Im seit Jahren schwelenden Konflikt um die zukünftige Gestaltung des Zentrums der City West verhärten sich die Fronten zwischen dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Die eine Seite – die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – ist strikt gegen eine Hochhaus-Bebauung des Areals rund um den Kurfürstendamm. Der Bezirk hingegen möchte eben das: Mehrere Hochhausprojekte sollen hier in den kommenden Jahren realisiert werden.
Der Bezirk möchte Hochhäuser, die Senatsverwaltung ist dagegen
Beide Parteien haben über die Frage, ob am Kurfürstendamm nun Hochhäuser gebaut werden dürfen, oder nicht, am Anfang der Woche im Rahmen einer digitalen Diskussionsveranstaltung offen ihren Disput ausgetragen. Hierbei war nicht zu erkennen, dass sich die jeweiligen Kombattanten aufeinander zubewegen würden. Eher im Gegenteil.
Die Senatsverwaltung stellte während der Veranstaltung die Zwischenergebnisse der Bürgerbeteiligung zu ihrem Entwicklungskonzept für die City West vor. In diesem Konzept fordert sie, den Hochhausbau am Kurfürstendamm zu verbieten.
Zwei autark entwickelte Konzepte für die City West konkurrieren miteinander
Der Bezirk hingegen verfolgt mit seiner bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten “Charta City West 2040” eine gänzlich andere Vision: Der Bau von Türmen an der Einkaufsstraße ist in diesem Masterplan ausdrücklich erwünscht.
Mit dieser Charta hatte Oliver Schruoffeneger, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Charlottenburg-Wilmersdorf, in Zusammenarbeit mit dem Händlerverband AG City und weiteren lokalen Akteuren eine Absichtserklärung entwickelt, die konkrete stadtplanerische Ziele für die City West formuliert. Diese enthält das klare Ziel, den Hochhausbau am Kudamm zu entwickeln.
Die Senatsverwaltung sieht am Kudamm keine geeignete Hochhausstandorte
Nach Ansicht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unter Federführung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher finden sich geeignete Hochhausstandorte in der City West aber lediglich im Bereich zwischen Urania und Europacenter, einschließlich der Budapester Straße sowie im Bereich nördlich und südlich der Hertzallee.
Bezirk und Senatsverwaltung haben ihre Konzepte – bewusst oder unbewusst – im Alleingang geplant und stehen sich nun konfrontativ gegenüber. Die Senatsverwaltung möchte ihr berlinweites Hochhauskonzept gern noch vor den Wahlen im September beschließen, braucht hierfür aber auch nach eigener Aussage die Kooperationswilligkeit der Bezirke. Das beabsichtigte Hochhauskonzept soll als „Rahmenplan“ für den zukünftigen Städtebau in Berlin funktionieren.
Hochhauskonzept der Senatsverwaltung soll vor der Wahl verabschiedet werden
Das von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung konzipierte Dogma, am Kurfürstendamm keine Hochhausbebauung zuzulassen, gefährdet darüber hinaus einen Deal des Senats mit der Signa-Gruppe. Signa sichert in dieser Vereinbarung zu, Arbeitsplätze an von Schließung bedrohten Karstadt-Filialen zu sichern, wenn der Senat dafür das Vorhaben des Unternehmens unterstützt, am Alexanderplatz, am Hermannplatz sowie am Kurfürstendamm Hochhäuser zu bauen.
Während das Bauvorhaben am Hermannplatz noch in einem frühen Diskussionsstadium ist, ist der Bau des ersten Hochhauses am Alexanderplatz bereits beschlossene Sache. Am Kurfürstendamm möchte Signa nun den nächsten Schritt gehen und dort drei Hochhäuser errichten.
Geplantes Hochhauskonzept des Senats gefährdet Deal mit Signa-Gruppe
Setzt sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – allen voran Sebastian Scheel und Regula Lüscher – mit ihrem Konzept durch, gerät der Senat in arge Bedrängnis und müsste neu über mögliche Schließungen von Karstadt-Filialen und den Verlust von Arbeitsplätzen verhandeln.
Das Thema Hochhausbebauung in der City West ist also kein lokales Problem, sondern hat auch bezirksübergreifende Auswirkungen in andere Senatsverwaltungen hinein. Eine Lösung des Konflikts scheint derzeit schwierig zu sein, dennoch drängt die Zeit.
