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Während das Jahr 2020 im globalen und historischen Gedächtnis mutmaßlich nicht unbedingt als das positivste der Menschheitsgeschichte in Erinnerung bleiben wird, bringt es für die deutsche Hauptstadt gleich drei bedeutende, städtebauliche Veränderungen mit sich.
Drei bedeutende Projekte finden zum Ausklang des Jahres ihren Abschluss und verändern die Berliner Infrastruktur- und Kulturlandschaft nachhaltig.
Drei Großprojekte werden fast zeitgleich abgeschlossen
Während der fast nicht mehr für möglich gehaltene Bau des BER am 31. Oktober tatsächlich noch erfolgreich abgeschlossen werden konnte, wird am Freitag, den 4. Dezember, die verlängerte U-Bahnlinie 5 offiiell an den Start gehen, nach insgesamt 22 Jahren Planungs- und Umsetzungszeit. Und zu guter Letzt wird am 17. Dezember das teilrekonstruierte Berliner Schloss als Humboldt Forum eröffnet, Corona-bedingt allerdings nur digital, also ohne Besucher vor Ort.
Es mutet ein wenig wie ein Treppenwitz der Geschichte an, dass diese drei so unterschiedlichen Projekte, die jeweils jahrzehntelange Planungen und hochkomplexe Umsetzungs- und Fertigstellungssprozesse mit sich brachten, nun innerhalb von sechs Wochen fertiggestellt und eröffnet werden.
BER, Humboldt Forum, U5: 2020 wurde zum Schicksalsjahr
Schon zu Beginn des Jahres war klar: Wenn die – damals noch vom Großteil der Berliner Bevölkerung stark angezweifelten – Eröffnungspläne dieser drei Großprojekte gehalten werden, dann wird das Jahr 2020 einen großen, städtebaulichen Umschwung mit sich bringen.
So ist es nun gekommen, vielen Unkenrufen zum Trotz. Das schwierigste dieser drei Projekte war, selbstredend, der Flughafenbau vor den Toren Berlins. Nun ist der neue Flughafen BER aber doch noch fertig geworden, und trotz der achtjährigen Verspätung und der Trauer einiger Tegel-Nostalgiker: Wer das neue Flughafengelände besucht, findet einen markanten, modernen und vor allem klar strukturierten Flughafenbau vor, der die Unzulänglichkeiten der längst aus der Zeit gefallenen Flughäfen in Tegel und Schönefeld schnell vergessen macht.
Anvisierte Spendensumme für das Humboldt Forum wurde erreicht
Auch der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses war jahrelang von pessimistischen Prognosen begleitet worden. Dass die erforderliche Spendensumme von 105 Millionen Euro, die privat eingesammelt werden sollte, wohl kaum zu erreichen sei, mussten sich die Mitglieder der Stiftung fast wöchentlich anhören.
Die Stiftung teilte nun aber vor einigen Tagen mit, dass sie ihre Zusage an die beiden ebenfalls beteiligten Bauherren – den Bund und das Land Berlin – eingehalten habe. Die 105 Millionen Euro an Spendengeldern wurden vollständig eingesammelt.
Eröffnung ein Jahr später als geplant
Dennoch war auch dieser Bau nicht frei von Problemen. Die Kostensteigerung von 33 Millionen Euro und die um ein Jahr verspätete Eröffnung dieses Jahrhundertbaus kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Berlins Mitte ein außergewöhnliches Gebäude entstanden ist, welches die historische Mitte und den städtischen Bereich rund um Lustgarten, Berliner Dom und Museumsinsinsel vollkommen neu definiert.
Gleichzeitig wird das Humboldt Forum zu einer neuen, international beachteten Kultur – und Touristenattraktion avancieren und bietet gleichzeitig für die in die Kritik geratene Stiftung Preußischer Kulturbesitz völlig neue, großformatige Möglichkeiten, Kunst, Kultur und Geschichte angemessen zu präsentieren.
Oben Schloss, unten U-Bahn: Die Verlängerung der U5
Quasi gleichzeitig mit dem Schlossbau wurde unterirdisch die infrastrukturelle Anbindung möglich gemacht. Während die Schlossrekonstruktion oberirdisch fertiggestellt wurde, war man unterirdisch dabei, die Verlängerung der U5 voran zu treiben.
Die Verlängerung der U-Bahnlinie quer durch den Berliner Innenstadtuntergrund gehört wohl zu den aufwendigsten Bauprojekten, die in Europa in den vergangenen zehn Jahren umgesetzt wurden. Die herausragende Ingenieursleistung, die beim Tunnel- und Bahnhofsbau unter Beweis gestellt wurde, konnte gewährleisten, dass das Projekt nur mit minimalen Verzögerungen fertiggestellt werden konnte.
Anbindung des Hauptbahnhofs an das U-Bahnnetz
Auch hier sei erwähnt, dass aufgrund des schwierigen Baugrundes und Verzöerungen durch Grundwassereinbrüche die Fertigstellung des Bahnhofs Museumsinsel erst im Sommer 2021 erfolgen wird. Bis dahin wird die U5 den Bahnhof ohne Halt durchfahren.
