Im Herzen von Berlin-Wedding vereinen die denkmalgeschützten Uferhallen Kunst, Kultur und Geschichte auf beeindruckende Weise. Nach Jahren der Unsicherheit sichert der Anfang 2024 geschlossene Generalmietvertrag den Fortbestand dieses einzigartigen Kulturstandorts und schafft Perspektiven für Künstlerinnen und Künstler. Im Zuge der geplanten Erweiterung sollen auch 100 Mietwohnungen auf dem Areal entstehen.
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierungen: O&O Baukunst, bildform.at
Text: Björn Leffler
Unweit des kleinen Flüsschens Panke befinden sich im Herzen des Stadtteils Wedding die denkmalgeschützten Uferhallen. Das einstige Industrieareal wird seit vielen Jahren von einer aktiven Künstlerszene als Atelierraum und Veranstaltungsareal genutzt. Das Gelände umfasst insgesamt 19.000 Quadratmeter und bietet den dort tätigen Künstlern ideale Bedingungen – und vor allem bezahlbare Mietpreise für ihre Gestaltungsräume.
Ob diese Mieten auch zukünftig noch Bestand haben werden, war jedoch lange offen. 95 Prozent der damaligen Uferhallen AG fielen 2017 in die Hände einer Gruppe von Privatinvestoren. Seitdem diese Information durchgedrungen war, ging in den Weddinger Uferhallen die Angst vor Verdrängung um.
Uferhallen in Berlin-Wedding: Generalmietvertrag sichert die Zukunft des Areals
Anfang Januar 2024 gelang nach jahrelangen Diskussionen auf Initiative von Kultursenator Joe Chialo (CDU) ein entscheidender Durchbruch. Bereits Klaus Lederer (Linke), der Vorgänger von Joe Chialo, hatte sich intensiv um die Rettung der Hallen bemüht, die über lange Zeit für Konflikte sorgten. Doch erst Chialo gelang es, am 29. Dezember einen „wegweisenden Vertrag“ (Chialo) zu unterzeichnen, wie die Berliner Morgenpost es damals beschrieb.
Dieser Vertrag hat eine Laufzeit von 20 Jahren, mit der Option für das Land Berlin, um weitere zehn Jahre zu verlängern. Der Eigentümer des Grundstücks, die Augustus Management GmbH, hat während dieser Zeit kein Kündigungsrecht. Beide Parteien betonten, dass eine längere Laufzeit im Rahmen eines Gewerbemietvertrags kaum realisierbar sei.
Auf dem historischen Gelände sollen auch 100 neue Mietwohnungen entstehen
Vertreter des heute auf dem Gelände ansässigen Uferhallen e.V. zeigten sich in ihrem Statement entsprechend erleichtert: “Auch wenn noch Fragen offen sind: die Unterzeichnung des Generalmietvertrags ist ein Meilenstein für den Erhalt des Kulturstandorts und den Verbleib der Künstler- und MieterInnen in den Uferhallen. Wenn wir uns heute über diese vertragliche und finanzielle Absicherung freuen, blicken wir zurück auf viele Jahre des Engagements mit kaum vorstellbaren Höhen und Tiefen. Unser Durchhalten war nur möglich durch die Hilfe Vieler, die sich für visionäre Projekte in dieser Stadt einsetzen.”
Auf dem Gelände sollen, basierend auf der geschlossenen Vereinbarung, in den kommenden Jahren mehrere neue Gebäude entstehen, die das historische Ensemble städtebaulich ergänzen sollen. Dabei sollen neben weiteren Gewerbeflächen auch 100 Wohnungen errichtet werden, die als Mietwohnungen vertrieben werden sollen. Die Erweiterung soll nach einem Konzept des Büros O&O Baukunst realisiert werden.
Uferhallen: Bestand soll erweitert und um mehrere Neubauten ergänzt werden
Die Eigentümer planen, den Gebäudebestand auf dem Grundstück weiterzuentwickeln und zu erweitern. Geplant ist, einzelne bestehende Gebäude aufzustocken und einen kleinen Teil der Bestandsbauten durch Neubauten zu ersetzen, wie es heißt. Zusätzlich sollen auf dem Gelände auch neue kleingewerbliche Nutzungen entstehen.
Unabhängig von den Erweiterungsplänen sind die Arbeitsräume für etwa 120 bis 150 Künstlerinnen und Künstler in 70 Ateliers sowie zusätzliche Tanz- und Proberäume und die große Halle durch den Anfang des Jahres geschlossenen Vertrag gesichert. Der Generalmietvertrag schafft die Grundlage für die langfristige Nutzung und den Erhalt der Uferhallen als kulturelles Zentrum. Seit Februar 2024 übernimmt die gemeinnützige Kulturraum Berlin gGmbH die Rolle der Generalmieterin und vermietet die Ateliers schrittweise an die dort ansässigen Künstlerinnen und Künstler.
1873: Errichtung des Areals als Betriebsbahnhof der Pferde-Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft
Das Areal wurde 1873 als Betriebsbahnhof der Pferde-Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft errichtet und später als Straßenbetriebshof Gesundbrunnen weitergeführt, bevor es 30 Jahre später zur Hauptwerkstatt für Omnibusse der Berliner Verkehrsbetriebe wurde. Bis heute beherbergt das denkmalgeschützte Gebäudeensemble verschiedene Nutzungen, darunter eine Schlosserei, eine Holzwerkstatt, ein Sägewerk, ein Lager und eine Kantine, auf dem geschichtsträchtigen Grundstück.
Die Transformation zu einem einzigartigen Kulturstandort begann 2007 mit dem Erwerb durch die damalige UferHallen AG. Seither dienen die „Uferhallen“ als Heimat für kulturelle und künstlerische Nutzungen, darunter Ateliers, Werkstätten, Studios, Konzert- und Proberäume sowie Ausstellungsflächen.
Der Standort hat sich zu einem bedeutenden Zentrum für Kulturschaffende im Orsteil Wedding des Bezirks Berlin-Mitte und darüber hinaus entwickelt. Mit einer überregionalen und teils internationalen Strahlkraft, geprägt von renommierten Künstler
der zeitgenössischen Kunst, gelten die „Uferhallen“ als kultureller Leuchtturm – und werden das auch zukünftig bleiben.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: O&O Baukunst, Berliner Morgenpost, KVL Group, Augustus Management GmbH, Uferhallen e.V., bildform.at, Kulturraum Berlin gGmbH
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