Die Vertreter der Signa-Gruppe haben ihre Verwirrung über die politischen Vorgänge nämlich mittlerweile öffentlich geäußert. Es bleibt abzuwarten, ob der gordische Knoten gelöst werden kann.
Mehr Projekte in Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es hier.
Zum ausführlichen Interview mit Bezirksstadtrat Oliver Schruoffenegger gelangt Ihr hier.
Zentrum der City West: Die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche
Vorbild für weitere Hochhausprojekte? Das “Upper West”
In the conflict over the future design of the center of City West, which has been smoldering for years, the fronts between the district of Charlottenburg-Wilmersdorf and the Senate Department for Urban Development are hardening.
One side – the Senate Department for Urban Development – is strictly opposed to high-rise development in the area around Kurfürstendamm. The district, on the other hand, wants just that: several high-rise projects are to be realized here in the coming years.
THE DISTRICT WANTS HIGH-RISES, THE SENATE ADMINISTRATION IS AGAINST THEM
At the beginning of the week, both parties openly disputed the question of whether high-rise buildings should be allowed to be built on Kurfürstendamm. It was not apparent that the respective combatants would move toward each other. Rather the opposite.
During the event, the Senate administration presented the interim results of the public participation process for its development concept for City West. In this concept, it calls for a ban on high-rise construction on Kurfürstendamm.
TWO INDEPENDENTLY DEVELOPED CONCEPTS FOR CITY WEST COMPETE WITH EACH OTHER
The district, on the other hand, is pursuing a completely different vision with its “Charter City West 2040” published last year: the construction of towers on the shopping street is expressly desired in this master plan.
With this charter, Oliver Schruoffeneger, district councilor for urban development in Charlottenburg-Wilmersdorf, had developed a declaration of intent in cooperation with the AG City merchants’ association and other local stakeholders, which formulates concrete urban planning goals for City West. This includes the clear goal of developing high-rise construction on the Kudamm.
THE SENATE ADMINISTRATION DOES NOT SEE ANY SUITABLE HIGH-RISE LOCATIONS ON KUDAMM
However, according to the Senate Department for Urban Development under the leadership of Senate Building Director Regula Lüscher, suitable high-rise locations in City West can only be found in the area between Urania and Europacenter, including Budapester Strasse, and in the area north and south of Hertzallee.
The district and the senate administration have planned their concepts – consciously or unconsciously – on their own and are now confronting each other. The senate administration would like to decide on its Berlin-wide high-rise concept before the elections in September, but says it needs the districts’ willingness to cooperate. The intended high-rise concept is to function as a “framework plan” for future urban development in Berlin.
HIGH-RISE CONCEPT OF THE SENATE ADMINISTRATION TO BE ADOPTED BEFORE THE ELECTION
The dogma conceived by the Senate Department for Urban Development of not allowing high-rise development on Kurfürstendamm also jeopardizes a deal the Senate has made with the Signa Group. In this agreement, Signa pledges to secure jobs at Karstadt stores threatened with closure in return for the Senate’s support of the company’s plans to build high-rise buildings at Alexanderplatz, Hermannplatz and Kurfürstendamm.
While the construction project at Hermannplatz is still at an early stage of discussion, the construction of the first high-rise building at Alexanderplatz is already a done deal. Signa now wants to take the next step at Kurfürstendamm and build three high-rises there.
PLANNED HIGH-RISE CONCEPT OF THE SENATE JEOPARDIZES DEAL WITH SIGNA GROUP
If the Senate Department for Urban Development – led by Sebastian Scheel and Regula Lüscher – gets its way with its concept, the Senate will be in dire straits and would have to renegotiate possible closures of Karstadt stores and job losses.
The issue of high-rise development in City West is therefore not a local problem, but also has cross-district repercussions in other Senate administrations. A solution to the conflict seems difficult at the moment, yet time is pressing.
After all, the representatives of the Signa Group have now publicly expressed their confusion about the political events. It remains to be seen whether the Gordian knot can be untied.
Newsletter
Abo-Modell
Neue Artikel
2. November 2024
Wo kann man die verschiedenen Konzepte von Senat und Bezirk einsehen?
Es ist doch nur noch peinlich.
Als ob dieses Haus eine Architektur hätte die man erhalten müsste.
Es ist doch nur noch ein blockieren um der Blockierung willen.
Was soll das?
[…] bei der damaligen Senatsbaudirektorin, Regula Lüscher, auf wenig Gegenliebe und führte zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen Bezirk und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung üb… in der City […]