Die Zukunft des Galeria Kaufhofs am Berliner Alexanderplatz steht auf der Kippe: Während umfangreiche Umbaumaßnahmen ab 2026 geplant sind, droht dem Kaufhaus die Schließung. Gleichzeitig laufen die Verhandlungen über die mögliche Unterbringung der Zentral- und Landesbibliothek.
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler
Bereits im September hatten wir darüber berichtet, dass im heutigen Galeria Kaufhof am Alexanderplatz in Berlin-Mitte zukünftig neue Mieter einziehen könnten – im Gespräch war unter anderem der Einzug der Zentral- und Landesbibliothek. Commerz Real hatte die Immobilien am Alexanderplatz kurz vor der Signa-Pleite teuer gekauft und will das Hochhausprojekt, welches direkt am Kaufhof-Gebäude realisiert wird, nun wie geplant zu Ende bringen.
Ursprünglich sollte der Kaufhaus-Betrieb auch nach dem Bau des derzeit wachsenden Hochhauses fortgeführt werden, trotz der anhaltenden Krise klassischer Warenhäuser und des Einzelhandels insgesamt. Doch bereits im Juni war eine Variante öffentlich geworden, nach der die Bibliothek und ein verkleinertes Kaufhaus im Gebäude untergebracht werden könnte.
Galeria Kaufhof am Berliner Alexanderplatz: Umbau des Gebäudes ab 2026 geplant
Nun scheinen diese Pläne sehr konkret zu werden, wie mehrere Hauptstadt-Medien berichten, unter anderem Berliner Morgenpost und Der Tagesspiegel. Die Boulevard-Zeitung B.Z. spricht sogar von einem “Krimi um Galeria am Berliner Alexanderplatz“. Für die Unternehmensführung des Warenhaus-Konzerns muss es sich derzeit tatsächlich so anfühlen, ebenso für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Denn nach aktuellem Informationsstand muss das Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz wohl bis Ende 2025 schließen. Nach Informationen der Berliner Morgenpost wurde die Unternehmensführung der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH über diesen Schritt bereits informiert. Die Commerz Real soll demzufolge ab Januar 2026 umfangreiche Sanierungen planen, die mindestens zwei Jahre dauern sollen.
Galeria Kaufhof am Alexanderplatz: Schließung des Standorts bis Ende 2025 droht
Ziel ist, das Gebäude architektonisch zu öffnen und es energetisch zu modernisieren, wie es heißt. Galeria soll nach dem Umbau die Möglichkeit erhalten, als Mieter zurückzukehren – allerdings auf einer deutlich reduzierten Fläche. Aktuell nutzt das Kaufhaus etwa 36.000 Quadratmeter im Bestandsbau.
Seit Oktober verhandeln Galeria und Commerz Real wohl über die zukünftige Nutzung des Gebäudes. Mit der nun feststehenden Entscheidung zum Umbau soll es vorerst keinen neuen Mietvertrag für die aktuellen Nutzer geben. Stattdessen bot Commerz Real der Warenhauskette eine Nutzungsvereinbarung an, die Galeria bis zum 31. Dezember 2025 ein Nutzungsrecht zusichert.
Franziska Giffey macht sich für einen Erhalt des Galeria-Kaufhauses am Alexanderplatz stark
Bisher wurde diese Vereinbarung von Galeria jedoch noch nicht unterzeichnet, wie zu vernehmen war. Bis auf Weiteres bleibt das Kaufhaus also am Standort Alexanderplatz quasi “geduldet” und verfügt lediglich über eine monatlich verlängerbare Nutzungsvereinbarung. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey allerdings macht sich nun für einen Erhalt des Galeria-Standorts am Alexanderplatz stark.
In einem offiziellen Statement auf X (ehem. Twitter) ließ die Senatorin mitteilen: “Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass der Erhalt des Hauses für den Standort selbst, die Beschäftigten und die Kundinnen und Kunden von essentieller Bedeutung ist.” Zudem fordert Giffey, den geplanten Umbau bei laufendem Betrieb umzusetzen: “Es ist allgemein internationaler Standard, dass solche Umbauten im laufenden Betrieb bewältigt werden.”
Kultursenator Joe Chialo hofft auf den Einzug der ZLB im umgebauten Galeria-Gebäude
Kultursenator Joe Chialo (CDU) sieht die Entwicklung unter ganz anderen Voraussetzungen, denn dem Vernehmen nach plant Eigentümerin Commerz Real die Unterbringung der Zentral- und Landesbibliothek auf einem Teil der umgestalteten Flächen, was für Chialo ein wichtiger politischer Erfolg bei einem seiner Kernprojekte wäre: einen Standort für die geplante, zentrale ZLB zu finden.
Es scheint am Berliner Alexanderplatz noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein, was die Zukunft des Standorts Galeria Kaufhof am meistfrequentierten Platz Berlins angeht, doch es erscheint derzeit eher unwahrscheinlich, dass der Betrieb des bisherigen Warenhauses wie bisher weiterlaufen wird. Zu unsicher erscheint die weitere Zukunft der in die Krise geratenen Warenhauskette der Eigentümerin Commerz Real zu sein – doch final entschieden ist derzeit wohl noch nichts.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Tishman Speyer Properties, Galeries Lafayette, Immobilien Zeitung, B.Z., Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, X (ehem. Twitter)
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2. November 2024
Wenn die Wirtschaftssenatorin und der Kultursenator auf den ersten Anschein ziemlich unterschiedliche Nutzungskonzepte haben und damit letztlich offen gelassen wird, in welche städtebaulicht Zukunft dieser zentrale Ort entlassen wird, tja dann reicht einem, also jedenfalls mir die Phrase vom ewigen Werden nicht mehr. Das Werden ist nämlich nix Gestaltetes mehr. Und die Politik darf sich nicht wundern, wenn diese Orientierungslosigkeit sich in der Wahlbevölkerung fortsetzen wird. Der Regierende Bürgermeister, der sich in Kreuzberg zu recht fragte, ob er nicht zu vieles als Chefsache aufgebrummt bekomme, darf sich angesichts dieser Aufstellung von zwei prominenten Senatsmitgliedern aber auch nicht wundern, wenn er wegen eines weiteren Vorgangs erwartungsvoll angeschaut wird. Oder?