Im Weddinger Mettmannkiez in Berlin-Mitte plant die Bayer AG offensichtlich den Abriss mehrerer Wohngebäude, um den dortigen Produktionsstandort zu erweitern. Hierfür sollen rund 140 Wohnungen abgerissen werden. Anwohner wehren sich gegen die Abrisspläne.
© Fotos: depositphotos.com / Wikimedia Commons
Text: Wolfgang Leffler
Offenbar will die Bayer AG mehrere Wohnhäuser im Weddinger Mettmannkiez in Berlin-Mitte abreißen. Dies wurde von der Interessengruppe der Bewohnerinnen und Bewohner des Mettmannkiezes beobachtet. Auch das Bezirksamt sieht sich mit diesen Plänen konfrontiert.
Bei den betreffenden Wohnhäusern handelt es sich um den mit dem Vorderhaus verbundene Flügel der Tegeler Straße 3, denn dieser ist seit dem 30. Januar 2023 komplett eingerüstet. Die Gebäude grenzen an den Produktionsstandort des Unternehmens in Berlin-Wedding an.
Wedding: 140 Wohnungen sollen abgerissen werden
Insgesamt sollen in der Tegeler Straße sowie in der Fennstraße rund 140 Wohnungen, mehrere Ateliers, Werkstätten und ein Kindergarten verschwinden. Nach eigenen Angaben entstanden die Initiativen von Betroffenen und Anwohnern nicht nur, um die Zerstörung billigen Wohnraums und die Vertreibung von Bewohnern zu verhindern.
Die Initiativen wollen vielmehr, dass der aus ihrer Sicht wertvolle Wohnraum geschützt wird und die Mieter in ihren Häusern bleiben können. Denn Interessengruppen befürchten, dass sich im Mettmannkiez bald ein regelrechter Abriss-Marathon entwickeln könnte.
Im Mettmannkiez wird ein “Abriss-Marathon” befürchtet
Aus dem Schreiben des Eigentümers an verschiedene Adressaten geht hervor, dass Maßnahmen zur Vorbereitung des Abrisses getroffen werden, ein anderes erwähnt nur die angebliche Besichtigung der Fassade.
Der mögliche Abriss könnte für die Bewohner der Gebäude 3 und 4, welches Vorderhäuser sind, und für die Kinder auf dem angrenzenden Kindergartenspielplatz sehr unangenehm werden. Auch dazu gehörige Versorgungsleitungen für unterschiedliche Medien, die zu den zwei Gebäuden führen, könnten in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt werden.
Abrisspläne: Die Bayer AG zögert konkrete Aussagen hinaus
Ein früherer Abriss eines angrenzenden Nebengebäudes, einer sogenannten “Remise”, beschädigte im vergangenen April Kabel zu benachbarten Wohngebäuden und verursachte mehrere Monate Stromausfälle. Außerdem wurde die Hauptgasleitung abgestellt, und der restliche Bewohner ist seitdem ohne Heizung und Warmwasser.
Warum mehrere Wohngebäude im Mettmannkiez abgerissen werden sollen, hat die Bayer AG als Eigentümerin der Grundstücke dem Vernehmen nach noch nicht verlauten lassen. Schließlich herrscht in Berlin akute Wohnungsnot. Aber die Erweiterungspläne des Unternehmens scheinen eine höhere Priorität zu haben. Rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten schon heute am Bayer-Standort in Berlin.
Bayer will seinen Produktionsstandort in Berlin-Wedding ausbauen und erweitern
Das Unternehmen hat vorerst weitere Angaben und Informationen dazu gegenüber der Bezirksverordnetenversammlung auf unbestimmte Zeit hinausgezögert. Vorerst ist nur die Rede davon, die ersten Häuser abzureißen, um dort Baucontainer abzustellen. Für ein solches Vorhaben wären allerdings auch anderweitig ausreichend Freiflächen vorhanden.
Die Bayer AG will ihren Produktionsstandort im Wedding erweitern. Im vergangenen Jahr hatte sie angekündigt, eine dreistellige Millionensumme zu investieren, um mehr als 1.000 Arbeitsplätze in Berlin langfristig zu erhalten.
Tegeler Strasse: Der Bezirk hat im betreffenden Gebiet kein Vorkaufsrecht
Das Unternehmen hat dazu die entsprechende Planungshoheit am Projekt. Das betreffende Gebiet ist eine sogenannte eingeschränkte Arbeitszone, quasi in Anlehnung an ein Gewerbegebiet. Dort hat der Bezirk kein Vorkaufsrecht, das Bezirksamt Mitte hat auch schon eine Abrissgenehmigung erteilt.
Im Oktober 2021 mussten die Mieter der Wohnhäuser Tegeler Straße 2 bis 5 ihre Wohnungen räumen. Dies waren Einwohner des Kiezes, die teilweise seit vielen Jahren im Weddinger Quartier gelebt hatten. Der Bezirk hatte mehrfach versucht, gegen die Abrisspläne vorzugehen, bislang jedoch ohne Erfolg.
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Quellen: Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Weddingweiser, Berliner Woche
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5. November 2024
Kann es sein, dass es sich dabei um „ganz schreckliche Bruchbuden“ handelt(e)?:)