Die Berliner Wasserbetriebe planen einen über 500 Millionen Euro teuren Neubau des Klärwerks in Stahnsdorf, um den steigenden Anforderungen im Berliner Südwesten gerecht zu werden. Mit innovativer SBR-Technologie und als Teil eines umfassenden Modernisierungsprogramms soll die Anlage zur größten Einzelinvestition der Wasserbetriebe werden.

Großprojekt: An der südwestlichen Berliner Stadtgrenze planen die Berliner Wasserbetriebe den Bau eines neuen Klärwerks. / © Open Street Map

© Fotos Titelbild: Berliner Wasserbetriebe
Text: Björn Leffler

 

Die Berliner Wasserbetriebe planen an der südwestlichen Berliner Stadtgrenze in Stahnsdorf ein Großprojekt, für das insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro investiert werden soll. Das bisherige Klärwerk soll durch einen doppelt so großen Neubau ersetzt werden.

Die Anlage in Stahnsdorf, die seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1931 mehrfach erweitert, umgebaut und modernisiert wurde, steht damit vor einer wichtigen Erneuerung, wie die Berliner Wasserbetriebe mitteilen.

Klärwerk Stahnsdorf: Anlage hat ihre Lebensdauer erreicht

Insbesondere die Becken haben ihre Lebensdauer erreicht. Um den Anforderungen einer modernen Kläranlage gerecht zu werden und das steigende Wachstum im Einzugsgebiet – das neben dem Südosten Berlins und den umliegenden Gemeinden auch etwa die Hälfte von Potsdam umfasst – zu bewältigen, wurde ein 24 Hektar großes Grundstück gegenüber der bestehenden Anlage für einen größeren Neubau gesichert.

Im Vergleich der insgesamt sechs Berliner Klärwerke liegt die heutige Anlage am Standort Stahnsdorf mit einem Reinigungsvolumen von etwa 52.000 Kubikmetern pro Tag bzw. einer Kapazität von 410.000 Einwohnerwerten auf Platz 4.

Neu für Anlagen dieser Größe ist ein kompakter Bio-Kern mit SBR-Reaktor

Nach der Präsentation und Diskussion der Neubaupläne in der Gemeindevertreterversammlung Stahnsdorf wurde im Oktober 2022 eine Einigung der Wasserbetriebe mit der Gemeinde über ein gemeinsames Bebauungsplanverfahren erzielt.

Seither wurden Konsortien für die Generalplanung, Bauleitplanung und Projektsteuerung beauftragt. Den Zuschlag für die Generalplanung erhielt schließlich die Arbeitsgemeinschaft H²SA, bestehend aus den Unternehmen Holinger AG, Holinger Ingenieure sowie den deutschen Niederlassungen von Sweco und Afry.

Sie schlugen die Nutzung eines Sequencing Batch Reactor (SBR) vor, der die Verfahrensschritte der biologischen Abwasserreinigung in einem einzigen Reaktorbecken zeitlich abläuft, was vor allem Platz und Kosten sparen soll. Diese Technik kommt erstmals für ein deutsches Klärwerk dieser Größe zum Einsatz und wurde durch Gutachten der Hochschule Magdeburg-Stendal und der TU Berlin abgesichert.

Technik aller Berliner Kläranlagen soll langfristig modernisiert werden

Der Neubau in Stahnsdorf ist laut Auskunft der Wasserbetriebe Teil eines Programms, das bereits 2017 begann und die Technik aller Berliner Kläranlagen langfristig verbessern soll. Alle Werke erhalten eine Flockungsfiltration zur weiteren Verbesserung der Phosphorelimination und des Mikroplastik-Rückhalts. In diese aufwendigen Aufrüstungen investieren die Wasserbetriebe bereits rund zwei Milliarden Euro.

Vor 2040 werden die bestehenden Standorte demnach auch Anlagen zur Spurenstoffentfernung erhalten, um die Anforderungen der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie zu erfüllen. Zudem verfügen einige Werke bereits über Prozesswasserbehandlungsanlagen zur Stickstoffentfernung, und in Schönerlinde entsteht eine Ozon-Anlage zur Spurenstoffentfernung.

Größte Einzelinvestition der Wasserbetriebe in Stahnsdorf

Bisher existiert allerdings lediglich eine Machbarkeitsstudie für das geplante Großprojekt in Stahnsdorf, und ein konkreter Zeitplan für den Neubau fehlt auch noch. Der Aufsichtsrat soll im kommenden Frühjahr eine Entscheidung treffen, wie Der Tagesspiegel berichtet.

Man sei jedoch entschlossen, das Projekt zu realisieren, mit einem möglichen Baustart gegen Ende des Jahrzehnts. Die erwarteten Kosten von über einer halben Milliarde Euro werden das Projekt zur bisher größten Einzelinvestition der Berliner Wasserbetriebe machen.

 

Quellen: Berliner Wasserbetriebe, Der Tagesspiegel, MOZ, Holinger AG, Holinger Ingenieure, Sweco, Afry, TU Berlin, Hochschule Magdeburg-Stendal

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