Die Hauptstadtregion steht vor einer immensen Herausforderung: Bis 2040 werden rund 222.000 neue Wohnungen benötigt, wie der Berliner Senat unlängst vorgerechnet hat. Wir zeigen, wo in den kommenden Jahren die größten Wohnungsbauvorhaben in Berlin und im Umland umgesetzt werden – und wo es derzeit noch Probleme bei der Quartiersentwicklung gibt.

Auf dem ehemaligen Güterbahnhof Köpenick soll ein neues Stadtquartier mit Wohnungen für bis zu 4.000 Menschen sowie mehreren Schulen, Kitas und Gewerbeflächen entstehen. Es ist eines von mehreren Großformaten, die in der Hauptstadtregion geplant sind. / © Visualisierung: ADEPT & Karres en Brands mit PGT Umwelt und Verkehr, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Berlin benötigt viele neue Wohnungen, das ist keine neue Erkenntnis. Der Berliner Senat beziffert laut einer aktuellen Studie den Bedarf bis zum Jahr 2040 auf rund 222.000 Wohnungen. Wo diese entstehen sollen, hat Bausenator Christian Gaebler (SPD) nun im kürzlich veröffentlichten Stadtentwicklungsplan „Wohnen 2040“ aufgezeigt.

Die geplanten und entstehenden, landeseigenen „Neuen Stadtquartiere“ spielen eine zentrale Rolle in Berlins Stadtentwicklung und bieten laut Gaebler Mehrwerte für die Stadt und ihre Nachbarschaften. Sie sollen Wachstumsimpulse setzen und weitere Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte anschieben.

„Wohnen 2040“: Berlins neue Stadtquartiere spielen eine entscheidende Rolle

Der nun vorliegende Stadtentwicklungsplan „Wohnen 2040“ umfasst 24 dieser Quartiere, von denen einige bereits realisiert sind, wie etwa die Europacity oder das Stadtgut Hellersdorf. Weitere Projekte wie der Stadteingang West oder die Umsetzung des Schumacher-Quartiers auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel sollen folgen und innovative Wohnquartiere schaffen.

Doch Berlin benötigt schon heute neuen und bezahlbaren Wohnraum, um den hohen Bedarf auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt decken zu können. Wir schauen daher auf die wichtigsten Bauvorhaben in der Hauptstadtregion, bei denen in Berlin in den kommenden Jahren in großem Stil Wohnungen errichtet werden sollen, sowohl von landeseigenen als auch privaten Wohnungsbauunternehmen.

Fast fertig: 1.350 Wohnungen im Quartier „Friedenauer Höhe“

1.350 neue Wohnungen für Tempelhof-Schöneberg: Das Quartier „Friedenauer Höhe“ ist seit kurzem erstmals öffentlich zugänglich. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Insgesamt 1.350 neue Wohnungen entstehen im riesigen, autofrei konzipierten Wohnungsbauprojekt „Friedenauer Höhe“ auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf. Erstmals seit dem Baubeginn ist das Quartier nun fast vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich, die ersten Bewohner sind eingezogen. Wir haben uns einmal im neuen Quartier umgesehen.

770 Wohnungen im Bauvorhaben „Marienhöfe“: 2025 ist Start für neues Quartier

© Visualisierung: CollignonArchitektur

Zwischen Attilastraße und Röblingstraße in Tempelhof soll ein komplett neues Viertel entstehen. Geplant sind Wohnungen und ein Handwerkerhaus. Dabei sollen insgesamt 770 Wohnungen entstehen, im kommenden Frühjahr soll Baubeginn für das ambitionierte Vorhaben sein, bei dem Bezirk und private Investoren zusammen arbeiten.

Krampnitz: Wohngebiet für 10.000 Menschen ist in Potsdams Norden im Bau

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Im Potsdamer Norden sollen im Stadtteil Krampnitz in den kommenden Jahren Wohnungen für rund 10.000 Menschen entstehen. Denkmalgeschützte Kasernengebäude aus den 1930er Jahren sollen dabei erhalten und durch moderne Neubauten ergänzt werden. Die ersten Bewohner sollen 2025 einziehen.

