Das Herzstück des Berliner Regierungsviertels soll bis 2028 erweitert werden: Das Bundeskanzleramt wird um mehrere Erweiterungsbauten vergrößert. Der geplante Ausbau des Kanzleramtes wird jedoch immer teurer, die Gründe dafür sind vielfältig.

So soll das erweiterte Bundeskanzleramt im Berliner Regierungsviertel nach Abschluss der Bauarbeiten einmal aussehen. Ab 2028 soll es soweit sein.

© Visualisierungen: Schultes Frank Architekten
Text: Björn Leffler

 

Das gleichermaßen populäre wie auch umstrittene, monumentale Bauensemble des Bundeskanzleramtes wurde von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank in der Amtszeit des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl entworfen.

Zwischen Februar 1997 und Mai 2001 entstand das 36 Meter hohe Gebäude, welches von Kohls Nachfolger, Gerhard Schröder, erstmalig bezogen wurde. Durch die Fertigstellung des Kanzleramtes galt der Regierungsumzug nach Berlin als abgeschlossen. Das bebaute Grundstück ist mit Hubschrauberlandeplatz und Kanzlerpark rund 73.000 Quadratmeter groß.

Das Kanzleramt im Regierungsviertel ist längst zu klein geworden

Wie sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, scheint der Bau mittlerweile aber nicht mehr groß genug zu sein. Denn auf der genannten Fläche werden nun zusätzliche Erweiterungsbauten errichtet. Die Grundfläche wird sich durch den Umbau also nicht vergrößern. Die Neubauten entstehen auf der westlichen Seite des Spreeufers.

Der Neubau wird dringend gebraucht, denn das 2001 bezogene Kanzleramtsgebäude ist heute zu klein. Der bestehende Bau bietet Platz für 460 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Behörde beschäftigt allerdings bereits heute knapp 800 Bedienstete, die bislang auf andere Räumlichkeiten ausweichen müssen.

400 zusätzliche Büros entstehen auf der anderen Spreeseite

400 zusätzliche Büros werden auf der anderen Spreeseite errichtet. Architektonisch wird sich die Erweiterung dem Stil des bestehenden Gebäudes anpassen. Wie schon 1997 ist auch für dieses Projekt das Architekturbüro Schultes Frank Architekten verantwortlich.  Auf einem angrenzenden Grundstück entsteht zudem ein Post- und Logistikbereich.

Um den Komplex besser an den bisherigen Sitz der Regierungsspitze anzubinden, ist auch eine zusätzliche Spreequerung vorgesehen. Bereits heute existiert mit dem sogenannten „Kanzleramtssteg“ eine Verbindung über das Wasser zum Hubschrauberlandeplatz im Kanzlerpark.

Neue, zusätzliche Fußgängerbrücke soll öffentlich zugänglich werden

Diese Brücke verläuft am nördlichen Rand des Kanzleramtsgebäudes, ist jedoch nicht öffentlich zugänglich. Im Zuge der Erweiterung des Kanzleramtes ist nun eine zweite Brücke als Pendant an der südlichen Begrenzung des Komplexes über die Spree geplant. Diese wird auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein.

So weit, so schön – wären da nicht die stetig steigenden Baukosten für das Projekt. Inzwischen beziffert die Bundesregierung die erwarteten Kosten mit rund 640 Millionen Euro. Ende 2020 waren die Kosten noch mit höchstens 600 Millionen Euro angegeben worden. Eine erste Machbarkeitsstudie war 2018 gar noch von 457 Millionen Euro ausgegangen.

Bundesregierung geht aktuell von 640 Millionen Euro Baukosten aus

Die Gründe für die gestiegenen Kosten liegen laut Bundesregierung insbesondere in den höheren Sicherheitsanforderungen beim Erweiterungsbau. Aber auch die deutlich gestiegenen, gesetzlichen Anforderungen bei Themen wie Energieeinsparung, Nachhaltigkeit des Bauens oder Gewährleistung der Barrierefreiheit treiben die Kosten in die Höhe.

Hinzu kommt die längst bekannte Baupreisentwicklung. Der Anstieg der Baupreise entwickelt sich gerade in den letzten Monaten stark und betrifft sowohl öffentliche als auch private Bauvorhaben. Ein weiterer Kostenfaktor ist ein Versorgungstunnel, der auf Wunsch des Berliner Senats errichtet werden soll.

Neu geplanter Tunnel kostet 20 Millionen Euro zusätzlich

Durch diesen Tunnel, der unter dem “Moabiter Werder” verlaufen soll, sollen die Logistikbereiche des Kanzleramtes zukünftig versorgt werden. Um die Freiflächen rund um den Kanzlerpark auch weiterhin für die Öffentlichkeit freizuhalten, soll die Gebäudeversorgung eben unterirdisch vonstatten gehen.

Allein der Bau dieses Tunnels, der ursprünglich nicht Teil des Erweiterungskonzeptes war, wird zusätzliche 20 Millionen Euro kosten. Wie hoch die Baukosten für das Mammutprojekt im Berliner Regierungsviertel letztendlich tatsächlich sein werden, lässt sich derzeit nur schwer zu sagen. Es wäre jedoch keine allzu große Überraschung, wenn bei der zu erwartenden Komplexität des Bauvorhabens nicht noch weitere Kostensteigerungen hinzukommen würden.

 

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Erweiterung: Das 2001 fertiggestellte Bundeskanzleramt soll bis 2028 um mehrere Gebäude ergänzt werden. Für den Bau soll das bestehende Grundstück verwendet werden.

Teil des Projekts ist auch der Bau einer neuen, 23 Meter hohen Helikopter-Landeplattform.

Eine zweite, auch öffentlich nutzbare Brücke über die Spree soll im Zuge des Projekts ebenfalls entstehen. Auch ein unterirdischer Versorgungstunnel ist geplant.

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Quellen: Bundesregierung, Schultes Frank Architekten, Berliner Morgenpost, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

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