Die hier entstehende Strecke, inklusive neuer und sehr ansprechend gestalteter U-Bahnhöfe, ist weit mehr als nur eine “Touristenlinie”. Sie bindet den Hauptbahnhof endlich an das U-Bahnnetz und eine der am stärksten befahrenen U-Bahnlinien Berlins an.
Dadurch entstehen zahlreiche neue, zeitsparende Umsteigemöglichkeiten, etwa am Brandenburger Tor oder dem neuen Kreuzungsbahnhof Unter den Linden, der zu den Highlights der neuen U-Bahnstrecke gehören wird.
Es war also nicht alles schlecht, in diesem so schwierigen Jahr 2020. Berlin musste in den vergangenen Jahren, vor allem für den ruinösen Bau des BER, viel Spott und Häme einstecken. Die Realisierung der Projekte Humboldt Forum und U5-Verlängerung haben jedoch gezeigt, dass die Stadt noch immer Bauprojekte umsetzen kann, die hochkomplex und großdimensioniert sind.
Und diese Projekte sind, trotz ihrer Größe, nur ein kleiner Teil dessen, was in Berlin derzeit geplant und realisiert wird. Allen Unkenrufen zum Trotz.
While 2020 will probably not necessarily be remembered as the most positive in human history in global and historical memory, it brings with it three significant urban changes for the German capital.
Three important projects will come to an end at the end of the year and are changing Berlin’s infrastructure and cultural landscape in a sustainable way.
THREE MAJOR PROJECTS ARE COMPLETED ALMOST SIMULTANEOUSLY
While the almost no longer considered possible construction of the BER could actually be successfully completed on 31 October, the extended metro line 5 (“U5”) will be officially launched on Friday, 4 December, after a total of 22 years of planning and implementation. And last but not least, the partially reconstructed Berlin Castle (“Stadtschloss”) will be opened on 17 December as the Humboldt Forum, but Corona-conditionally only digitally, i.e. without visitors on site.
It seems a bit like a stair joke of history that these three projects, each of which involved decades of planning and highly complex implementation and completion processes, will now be completed and opened within six weeks.
BER, HUMBOLDT FORUM, U5: 2020 WILL BE THE YEAR
Already at the beginning of the year it was clear: if the opening plans of these three major projects – which were still strongly doubted at the time by the majority of the population of Berlin – are kept, then 2020 will bring about a major urban change.
This is how it has come, despite many inconveniences. The most difficult of these three projects was, of course, the construction of an airport just outside Berlin. Now, however, the new BER airport has been completed, and despite the eight-year delay and the sadness of some Tegel nostalgics: those who visit the new airport site will find a striking, modern and above all clearly structured airport construction, which quickly makes you forget the inadequacies of the long-lost airports in Tegel and Schönefeld.
ANIZED SPENDENSumme FOR THE HUMBOLDT FORUM HAS BEEN REACHED
The reconstruction of the Berlin City Palace had also been accompanied for years by pessimistic forecasts. The members of the foundation had to listen almost weekly to the fact that the required donation amount of 105 million euros, which was to be collected privately, could hardly be reached.
However, the foundation announced a few days ago that it had kept its commitment to the two builders – the federal government and the state of Berlin – who were also involved. The 105 million euros in donations were collected in full.
OPENING ONE YEAR LATER THAN PLANNED
Nevertheless, this construction was not free of problems. However, the increase in costs of 33 million euros and the opening of this century building, which was delayed by one year, cannot conceal the fact that an extraordinary building has been built in Berlin’s mitte, which completely redefines the historic centre and urban area around Lustgarten, Berlin Cathedral and Museum Island.
At the same time, the Humboldt Forum will become a new, internationally renowned cultural and tourist attraction and at the same time offers completely new, large-format opportunities to present art, culture and history for the Prussian Cultural Heritage Foundation, which has come under criticism.
Upstairs “Schloss”, Downstairs “U-BAHN”: THE EXTENSION OF The U5
Almost at the same time as the castle construction, the infrastructural connection was made possible underground. While the castle reconstruction was completed above ground, the extension of the U5 was being pushed forward underground.
The extension of the underground line across Berlin’s inner city base is probably one of the most complex construction projects that have been implemented in Europe over the past ten years. The outstanding engineering work demonstrated in tunnelling and station construction ensured that the project could only be completed with minimal delays.
CONNECTION OF THE HAUPTBAHNHOF TO THE U-BAHNNETZ
It should also be mentioned here that due to the difficult building ground and delays due to groundwater intrusions, the completion of the Museum Island station will not take place until the summer of 2021. Until then, the U5 will pass through the station without stopping.
The resulting route, including new and very attractively designed metro stations, is much more than just a “tourist line”. It finally connects the main station to the underground network and one of the busiest underground lines in Berlin.
This will create numerous new, time-saving interchanges, such as at the Brandenburg Gate or the new Unter den Linden junction station, which will be one of the highlights of the new underground line.
So it wasn’t all bad, in this difficult year of 2020. In recent years, Berlin has had to suffer a lot of ridicule and teasing, especially for the ruinous construction of the BER. However, the realization of the Humboldt Forum and U5 extension projects has shown that the city can still implement construction projects that are highly complex and large-scale.
And these projects, despite their size, are only a small part of what is currently being planned and realized in Berlin. Despite all the inconveniences.
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