Die HOWOGE plant und baut nicht nur neue Wohnquartiere, sondern prägt auch den Schulbau der Hauptstadt. Von Lichtenberg bis Spandau arbeitet das landeseigene Unternehmen an mehr als 20 zukunftsweisenden Bildungsstätten – mit ganz unterschiedlichen gestalterischen Schwerpunkten.
© Visualisierung Titelbild: HOWOGE
Text: Björn Leffler
Eigentlich ist die landeseigene HOWOGE eines von sechs städtischen Wohnungsbauunternehmen mit dem Ziel, neuen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, was sie nachweislich auch tut. Die HOWOGE zählt heute zu den größten kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Berlins und gehört mit ihren Tochtergesellschaften nach eigener Aussage zu den führenden Vermietern in Deutschland. In den Wohnquartieren der HOWOGE finden über 150.000 Berlinerinnen und Berliner ihr Zuhause und ihren Arbeitsplatz.
Man würde meinen, mit der Schaffung neuer Wohnquartiere wäre das Unternehmen eigentlich gut ausgelastet, doch dem scheint nicht so. Denn neben dem Wohnungsbau hat sich die HOWOGE als einer der wichtigsten Player der Berliner Schulbauoffensive entwickelt. Mittlerweile arbeitet das Unternehmen an insgesamt 20 Neubauprojekten und elf Großsanierungen von bestehenden Schulstandorten.
HOWOGE: Planung und Realisierung von 20 neuen Berliner Schulen
Das erste Schulbauprojekt der HOWOGE, welches tatsächlich auch fertiggestellt worden ist, wurde in diesem Jahr an der Allee der Kosmonauten finalisiert. In weniger als drei Jahren Bauzeit ist dabei in Berlin-Lichtenberg eine Doppelschule für rund 1.600 Schülerinnen und Schüler entstanden. Mit einer Nutzfläche von 21.000 Quadratmetern ist das Projekt der bislang größte Schulneubau der Berliner Schulbauoffensive – doch weitere Projekte sind bereits in Planung.
Das nächste Großprojekt soll nämlich in Berlin-Adlershof umgesetzt werden. Treptow-Köpenicks Schulstadtrat Marco Brauchmann (CDU) und Jens Wadle von der HOWOGE hatten bereits im Mai 2022 den Projektvertrag für die Gemeinschaftsschule in Adlershof unterzeichnet. Im März 2024 wurde dann die offizielle Grundsteinlegung für das Projekt gefeiert. Die Schule soll auf einem Grundstück am Eisenhutweg, Ecke Hermann-Dorner-Allee entstehen. Bis 2026 soll der Neubau fertiggestellt werden und Platz für 1.332 Schülerinnen und Schüler bieten.
In Adlershof baut die HOWOGE eine neue Schule für über 1.300 Schülerinnen und Schüler
Die Errichtung der neuen Schule ist dringend erforderlich, da in den letzten Jahren viele Wohnungen in Adlershof und Johannisthal gebaut wurden oder noch im Bau sind. So entstehen direkt angrenzend 532 neue Wohnungen am Eisenhutweg, die von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft DEGEWO errichtet werden. Auch die HOWOGE hat in unmittelbarer Nähe ein neues Wohnquartier mit über 600 Wohnungen fertiggestellt.
Die HOWOGE baut oder saniert im Auftrag des Berliner Senats zahlreiche weitere Schulen, verteilt auf fast alle Berliner Bezirke. Somit ist das Projekt in Adlershof für das Wohnungsbauunternehmen nun eines von mehreren Schulbauprojekten. Vergleichbare Vorhaben gibt es am Breiten Luch in Hohenschönhausen, im Spandauer Ortsteil Haselhorst, an der Erich-Kästner-Straße in Kaulsdorf oder an der Eisenacher Straße in Mariendorf.
Die HOWOGE setzt in fast allen Berliner Bezirken Schulbauprojekte und Schulsanierungen um
Weitere Projekte werden in Steglitz-Zehlendorf (Schadow-Gymnasium), Spandau (Carlo-Schmid-Oberschule) oder Reinickendorf (Friedrich-Engels-Gymnasium) umgesetzt. Vor allem bei den Projekten, bei denen reine Neubauvorhaben realisiert werden, taucht ein Element immer wieder auf: das sogenannte „Compartment-Modell“, das mittlerweile übliche Berliner Lernhauskonzept. Dies beinhaltet Unterrichtsräume und Teambereiche, die sich um ein zentrales Forum gruppieren.
Das neue Schulkonzept ändert die Bauart und Optik der Schulen von Grund auf. So sollen Lernende und Lehrende zu den Klassen- und Fachräumen nicht mehr über lange Flure gelangen. Die einzelnen Compartments werden einem bestimmten Schwerpunkt oder den jeweiligen Jahrgängen zugeordnet. Für jedes Forum soll es in den Schulen mit Compartment-Modell zudem flexibel nutzbare Bereiche und Räume geben.
Innovatives Lernen: In den neuen Berliner Schulen wird das „Compartment-Modell“ umgesetzt
Da viele der neuen Gemeinschaftsschulen als ganztägiger Aufenthaltsort angedacht sind, sollen sich die Schülerinnen und Schüler hier zukünftig natürlich auch wohlfühlen. Die Schulräume in den neu geplanten Schulcampussen sollen daher offen und hell gestaltet werden. Die neuen Schulgebäude sollen dazu einladen, dass die Kinder ihre Freizeit hier gern verbringen – sei es im Schulgarten, in der Bibliothek, bei Proben auf der Theaterbühne oder auf einem der Sportplätze.
