In Berlin-Mitte, zwischen Reichstagsufer und Unter den Linden, werden derzeit zwei sehr unterschiedliche Bauprojekte fertiggestellt. Während an der Mittelstraße das denkmalgeschützte Französische Palais rekonstruiert wird, entsteht an der Dorotheenstraße ein funktionaler Verwaltungs-Neubau.

Neubau an der Dorotheenstraße in Berlin-Mitte: Für 96 Millionen Euro entsteht ein Verwaltungsgebäude der Bundesregierung.

Text und Fotos: Björn Leffler

 

An der Ecke Mittelstraße/Neustädtische Kirchstraße wird derzeit an einem aufwendigen Rekonstruktions- und Neubauprojekt gearbeitet. Bauherr ist der Hamburger Investor Bauherr Harm Müller-Spreer, der das Areal vor mittlerweile acht Jahren erworben hatte. Das Objekt gehört mit seinen wuchtigen Kolossalpilastern im Obergeschoss zu den interessantesten Immobilien in Berlin.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Immobilie unbeschädigt. Insgesamt 10.000 Quadratmeter Bestandsfläche konnte das Gebäude vorweisen und soll auf bis zu 17.000 Quadratmeter erweitert werden. Bis Anfang der 1990er Jahre waren in dem Gebäude die französische und italienische Botschaft untergebracht. Seit deren Auszug stand das Gebäude leer.

Das „Französische Palais“ wurde 1906 bis 1908 erbaut

Erbaut wurde das „Französische Palais“ in den Jahren 1906 bis 1908 durch „Wagons-Lits“, eine internationale Schafwagengesellschaft. Sehr schnell waren aber auch andere Unternehmen wie Benz Autosalon, die Mitropa oder Hutschenreuther im Gebäude ansässig. Harm Müller-Spreer, der sowohl in Hamburg als auch in Berlin mehrere Entwicklungsprojekte verantwortet, beauftragte den britischen Stararchitekten David Chipperfield mit der Umplanung.

Dessen erster Entwurf wurde vom Landesdenkmalamt aber als ein zu großer Eingriff in die Baustruktur des denkmalgeschützten Gebäudes angesehen und musste noch einmal überarbeitet werden, so dass der nun realisierte Entwurf entstand, der auch die Errichtung historischer Turmelemente vorsieht.

Erster Chipperfield-Entwurf musste überarbeitet werden

Diese hatten im ersten Foster-Entwurf gänzlich gefehlt. Stattdessen sollte das Gebäude durch eine modern gestaltete Etagen-Aufstockung abgerundet werden. Das Projekt befindet sich mittlerweile auf der Zielgeraden und soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Zukünftig sollen in dem Gebäude Hotel- und Gewerbeflächen untergebracht werden.

Nur wenige Schritte weiter, an der Ecke Dorotheenstraße/Schadowstraße, errichtet der Bund derzeit einen Neubau mit einem gänzlich anderen Charakter. Hier entsteht ein blockartiger, nüchtern gestalteter Verwaltungsneubau, nach Plänen von CODE UNIQUE Architekten BDA aus Dresden und dem Züricher Büro Tremp Landschaftsarchitekten.

An der Dorotheenstraße entsteht ein Verwaltungsgebäude für den Bund

Der Wettbewerb für das Gebäude wurde ebenfalls schon vor rund acht Jahren durchgeführt, seit 2017 erfolgt die Realisierung des Bauvorhabens. Für die Umsetzung des Projekts ist das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verantwortlich, rund 96 Millionen Euro werden in den Neubau investiert.

Die Fertigstellung des Gebäudes ist für 2025 vorgesehen, insgesamt knapp 24.000 Quadratmeter Nutzfläche sollen entstehen. Im Neubau sollen unter anderem eine Kantine mit Cafeteria sowie eine betriebsärztliche Praxis untergebracht werden.

Der moderne Neubau wird von zwei bedeutenden Baudenkmälern eingefasst. In der Dorotheenstraße 93 von dem 1933–37 von Konrad Nonn erbauten ehemaligen Reichsministerium des Innern und späteren Justizministerium der DDR sowie in der Schadowstraße 10–11 von dem ältesten erhaltenen klassizistischen Gebäude in der Dorotheenstadt, dem 1805 erbauten Schadowhaus, welches das einstige Wohn- und Atelierhaus des preußischen Hofbildhauermeisters Johann Gottfried Schadow war.

Das Projekt soll bis 2025 abgeschlossen werden, Kosten: 96 Millionen Euro

Bisher befand sich auf dem Grundstück ein Fertigteilbau aus DDR-Zeiten. Dieses wurde von 1973 bis 1974 als Verwaltungsgebäude für ausländische Vertretungen vom Architekten Roland Korn erbaut. Das sechsgeschossige Bürogebäude war unterkellert und der gesamte Innenhof mit einer eingeschossigen Tiefgarage überbaut.

Das Gebäude wurde nach der Wende als Bürogebäude für verschiedene Behörden des Bundes und des Landes Berlin genutzt und wurde ab 2017 abgerissen, um Platz für den Neubau zu schaffen.

Der Neubau hat seine endgültige Gebäudehöhe mittlerweile erreicht und soll zukünftig über eine Pforte mit Personenschleuse direkt vom Vorplatz in der Schadowstraße zugänglich sein. Das zentrale Foyer wird die Kantine mit Cafeteria und die Arztpraxis des Betriebsärztlichen Dienstes erschließen.

Neubau entsteht als Stahlbetonskelettbau

Die Büros und Besprechungsräume der Obergeschosse sollen vom Foyer aus über Aufzüge und eine große Treppenanlage zu erreichen sein. Die Büroräume in den beiden Straßenflügeln sind als dreibündige Anlage angeordnet, um den Anteil tagesbelichteter Nutzfläche bestmöglich auszunutzen.

Der Neubau ist als Stahlbetonskelettbau mit Stützen, Stahlbetonflachdecken und aussteifenden Stahlbetonwänden und -kernen konzipiert und scheint sich damit architektonisch an seinem Vorgängerbau aus den 1970er Jahren zu orientieren.

Die Hofeinfahrt für die Anlieferung von Küche und Verwaltung sowie die rückseitige Vorfahrt für Fahrdienste des Deutschen Bundestages soll sich in der Dorotheenstraße befinden. Das Freiraumkonzept sieht grüne Inseln mit einer Bepflanzung aus Traubeneichen und Kiefern sowie waldtypischem Untergehölz vor.

 

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Die Rekonstruktion und Modernisierung des 1906 bis 1908 erbauten “Französischen Palais” soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.

Der neue Verwaltungsbau des Bundes in direkter Nachbarschaft kommt architektonisch gesehen eher nüchtern daher.

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Quellen: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Architektur Urbanistik Berlin, Der Tagesspiegel

 

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