Schumacher Quartier: Wohnungen für 5.000 Menschen in Holzbauweise

© Visualisierung: Tegel Projekt GmbH

Im künftigen „Schumacher Quartier“ auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel sollen 5.000 Wohnungen in Holzbauweise entstehen. Nun gibt es jedoch Streit mit der Autobahn GmbH, die einen größeren Abstand zum Autobahntunnel der A 111 einfordert. Das gefährdet den Bau von 570 Wohnungen. Nun wird überlegt, die Wohnhäuser im neuen Quartier höher zu bauen, um dennoch auf die geplante Wohnungszahl zu kommen.

Nachhaltiges Bauen auf Buckower Feldern: 900 Wohnungen entstehen im Berliner Süden

© Foto: STADT UND LAND, Christian Kruppa

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND realisiert im Süden Neuköllns auf den „Buckower Feldern“ rund 900 Mietwohnungen. Im Rahmen des Gesamtprojekts wurde nun Richtfest für das „Typenhaus Eco“ gefeiert, ein vollständig nachhaltig konzipiertes Wohngebäude.

1.500 Wohnungen sind an der Landsberger Allee zwischen Lichtenberg und Marzahn im Bau

© Visualisierung: GEWOBAG

An der Grenze zwischen Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf entstehen über 1.500 landeseigene Wohnungen in einem der größten Bauprojekte Berlins. Durch den Einsatz von recycelbaren Modulen und eine innovative Bauweise sollen bis 2026 umweltfreundliche, bezahlbare und barrierefreie Mietwohnungen geschaffen werden. In den vergangenen Monaten jedoch kam die riesige Baustelle auf der Landsberger Allee nur mühsam voran.

2.000 neue Wohnungen für Steglitz-Zehlendorf: Bau von Wohnquartier „Neulichterfelde“ beginnt

© Visualisierung: Groth Gruppe

Nach zwölf Jahren Planungsarbeit startet nun mit dem Bau des Quartiers „Neulichterfelde“ eines der größten Wohnungsbauvorhaben Berlins. Zunächst werden Bäume gefällt, um Platz für die zukünftigen Baufelder zu schaffen und die Baustellen einzurichten. Auf dem etwa 100 Hektar großen Gelände sind in den nächsten Jahren auf einer Fläche von 36 Hektar rund 2.000 Wohnungen, darunter 540 Sozialwohnungen, 1.540 Miet- und Eigentumswohnungen sowie 420 Reihen- und Doppelhäuser geplant.

Wohnungen für 4.000 Menschen auf dem Gelände des einstigen Köpenicker Güterbahnhofs

© Visualisierung: ADEPT & Karres en Brands mit PGT Umwelt und Verkehr, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

Auf dem ehemaligen Güterbahnhof Köpenick soll ein neues Stadtquartier mit Wohnungen für bis zu 4.000 Menschen sowie mehreren Schulen, Kitas und Gewerbeflächen entstehen. Im Juni 2023 wurde der Sieger im städtebaulich-freiräumlichen Werkstattverfahren verkündet. Die Entwicklung des seit Anfang der 1990er-Jahre ungenutzten Gebiets soll auch die Teilung Köpenicks durch die Bahntrasse aufheben und die umliegenden Quartiere somit insgesamt aufwerten. Neben 1.800 Wohnungen sind auf dem Gelände auch mehrere Schulen und Kitas geplant.

Spandau: Wohnungen für 10.000 Menschen entstehen auf der Insel Gartenfeld

© Visualisierung: UTB Projektmanagement GmbH

Auf der Insel Gartenfeld in Berlin-Spandau sollen im Zuge des Projekts „Das neue Gartenfeld“ in den kommenden Jahren neue Wohnungen für rund 10.000 Menschen entstehen. Das landeseigene Wohnungsbauunternehmen GEWOBAG hat im April 2024 die Grundsteinlegung für den ersten Bauabschnitt ihres Wohnquartiers gefeiert, in dem 926 Wohnungen entstehen sollen. Auch mehrere Wohnungsbaugenossenschaften sind auf dem Gelände aktiv.

