Auf der Stadtbrache der ehemaligen Vertragsarbeitersiedlung in Alt-Hohenschönhausen soll bald ein neues Wohnquartier entstehen. Die Bauherren Belle Époque und HOWOGE planen bis zu 1.400 neue Wohnungen sowie soziale, medizinische und gewerbliche Flächen. Bei einem Informationsgespräch erfuhren die Nachbarn, wie es mit dem Projekt weitergehen soll.

Der Plan: Auf dem Areal der ehemaligen Vertragsarbeiter-Siedlung in Hohenschönhausen soll in einigen Jahren ein neues Wohnquartier entstehen.

© Visualisierungen: HOWOGE
Text: Stephanie Engler

 

Erst am gestrigen Donnerstag berichteten wir über die Pläne des landeseigenen Wohnungsbauunternehmens HOWOGE über die Errichtung einer neuen Schule am Breiten Luch in Neu-Hohenschönhausen. Ein weitaus größeres Projekt plant das Unternehmen gemeinsam mit dem privaten Immobilienunternehmen Belle Époque in Alt-Hohenschönhausen, an der Gehrenseestraße.

Bei einem Informationsgespräch inklusive Spaziergang erfuhren die Nachbarn des Viertels, wie es mit dem Gelände der ehemaligen Vertragsarbeitersiedlung nun weitergehen soll, auf dem das besagte Projekt umgesetzt werden soll. Der Wahlkreisabgeordnete Martin Pätzold (CDU) hatte zur Veranstaltung auf dem Areal eingeladen.

Ehemalige Vertragsarbeitersiedlung soll neu entwickelt werden

Im Rahmen der Veranstaltung informierten Vertreter der Investoren, von HOWOGE und Belle Époque, wie es um die Zukunft des neuen Quartiers steht. Das etwa 7,5 Hektar große Gelände entstand Anfang der 1980er-Jahre als Wohnquartier für Vertragsarbeiter aus Vietnam, Mozambique und Angola. Schon seit 1994 stehen die Wohnungen jedoch leer und die einstige Siedlung ist zu einer unansehnlichen Stadtbrache verkommen.

Vor fünf Jahren erwarb dann das Unternehmen Belle Époque das gesamte Areal und tat sich mit der HOWOGE zusammen, wie Projektentwickler Hans-Jörg Schmidt von der Belle Époque berichtete.

Baubeginn für das Quartier könnte schon in zwei Jahren sein

Schmidt betonte beim Spaziergang, dass mit dem Abschluss des Bebauungsplanverfahrens schon im nächsten Jahr gerechnet werden könne. Dann könne man auch endlich mit dem Abriss und 2024 mit dem Bau beginnen. 

Bei der Bebauung geht es um etwa 6,3 Hektar Land, welches zu zwei Dritteln von der Belle Époque und einem Drittel von der HOWOGE bebaut werden soll. Belle Époque plant die Errichtung von bis zu 800 Wohnungen, HOWOGE möchte zwischen 550 und 600 neue Wohneinheiten schaffen. Die genauen Zahlen werden sich letztlich aus dem Bebauungsplan sowie den nachfolgenden Planungen ergeben.

Soziale, medizinische und gewerbliche Strukturen sind in Planung

Neben dem Wohnungsbau sind auch zwei Kitas und eine Grundschule geplant. Zudem soll laut Stefan Schautes, Prokurist der HOWOGE, Platz für Geschäfte und medizinische Einrichtungen geschaffen werden. Das neue Areal soll größtenteils autofrei gestaltet werden. Daher sind zusätzlich etwa 850 Tiefgaragenplätze in Planung. 

Bei dem neuen Wohnquartier handele es sich laut den Aussagen von Schautes und Schmidt um ein ausgesprochen aufwendiges Projekt, welches viel Zeit und Planung in Anspruch nehmen würde. Daher machten sie deutlich, dass sowohl die Infrastruktur als auch die nähere Umgebung in alle Planungen mit einbezogen werden müsse.

Komplexes Bauvorhaben: Planungen laufen schon seit mehreren Jahren

Daher wurden in den vergangenen Jahren viele wichtige Punkte diskutiert: Zwei Jahre lang war allein die neue Grundschule Thema von Verhandlungen mit Vertretern der öffentlichen Verwaltung. Ein weiteres Jahr ging es allein um die verschiedensten Verkehrsthemen wie der Straßenkreuzung nördlich des Quartiers. Sie müsse künftig umgebaut und die Straßenbahnhaltestelle verlegt werden.

Zurzeit berate man sich zur Vorgabe des Bezirks, dass das Regenwasser auf dem Grundstück versickern muss. Die erschienen Nachbarn folgten der Informationsveranstaltung interessiert und aufgeschlossen. Dennoch wurden viele Fragen gestellt und kritische Anmerkungen zu den Ausführungen angebracht. Dabei stellte sich heraus, dass die Anwohnerinnen und Anwohner besonders am Verkehrskonzept des neuen Wohnquartiers interessiert waren. 

Bauprojekt Gehrenseestrasse: Verkehrskonzept wird intensiv diskutiert

Die Anwohner merkten an, dass im Bereich von Alt-Hohenschönhausen unbedingt ein noch höheres Verkehrsaufkommen vermieden werden müsse und deutlich mehr Parkplätze geschaffen werden müssten. 

Zudem müsse die Höhe der neuen Häuser an die Umgebung angepasst werden. Diese und weitere Themen werden aber wohl spätestens zur geplanten Bürgerbeteiligung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens noch einmal aufkommen. 

Die Vertreter von Belle Époque und HOWOGE können aus dieser Veranstaltung jedoch ein durchaus positives Ergebnis ziehen, denn die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schienen zumindest über den Planungsfortschritt und den in Aussicht stehenden Abriss der verfallenen Gebäude erfreut.

 

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Quellen: Belle Époque, HOWOGE, Berliner Woche, Bezirksamt Lichtenberg

 

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