Im Potsdamer Norden sollen im Stadtteil Krampnitz in den kommenden Jahren Wohnungen für rund 10.000 Menschen entstehen. Denkmalgeschützte Kasernengebäude aus den 1930er Jahren sollen dabei erhalten und durch moderne Neubauten ergänzt werden. Die ersten Bewohner sollen 2025 einziehen.

Entwicklungsgebiet Krampnitz: Wohnraum für rund 10.000 Menschen soll im Potsdamer Norden in den kommenden Jahren entstehen. / © Visualisierung: Entwicklungsträger Potsdam GmbH

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Text: Björn Leffler

 

Berlin ist noch immer eine wachsende Stadt, die Wohnungsnot in der Hauptstadt ist unvermindert groß. Dies ist zumindest bemerkenswert, da in den vergangenen Jahren viele Menschen aus dem Berliner Stadtgebiet weggezogen sind, um sich in den Gemeinden innerhalb des sogenannten “Speckgürtels” im angrenzenden Berliner Umland niederzulassen.

Sowohl in Berlin als auch im Speckgürtel findet seit über einem Jahrzehnt ein konstantes Bevölkerungswachstum statt, welches die Region nicht nur vor infrastrukturelle Herausforderungen stellt, sondern eben auch den Wohnungsmarkt zu einem der größten Problemfelder der Hauptstadtregion macht.

Seit 2003 ist die Metropolregion Berlin um rund 800.000 Menschen gewachsen

So lebten im Jahr 2003 noch rund 4,2 Millionen Menschen in der Metropolregion Berlin Brandenburg. Im vergangenen Jahr lag die Bevölkerungszahl bereits bei rund 4,9 Millionen Menschen. Je nachdem, welche Gemeinden zur sogenannten “Agglomeration Berlin” (also dem Großraum Berlin) gezählt werden, wird die Schallmauer von 5 Millionen Menschen in Kürze durchbrochen werden.

Damit leben heute rund 800.000 Menschen mehr in der Hauptstadtregion als noch vor 20 Jahren. Damit ist der Großraum die zweitgrößte deutsche Metropolregion, nach dem Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. Rund 79 Prozent dieser knapp fünf Millionen Menschen leben innerhalb der Berliner Stadtgrenzen.

Eine Million Menschen leben heute im Berliner Speckgürtel – 50 Prozent Prozent mehr als 1990

Dies bedeutet, dass der Berliner “Speckgürtel” eine Bevölkerungszahl von rund einer Million Menschen umfasst. Wenn sich diese Entwicklung fortführt, wird bald fast die Hälfte der Brandenburger Bevölkerung im Großraum Berlin leben. Während die Gesamtbevölkerung des Bundeslandes seit 1990 abgenommen hat, ist sie im gleichen Zeitraum im angrenzenden Berliner Umland um 50 Prozent gewachsen.

Das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre hat sich naturgemäß auf die Immobilienpreise der Brandenburger Gemeinden im “Speckgürtel” niedergeschlagen. Eine von der Sparda-Bank in Auftrag gegebene Studie ermittelte, dass die Preise im Berliner Umland zwischen 2017 und 2022 um satte 96 Prozent gestiegen sind.

Wohnungen im Berliner Umland sind begehrt: Neues Quartier im Potsdamer Norden

Neue Wohnungen im Berliner Umland sind also begehrt. Eines der größten Bauvorhaben läuft derzeit im Potsdamer Norden, im Stadtteil Krampnitz. Auf einem rund 140 Hektar großen, ehemaligen Kasernengelände soll dort ein neues Quartier für zukünftig rund 10.000 Menschen entstehen – große Pläne in der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Der Standort Krampnitz blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Zwischen 1935 und 1939 wurde dort eine Kaserne nach Plänen von Robert Kisch als „Heeres-Reit- und Fahrschule und Kavallerieschule“ errichtet und diente als Ausbildungsstätte für Wehrmachtsoffiziere. Kurz vor Kriegsende übernahm die Rote Armee kampflos das Gelände und nutzte es bis 1991 weiter.

