Während in Hamburg und München die Märkte für Büroimmobilien im ersten Quartal 2023 deutlich stagnierten, zeigt sich der Berliner Immobilienmarkt ausgesprochen robust. Einer der Hauptgründe dafür ist der sogenannte “Hauptstadt-Bonus”. Denn der Bedarf nach zusätzlichen Büroflächen durch den Bund ist konjunkturabhängig und ungebrochen hoch.
© Fotos: Pixabay
Text: Björn Leffler
Ein noch gar nicht so altes Bundesministerium ist derzeit auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Derzeit arbeiten die Beschäftigten des Ministeriums, welches von Klara Geywitz (SPD) geleitet wird, in einem historischen Geschäftshaus in der Krausenstraße in Berlin-Mitte.
Das Bundesbauministerium sucht neue Räumlichkeiten in Berlin-Mitte
Nun gibt es aber offenkundig einen deutlich größeren Flächenbedarf, weshalb das Ministerium nach Informationen der Immobilien Zeitung nach einer neuen Bleibe sucht. Diese soll sich womöglich nur wenige Meter weiter in der Zimmerstraße, an der Grenze zwischen Mitte und Kreuzberg, befinden.
Die Suche nach einer neuen Immobilie läuft bereits seit mehreren Monaten. Nun soll die ehemalige Axel-Springer-Passage eine ernsthafte Option für das Bauministerium sein. Dieses Gebäude liegt an der Rudi-Dutschke-Straße, der Markgrafen- sowie der Zimmerstraße. Sie wurde vom Londoner Architektenbüro RHWL Architects entworfen und von 2000 bis 2004 errichtet.
Axel-Springer-Passage wird derzeit umgebaut und ist eine ernsthafte Option
Die Passage war über die Ullstein-Halle mit dem historischen Axel-Springer-Hochhaus verbunden und befindet sich auf dem Gelände der ehemals denkmalgeschützten Rotationshalle des Axel-Springer-Verlages, die Ende der 1990er Jahre zugunsten der Passage abgerissen wurde.
Im Frühjahr 2020 begann der Umzug der insgesamt 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das neue Gebäude des Medienkonzerns. Die Beschäftigten hatten zuvor in der Axel-Springer-Passage gearbeitet.
Der Bund realisiert in Berlin und Bonn Neubauvorhaben für 1,2 Mrd. Euro
Dass der Bedarf an zusätzlichen Büroflächen durch Bundesbehörden in Berlin eher die Regel aus die Ausnahme ist, ist erst im April 2023 medial thematisiert worden. In Berlin und Bonn realisiert die Bundesregierung Bauprojekte für insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Vor allem neue Büroflächen werden dabei geschaffen.
Doch sowohl Bundesfinanzminister Christian Lindner als auch die Opposition sehen viele Projekte kritisch und zweifeln an ihrer Notwendigkeit. Lindner fordert daher, vor allem nach den Erkenntnissen der Corona-Pandemie, dass die Bundesregierung sehr viel stärker auf ortsflexibles Arbeiten und Home-Office setze, so wie es der Großteil der Unternehmen in Deutschland ja auch tue.
Der Berliner Immobilienmarkt profitiert vom Bürobedarf der Bundesregierung
Derzeit ist eine solche Umkehr bei den Projektplanungen der Bundesregierung allerdings noch nicht erkennbar, auch wenn Lindner die geplante Erweiterung seines eigenen Ministeriums noch einmal prüfen lässt. Sowohl eigene Bauprojekte werden vom Bund vorangetrieben als auch die Anmietung externer Büroflächen.
Davon profitiert der Berliner Immobilienmarkt und steht damit im Gegensatz zum bundesweiten Trend, wie das Immobilienportal combine Transactions berichtet. “Der Büromarkt der Hauptstadt profitiert weiterhin von den Anmietungen der öffentlichen Hand, da diese deutlich weniger konjunkturabhängig sind, sowie von Anmietungen internationaler Unternehmen aus dem Beratungs- und IT-Bereich“, erklärt Konstantin von Barcsay-Amant, Geschäftsführer combine Transaction München und Berlin.
Büromärkte in München und Hamburg stagnierten im ersten Quartal 2023
Der Büromarkt München verzeichnete zum Jahresauftakt hingegen einen deutlichen Rückgang bei den Flächenumsätzen. Das lag primär an den ausbleibenden Großabschlüssen (hierzu werden Transaktionen ab 5.000 Quadratmeter gezählt), die dafür sorgten, dass im ersten Quartal 2023 bis zu 35 Prozent weniger Fläche umgesetzt wurde als im Vorjahr.
Aktuell dominiert das kleine und mittlere Größensegment (bis 2.000 Quadratmeter) den Münchener Vermietungsmarkt und macht in den ersten drei Monaten bis zu zwei Drittel der Abschlüsse aus. Ähnliche Entwicklungen konnten laut combine Transactions auch in Hamburg beobachtet werden, wo der Jahresauftakt ebenfalls bescheiden ausfiel.
“Hauptstadt-Bonus”: Berliner Immobilienmarkt zeigt sich sehr robust
Viele Projekte, die noch vor der Corona-Pandemie geplant wurden, sind empfindlich ausgebremst worden und stauen sich momentan auf. Der Berliner Büromarkt hat im gleichen Zeitraum mit gut 140.000 Quadratmetern Flächenumsatz dagegen sehr robuste Zahlen abgeliefert.
Was alle drei Standorte aber gemein haben, ist der Trend hin zu modernen, gut angebundenen Bürostandorten, die den veränderten postpandemischen Anforderungen an hybrides Arbeiten gerecht werden müssen. So sind Angestellte durchaus gewillt, wieder eine erhöhte Präsenz im Office zu zeigen, allerdings unter verbesserten und attraktiveren Standortbedingungen.
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Quellen: Immobilien Zeitung, Ummen Communications, combine Transactions
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