Je nachdem wie die Beschaffenheit der Umgebung ist, werden die neuen Schulen in die Umgebung eingepasst. Dabei entstehen in den kommenden Jahren sehr unterschiedliche Baukörper. Als Teil des Stadtquartiers „Das Neue Gartenfeld“ im Spandauer Ortsteil Siemensstadt errichtet die HOWOGE eine neue Gemeinschaftsschule für 1.300 Schülerinnen und Schüler. Bis zum Schuljahr 2029/30 soll der Neubau fertig sein.
Spandau: Neue Schule für 1.300 Schüler entsteht auf der Insel Gartenfeld
Die geplante Schule ist durch ihre starke Öffnung in das Stadtquartier hinein auch als wichtiger Begegnungsort konzipiert. So gehört zum Schulkonzept in Spandau auch die Integration eines sogenannten Verbundstandortes in das Gebäude. Dabei handelt es sich um Räumlichkeiten, die vom Bezirk Spandau betrieben werden und sich gemeinsam mit den ebenfalls öffentlich genutzten Sportanlagen mit der Umgebung vernetzen sollen.
Als Gewinner wurde des Architekturwettbewerbs wurde der Beitrag des Büros Gernot Schulz Architektur GmbH in Zusammenarbeit mit urbanegestalt PartGmbB, beide ansässig in Köln, ausgewählt. Das gestaffelte, überwiegend viergeschossige Schulgebäude wird zukünftig das Entree zum „Neuen Gartenfeld“ bilden, gelegen gegenüber der historischen „Belgienhalle“ und am Platz an der Planstraße.
Herausforderung in Friedrichshain: Heinrich-Hertz-Gymnasium wird auf einer Fläche von nur 6.700 m² errichtet
Mit deutlich weniger Platz müssen die Projektplaner beim Neubau des Heinrich-Hertz-Gymnasiums in Berlin-Friedrichshain auskommen. Die neue Schule entsteht auf einem Grundstück zwischen der Langen Straße und der Müncheberger Straße, der vormals als Parkplatz genutzt worden war. In direkter Nähe zur neuen Schule befindet sich der Berliner Ostbahnhof. Insgesamt werden im Neubau 784 Schulplätze geschaffen. Damit vergrößert sich die Schule um einen Zug mit insgesamt 166 Schülerinnen und Schülern.
Die große Herausforderung im Planungsprozess für das Projekt in Friedrichshain war es, ein vierzügiges Gymnasium auf einer Fläche von etwa 6.700 Quadratmetern unterzubringen. Die Architektur folgt daher dem Konzept einer gebauten Schullandschaft. Um trotz der geringen Grundstücksgröße genügend Außenflächen zu schaffen, werden die Dachflächen des fünfgeschossigen Gebäudes künftig als Freiraum genutzt. Sie sollen als „grünes Klassenzimmer“ oder erweiterter Pausenhof dienen. Auf der obersten Dachfläche soll eine Photovoltaikanlage grünen Strom produzieren. Der multifunktionelle Pausenhof wird in die Bereiche „Spiel und Spaß“, Ruhezone und einen individuell nutzbaren Bereich gegliedert.
In Kaulsdorf soll 2025 ein Schulneubau für 830 Schülerinnen und Schüler fertig werden
Eines der nächsten Schulprojekte, die im Zuge der Bauoffensive der HOWOGE fertiggestellt werden sollen, entsteht derzeit unweit der Gärten der Welt in Kaulsdorf. Nach aktuellem Planungsstand soll der Schulbau bis 2025 fertiggestellt werden. Auf einem 17.500 Quadratmeter großen Grundstück will die Wohnungsbaugesellschaft einen „langgestreckten, kammartigen Baukörper“ realisieren, in dem auch eine Sporthalle integriert werden soll.
Das zukünftige Gymnasium in der Erich-Kästner-Straße wird neben dem Mehrzweckbereich, dem Fachraum- und Verwaltungsbereich insgesamt acht der oben erläuterten Compartments umfassen. Sie werden in den beiden Obergeschossen untergebracht sein. Im Erdgeschoss werden sich neben dem Mehrzweckraum und der Mensa auch die Fachräume Musik, Kunst und Wirtschaft, Arbeit, Technik sowie die Bibliothek befinden. Teil des Bauvorhabens wird auch der Bau von Freizeit- und Erholungsflächen sowie mehreren Sportaußenanlagen sein.
Die HOWOGE zeigt derzeit, wie die dringend benötigten Schulbauprojekte im gesamten Berliner Stadtraum gelingen können, mit ganz unterschiedlicher Formsprache, aber einem einheitlichen pädagogisch orientierten Gestaltungskonzept. Ob der anstehende Sparzwang des Berliner Senats weitere solcher Projekte in den kommenden Jahren verhindern oder zumindest stark verzögern wird, bleibt abzuwarten. Für die wachsende Metropole ist die Schaffung weiterer, moderner Bildungsstätten aber eigentlich alternativlos.
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Quellen: HOWOGE, AFF Architekten Berlin, Gruppe Planwerk, nhst Architekten, Gernot Schulz Architektur GmbH, urbanegestalt PartGmbB, Hausmann Architekten GmbH