hat hier nur wenig Handhabe. Bereits im Jahr 2015 sprach der Senat diesem Gebiet eine „außergewöhnliche stadtentwicklungspolitische Bedeutung“ zu. Damit kann der Senat die Planungshoheit für sich beanspruchen und das Gebiet nach eigenen Vorstellungen entwickeln.
Andreas Geisel interpretiert seine alte und neue Rolle offensiv
Es bleibt abzuwarten, wie energisch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das Quartiersprojekt weiterverfolgen wird. In jedem Fall würde eine weitere Verdichtung in Berlins nördlichstem Bezirk hohe, infrastrukturelle Herausforderungen bedeuten, die nur mit dem Bau einer weiteren Tramstrecke wohl kaum zu bewältigen wären.
Immerhin: ein zögerliches oder zaghaftes Vorgehen beim Thema Wohnungsbau, wie es seiner Vor-Vorgängerin Katrin Lompscher häufig vorgeworfen wurde, ist bei Andreas Geisel nicht zu erkennen. Es wird spannend sein, zu sehen, welche der ambitionierten Projekte der Senator tatsächlich auf den Weg bringen wird.
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