Siemensstadt Square: Neuer Wohnraum für 7.000 Menschen entsteht

© Visualisierung: SIEMENS AG

Rund 750 Millionen Euro investiert die SIEMENS AG in das Projekt „Siemensstadt Square“ in Berlin-Spandau. Auf einer Fläche von 76 Hektar und einer Geschossfläche von über einer Million Quadratmetern sollen zukünftig rund 35.000 Menschen leben und arbeiten. Das ambitionierte Projekt soll damit als Vorbild für erfolgreiche Stadtentwicklung und Industrietransformation weltweit dienen. Insgesamt sollen bei dem Großprojekt 270.000 Quadratmeter Wohnraum für bis zu 7.000 Menschen geschaffen werden, davon 30 Prozent als sozialer Wohnungsbau.

„Königspark“: Neues Wohn- und Gewerbequartier im Berliner Umland

© Visualisierung: DLE Land Development GmbH

Im südöstlichen Umland Berlins soll in Königs Wusterhausen das Wohn- und Gewerbequartier „Königspark“ entstehen. Auf einer Fläche von insgesamt 56 Hektar sollen auch Flächen für Schulen, Kitas und Nahversorgung realisiert werden. Zudem sollen Grün- und Freizeitfläche auf einer Fläche von rund 100.000 Quadratmetern geschaffen werden.

2.700 Wohnungen im Berliner Norden: Das Wohnprojekt „Am Sandhaus“ in Buch

© Visualisierung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

Ursprünglich sollte das in Berlin-Buch geplante Wohnquartier „Am Sandhaus“ zum Teil von privaten und landeseigenen Wohnungsbauunternehmen realisiert werden. Nun aber hat das Land Berlin die vom privaten Unternehmen Vonovia verantworteten Flächen angekauft, um auf dem 57 Hektar großen Areal mehr bezahlbare Wohnungen errichten zu können. Insgesamt sollen insgesamt rund 2.700 Wohnungen errichtet werden.

Quartiersprojekt „Blankenburger Süden“: Wohnraum für 6.000 Menschen in Pankow

© Visualisierung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

Es ist eines der größten und komplexesten Stadtentwicklungsprojekte in der Hauptstadtregion: Im Nordosten des bevölkerungsstärksten Berliner Bezirks, Pankow, wird das Wohnquartier „Blankenburger Süden“ geplant. Bis zu 6.000 Wohnungen sollen bis zum Jahr 2030 dort entstehen. Zwischen den Ortsteilen Blankenburg und Heinersdorf soll das Areal auf den ehemaligen Rieselfeldern entwickelt werden.

Großprojekt „Segelflieger Quartier Berlin“ schafft Platz für 1.800 Wohnungen

© Visualisierung: Bauwert AG, WISTA Management GmbH

Auf einem rund 21 Hektar großen Areal in Berlin-Johannisthal soll ein neues Quartier mit Wohnungen für rund 3.500 Menschen entstehen, in Kooperation mehrerer Projektpartner. Der Bau der Wohnungen soll ab Ende 2025 starten. Mit einer feierlichen Vorstellung der neuen Quartiers-Dachmarke ‚Segelflieger Quartier Berlin‘ wurde der offizielle Startschuss für eines der größten Bauvorhaben Berlins gefeiert.

Problemprojekt „Pankower Tor“: Bau von 2.000 Wohnungen in der Warteschleife

© Visualisierung: Nöfer Architekten

Auf dem Areal des einstigen Rangierbahnhofs Pankow soll ein neues Stadtquartier mit 2.000 Wohnungen entstehen – eigentlich. Doch seit vielen Jahren gibt es Streit um eine bedrohte Krötenpopulation, die auf dem potenziellen Baugrund für das Vorhaben “Pankower Tor” heimisch ist. Nun geht der Disput in die nächste Runde – und der Baustart verzögert sich immer weiter.

 

Quellen: ADEPT & Karres en Brands mit PGT Umwelt und Verkehr, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, CollignonArchitektur, Entwicklungsträger Potsdam GmbH, Tegel Projekt GmbH, Groth Gruppe, GEWOBAG, UTB Projektmanagement GmbH, SIEMENS AG, Bauwert AG, WISTA Management GmbH, Nöfer Architekten, DLE Land Development GmbH

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