Altlasten auf dem Gelände des Transformatorenwerks Oberschöneweide (TRO) forderten Berlin ab 1996 zu einem der größten Umweltsanierungsprojekte heraus. Jahrzehntelange Industrieproduktion hatte Spuren im Boden und Grundwasser hinterlassen – die Grundwassersanierung wurde zum Mammutprojekt.

Das Berliner Transformatorenwerk TRO in Oberschöneweide reflektiert die industrielle Entwicklung Berlins und den gesellschaftlichen Wandel durch das 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart. / © Foto: IMAGO / STPP

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ENTWICKLUNGSSTADT Reihe:
Industriekultur in Schöneweide & Köpenick
Teil 3 – Altlasten des Transformatorenwerks Oberschöneweide (TRO)

von Wolfgang Leffler

 

Zur Wahrheit der im ersten Teil zum „TRO“ geschilderten Phasen des Aufstiegs und Niedergangs dieses Industriegiganten in Berlin-Oberschöneweide gehört neben den technologisch und wirtschaftlich bedeutenden positiven Aspekten aber auch eine negative Komponente – die nach knapp 90 Jahren extensiver Produktion vorgefundene Schadenssituation.

Aufgrund einer ökologischen Studie zum Zustand des Grundwassers und des Bodens fand man auf diesem Areal eine verheerende Schadenssituation vor. Dies führte am Standort Wilhelminenhofstraße/ Edisonstraße zur Initiierung eines ökologischen Großprojekts für Berlin, um das Grundstück von Altlasten zu befreien und sowohl Boden als auch Grundwasser wieder in einen ökologisch vertretbaren und lebenswerten Zustand zurückzuführen.

Transformatorenwerk Oberschöneweide: Dramatische Umweltbelastungen durch Schadstoffe

Das, was die Umweltschützer bei ihren Untersuchungen auf dem Gelände des einstigen Transformatorenwerks vorfanden, war alarmierend. Auf dem Grundstück stellte man eine großflächige, dem Grundwasser aufschwimmende Ölphase von etwa 10.000 Quadratmetern und einer Dicke von über einem halben Meter fest.

Die damit verbundene Belastung des Grundwassers durch giftige und krebsauslösende organische Chlorverbindungen wie PCB, LCKW, Phenole und Tenside – Stoffe, die in der Transformatoren- und Kondensatorenproduktion benötigt wurden – machte eine umfassende Bodensanierung und Grundwasseraufbereitung unumgänglich.

Treptow-Köpenick: Nahversorgung und Wohngebiete in Mitleidenschaft gezogen

Die Nähe der intensiven Bebauung mit Wohnquartieren auf der anderen Seite der Wilhelminenhofstraße verlangte besondere Rücksicht. Diese Quartiere mussten schließlich mit dem Boden, dem Grundwasser und der Umgebungsluft des Geländes auskommen.

Im Rahmen der Sanierungsarbeiten konzentrierte man sich auf die Beseitigung der Ölphase durch aktiv installierte Entnahmesysteme. Ergänzend erfolgten Maßnahmen zur Entfernung der Bodenbelastung in den besonders betroffenen Bereichen durch großvolumigen Aushub des stark kontaminierten Erdreichs.

Industrie-Überreste in Schöneweide: Gefährliche Altanlagen und Grundstückssicherung

Die Stilllegung und Entfernung gefahrenträchtiger Altanlagensysteme wurde ebenso unumgänglich wie die hydraulische Sicherung des Grundstücks. Seit 1991 liefen umfassende Maßnahmen zur Erkundung und Beurteilung der Altlasten und Umweltgefahren.

Mit dem wachsenden Erkenntnisstand konnten die Untersuchungen auf die lokalen Belastungsschwerpunkte in Boden, Luft und Grundwasser fokussiert werden.

Berlins Südosten: Erfolge und Fortschritte in der Grundwassersanierung

Im Bereich des Grundwassers konzentrierte sich die Arbeit auf die Ölphasenabsaugung. Bis Mai 2003 wurde ein Messstellennetz von etwa 70 Einzelpegeln installiert. Die Ölphasensanierung begann bereits Anfang 1996, unterstützt durch eine Grundwassersicherung über sechs Brunnen nach dem SIP-EX-Verfahren sowie durch die Reinigung des geförderten Grundwassers.

Bis 2004 erreichte man mit dieser Maßnahme die Entnahme von etwa 60 Kubikmetern Ölphase. Durch verbesserte Methoden konnten von 2004 bis 2013 weitere 120 Kubikmeter Ölphase entfernt werden. Ende 2013 bis Anfang 2014 pausierte man die hydraulischen Sicherungs- und Sanierungsarbeiten aufgrund reduzierter Schadstoffausträge und sinkender Ölphasenmächtigkeit. Messungen bestätigten, dass der Sanierungserfolg nachhaltig ist, und die Maßnahmen wurden 2014 mit dem Rückbau der Grundwasserreinigungsanlage abgeschlossen.

Bodenaushub und Ölphase-Trennung: Ein kostspieliges Unterfangen

Zwischen Mai 2001 und Dezember 2003 führte man Nassbaggerungen bis sieben Meter unter Geländeoberkante durch. Zur Bergung der Ölphasen legte man zusätzlich offene Gräben und kleinere Aushubbereiche an, um das Öl-Wasser-Gemisch intervallmäßig abzusaugen. Durch diese Maßnahmen entfernte man insgesamt rund 300 Kubikmeter Öl aus dem grundwassergesättigten Boden.

Aktuell erwägt man den Rückbau von Förderbrunnen und Messstellen des vorhandenen Messstellennetzes. Die Bodensanierung schlug mit rund 5,1 Millionen Euro zu Buche, die Grundwassersanierung mit 2,3 Millionen Euro – davon allein 350.000 Euro für die Ölphasenabsaugung im Zeitraum 2004 bis 2014.

 

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