Auf einem ehemaligen Friedhofsgelände an der Eisenacher Straße in Berlin-Mariendorf soll ein inklusiver Campus mit 190 neuen Wohnungen entstehen. Auch eine Kita und verschiedene Institutionen zur Jugendberufshilfe und Eingliederungshilfe sind auf dem künftigen “Campus Schätzelberg” geplant.

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Text: Björn Leffler

 

Ein Konzept, welches in Berlin immer häufiger umgesetzt wird, ist die Realisierung von Wohnquartieren oder Bauprojekten auf ehemaligen Friedhofsarealen. So soll beispielsweise in Berlin-Weißensee an der Gustav-Adolf-Straße mehr als 600 Wohnungen auf einem ehemaligen Friedhof entstehen.

An der Pappelallee in Prenzlauer Berg soll direkt an einem historischen Friedhofspark ein Projekt zur Errichtung von Eigentumswohnungen umgesetzt werden. Und auch in Neukölln werden entlang der Hermannstraße mehrere Bauprojekte auf ehemaligen Friedhofsflächen umgesetzt. Dort entstehen unter anderem Schulungsgebäude für verschiedene Verbände und ein Haus für gemeinnützigen Journalismus.

Berlin-Mariendorf: Inklusions-Campus auf ehemaligem Friedhof geplant

Ähnliches ist in Berlin-Mariendorf geplant, auf einer Fläche des Dreifaltigkeits-Kirchhofs an der Eisenacher Straße. Dort sollen auf dem sogenannten “Campus Schätzelberg” insgesamt 190 neue Wohnungen entstehen, sowohl Eigentumswohnungen als auch Mietwohnungen.

Auf das zu entwickelnde Gelände wird man künftig von der Eisenacher Straße aus durch ein altes, denkmalgeschütztes Friedhofsportal gelangen, über einen von hohen Bäumen gesäumten Weg. Heute führt dieser Weg noch zu einer alten, baufälligen Kapelle, die aber schon lange nicht mehr genutzt wird.

Das Baufeld liegt am nördlichen Ende des Friedhofs – bestattet wurde hier nie

Das Gelände liegt am nördlichen Ende des Friedhofs im Stadtteil Mariendorf, auf dem die erste Beerdigung im Jahr 1900 stattgefunden hat. Auf dem hinteren Areal des Friedhofsgeländes plant die Investorenfamilie Reinhold und Katharina Semer gemeinsam mit der Projektentwicklungsgesellschaft Hamburg Team das neue Quartier. Bestattungen haben auf dem Areal, auf dem die Neubauten entstehen sollen, aber nie stattgefunden.

Die evangelische Kirche hatte das Areal vor mehreren Jahren verkauft. Der veräußerte Friedhofsteil galt als sogenannte Vorhaltefläche, die letztlich aber nicht mehr gebraucht wurde. Denn es wird immer weniger Fläche für Gräber benötig, die Zahl der Urnenbestattungen steigt seit Jahren an. Für diese werden wesentlich kleinere Gräber benötigt als bei einer Erdbestattung.

Für das Bauprojekt wird eine baufällige Friedhofskapelle abgerissen

Um Platz für das Neubauprojekt zu schaffen, soll die baufällige Friedhofskapelle aus der Nachkriegszeit abgerissen werden. Entstehen soll stattdessen ein inklusiver Campus, auf dem unter anderem die bereits oben erwähnten Wohnungen errichtet werden sollen.

Diese Wohnungen sollen in insgesamt acht Wohnhäusern untergebracht werden. Die Gebäude sollen über vier bis sechs Geschosse verfügen. Etwa 30 Prozent der Wohnungen werden vom Land Berlin gefördert und als Sozialwohnungen vertrieben.

Der “Campus Schätzelberg” soll um einen “Sozialbaustein” herum gruppiert werden

Die Wohngebäude sollen sich nach Vorstellungen der Projektplaner um einen sogenannten “Sozialbaustein” gruppieren. In diesem bis zu viergeschossigen Gebäude sollen eine Kita mit rund 160 Plätzen, ein Familienzentrum, ein Kiezcafé sowie weitere soziale Nutzungen untergebracht werden.

Auch ein Ausbildungsbetrieb im Bereich Gastronomie und Garten- und Landschaftsbau zur Jugendberufshilfe und Eingliederungshilfe soll hier Platz finden. Das Bauvorhaben soll so nachhaltig wie möglich umgesetzt werden, mit einem minimalen Anteil an versiegelten Flächen. Die Dächer werden begrünt und Photovoltaikanlagen zur ökologischen Energiegewinnung sind geplant.

Nachhaltigkeit: Das Quartier wird autofrei und klimaorientiert geplant

Das Quartier wird weitgehend verkehrsarm geplant, Autos sollen hier nicht verkehren. Die Zufahrt für Autofahrer wird vom Steinhellenweg erreichbar sein und führt zu den Tiefgaragen, die ausschließlich unter den geplanten Gebäuden errichtet werden. Nur Müll- und Versorgungsfahrzeugen soll das Befahren innerhalb des Quartiers erlaubt sein.

Die Öffentlichkeit soll an den Planungen für das Quartier natürlich auch beteiligt werden. Am morgigen Dienstagabend ist in der Schätzelberg Grundschule ein Informationsabend geplant, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind.

Informationsabend zum Projekt am Dienstag in der Schätzelberg Grundschule

Die Veranstaltung in der Aula der Grundschule, am Wolfsburger Weg 13-19 in Mariendorf, beginnt um 17 Uhr. Ab 18 Uhr werden die konkreten Pläne für das Grundstück in der Eisenacher Straße 61 vorgestellt.

Das Bebauungsplanverfahren für das Projekt wurde mittlerweile eröffnet, was eine öffentliche Information der Anrainer zur Bedingung macht. Beim Infoabend werden auch Tempelhof-Schönebergs Baustadträtin Angelika Schöttler (SPD) sowie Gutachter, Planer und weitere Vertreterinnen und Vertreter des Bezirks anwesend sein.

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Quellen: Hamburg Projektentwicklungsgesellschaft, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost

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