Die bewegte Geschichte des Berliner Stadtschlosses wird in einem interessanten Dokumentarfilm ausgewogen beleuchtet. Vor allem die revolutionäre Idee der 1993 errichteten Schlossattrappe und deren Umsetzung wird ausführlich dokumentiert.
Der Wiederaufbau des 1950 gesprengten Berliner Stadtschlosses gehört wohl zu den unwahrscheinlichsten Bauprojekten, die in Berlin, welches vor allem nach der Wiedervereinigung nicht arm an spektakulären Bauvorhaben war, umgesetzt wurden.
In dieser rund einstündigen Dokumentation wird noch einmal auf die Zerstörung des historischen Schlosses nach dem Zweiten Weltkrieg und die Neugestaltung des Schlossplatzes während der DDR-Zeit zurück geblickt.
Fokus der Dokumentation: Idee und umsetzung der Schloss-Attrappe 1993
Vor allem aber widmet sich diese Dokumentation ausführlich dem Bestreben einer kleinen Gruppe um den Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien, der mit seiner revolutionären Idee einer Schloss-Attrappe den laufenden Wettbewerb zur Neugestaltung der historischen Berliner Mitte maßgeblich beeinflusste.
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Rund anderthalb Jahre – von 1993 bis 1994 – stand das Stangengerüst, umwickelt mit handbemalten Kunststoff-Folien, auf dem Grund und Boden, auf dem bis 1950 eben das historische Schloss gestanden hatte. Und erstmals seit vielen Jahrzehnten visualisierte es den Berlinerinnen und Berlinern, wie ein wiederaufgebautes Schloss an dieser Stelle tatsächlich aussehen könnte. Es änderte tatsächlich die Einstellung vieler Menschen zu diesem zuerst als utopisch abgetanen Projekt.
Von der Attrappe bis zum Wiederaufbau: Ein langer, steiniger Weg
Von der Attrappe im Jahre 1993 bis zur Fertigstellung der Rekonstruktion im Herbst 2020 sollte es dennoch ein langer und steiniger, aber letztlich erfolgreicher Weg sein. Dieser wird in diesem Film noch einmal sachlich beleuchtet.
Dabei wird auch nicht vergessen, dass für den Wiederaufbau des Schlosses ein anderes Gebäude, der Palast der Republik, abgetragen werden musste. Eine Tatsache, die für viele Menschen aus dem Ostteil der Stadt eine große Ungerechtigkeit darstellte, trotz des miserablen baulichen Zustands, in dem sich das Gebäude bereits wenige Jahre nach dem Mauerfall befand.
Unabhängig davon, ob man Befürworter oder Gegner des neu geschaffenen Humboldt Forums ist, bietet die Dokumentation eine kurzweilige Rückschau auf die Stationen des Wiederaufbaus und wartet immer wieder mit überraschenden Details auf.
Hier könnt Ihr die rund einstündige Dokumentation sehen:
Aus dem Hause XOIO kommt zudem eine interessante Visualisierung, die die Bebauung des Berliner Schlossplatzes über die Jahrhunderte hinweg zeigt – innerhalb von nur 32 Sekunden:
https://player.vimeo.com/video/595943591?h=c29f4f84f7
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