Krampnitz: Seit dem Abzug der sowjetischen Truppen liegt das Areal brach

In dieser Zeit wuchs Krampnitz zur Größe einer Kleinstadt heran. Seit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1991 liegt das Areal jedoch weitgehend brach. Teile der Anlage wurden aufgrund ihrer kulturhistorischen Bedeutung 1994 und 2008 unter Denkmalschutz gestellt. Im Juni 2013 beschloss die Stadt Potsdam, das Gelände zu einem modernen Stadtquartier zu entwickeln. Bei der Entwicklung des Projekts werden mehrere Projektpartner involviert sein, das Gebiet soll in mehreren Entwicklungsphasen realisiert werden.

Wer das Grundstück heute besucht, kann sehr gut sehen, dass die Arbeiten bereits an vielen Stellen des ehemaligen Kasernengeländes im Gange sind. Die BUWOG, ein Tochterunternehmen der Vonovia, hat als erstes Unternehmen mit der Sanierung historischer Altbauten begonnen. Die Gebäude werden energetisch modernisiert, wobei die ursprünglichen roten Klinker nach Entfernung der grauen und gelben Übermalungen wieder sichtbar wurden und nun ein einheitliches Bild bieten.

BUWOG baut im Potsdamer Norden die ersten 186 Mietwohnungen

Insgesamt sollen hier 186 Mietwohnungen entstehen, die ab dem dritten Quartal 2025 bezugsfertig sein könnten. Später sind weitere Wohnungen in den weitläufigen Innenhöfen der U-förmigen Gebäude geplant. Insgesamt plant BUWOG nach eigener Aussage bis zu 1.450 Wohnungen in Krampnitz – darunter auch geförderte Mietwohnungen – und 34.500 Quadratmeter Gewerbefläche. Zwei Quartiersgaragen und eine Tiefgarage sind ebenfalls vorgesehen, die voraussichtlich bis 2032 fertiggestellt werden sollen.

Am zukünftigen Stadtplatz Ost, der den Zugang zum Areal von der Bundesstraße B2 bildet, soll das ehemalige Stabsgebäude zum zentralen Gebäude werden. Es wird bis 2029 umfassend saniert und wird dann 54 Eigentumswohnungen sowie rund 4.000 Quadratmeter Gewerbefläche für Gastronomie und Nahversorgung bieten. In weiteren Bauabschnitten plant BUWOG 212 Eigentumswohnungen in sechs denkmalgeschützten Gebäuden sowie Neubauten entlang der Schwedischen Allee. Die Investitionssumme beläuft sich nach Angaben des Unternehmens auf rund eine Milliarde Euro.

Erste Straßen im neuen Quartier sind fertig – ab 2025 kommen die ersten Bewohner

Auch andere Investoren engagieren sich in Krampnitz: Q2 Immobilien und Alpin Real Estate entwickeln ein Wohnensemble an der Finnischen Allee, während Casada an der Ecke Willy-Brandt-Weg weitere historische Kasernengebäude saniert. Die städtische Wohnungsbau-Holding Pro Potsdam ist für die Infrastruktur, die Grundstücksvergabe und den Bau von Straßen und Schulen verantwortlich.

Erste Straßen mit begrünten Regenwasserrigolen vermitteln bereits einen Eindruck des künftigen grünen Stadtteils. Eine neue Grundschule mit Kita und Hort soll pünktlich zum Einzug der ersten Bewohner 2025 öffnen. Zusätzlich wird das denkmalgeschützte Offizierskasino zum Verkauf angeboten.

Das 1939 errichtete Gebäude mit 30 Zimmern und einem intakten Deckenmosaik steht Interessenten zur Konzeptvergabe offen. Die Nutzungsvorgaben umfassen eine denkmalgerechte Sanierung und teilweise öffentliche Nutzung, etwa als Kulturbetrieb, Hotel oder Seniorenwohnanlage. Bewerbungen können bis Februar eingereicht werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Entwicklungsträger Potsdam GmbH, Der Tagesspiegel, Immobilien Zeitung, Sparda-Bank, BUWOG, Vonovia, Alpin Real Estate, Q2 Immobilien, Pro Potsdam, Casada