Deutlich mehr Flüchtlinge als vom Berliner Senat erwartet kommen bislang in diesem Jahr nach Berlin, die bestehenden Kapazitäten sind nahezu vollständig ausgelastet. Nun denkt der Berliner Senat über den Bau weiterer Flüchtlingsunterkünfte im gesamten Stadtgebiet nach. Dabei ist viel Kreativität bei der Standortsuche gefragt.
© Fotos: depositphotos.com
Text: Björn Leffler
Bereits in der Vergangenheit haben wir mehrfach über den geplanten Bau neuer Wohnungen für Geflüchtete in Berlin berichtet. So werden etwa in Berlin-Spandau nahe der denkmalgeschützten „Alexander Barracks“ 128 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen errichtet, die im Anschluss weitervermietet werden können.
In Pankow-Rosenthal sollen hingegen mehrere modulare Flüchtlingsunterkünfte im Townhouse-Format errichtet werden, auch in Berlin-Charlottenburg wird auf der Mierendorffinsel ein Wohnprojekt für Flüchtlinge umgesetzt. Hier entstehen an der Quedlinburger Straße insgesamt 146 Wohnungen. Zudem soll eine Kita und einen Kieztreff eingerichtet werden. Später sollen die Wohnungen von Studierenden gemietet werden können.
Der Strom von Flüchtlingen, die nach Berlin kommen, reißt nicht ab
Wann dies geschehen wird, liegt derzeit jedoch in den Sternen, denn der Strom an Flüchtlingen nach Berlin reißt nicht ab. Vor allem Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber suchen Zuflucht in der deutschen Hauptstadt.
Nach einem Bericht der Berliner Morgenpost soll die Zahl von 12.000 zusätzlichen Geflüchteten in diesem Jahr deutlich übertroffen werden. Damit kommen deutlich mehr Menschen nach Berlin, als der Berliner Senat erwartet hatte. Das erfordert die Errichtung weiterer Unterkünfte. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der wachsenden Berliner Bevölkerung und eines angespannten Wohnungsmarktes eine große Herausforderung.
Große Flüchtlingszentren gibt es derzeit auf den ehemaligen Berliner Flughäfen
In Pankow, Marzahn, Hellersdorf, Reinickendorf, Lichtenberg, Tempelhof und Schöneberg liegt derzeit die Hauptlast der Flüchtlingsunterkünfte in Berlin. Dazu gehören das Ankunftszentrum für Ukrainer am ehemaligen Flughafen Tegel, wo derzeit knapp 3.000 Menschen untergebracht sind, sowie die Hangars und das Containerdorf am ehemaligen Flughafen Tempelhof.
Da der Berliner Senat beabsichtigt, das Ankunftszentrum in Tegel mittelfristig aufzugeben und die Flächen dort für den Bau des Wissenschafts- und Gewerbezentrums “Urban Tech Republic” freizugeben, sind Ersatzstandorte nötig, die spätestens ab Mitte 2024 bezogen werden können.
Wohnungen für Geflüchtete: Der Senat hat mehrere Standorte ins Auge gefasst
Nach Informationen der Berliner Morgenpost hat der Senat eine interne Liste mit potenziellen Standorten für neue Flüchtlingsunterkünfte zusammengestellt. Diese Liste führt mögliche Bauflächen im gesamten Stadtgebiet auf.
So könnten neue Unterkünfte für Geflüchtete etwa an der Cordessstraße am Bahnhof Grunewald direkt an der Avus untergebracht werden. In zweistöckigen Containern wäre dort Platz für rund 800 Menschen.
Parkplätze in Tempelhof und Reinickendorf könnten umfunktioniert werden
Ein Bürogebäude am Groß-Berliner Damm 59 in Treptow-Köpenick steht ebenfalls auf dieser Liste wie Parkplatzflächen am Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf oder ein privates Baugrundstück an der Schnellerstraße in Treptow.
Auch am ehemaligen Flughafen Tempelhof gibt es noch Parkplatzflächen, die mit weiten Unterkünften bebaut werden könnten. Am Kirchhainer Damm in Lichtenrade könnten Unterkünfte an einem ehemaligen, nicht mehr genutzten Seniorenheim entstehen.
Brachflächen, Jugendlager und Seniorenheime: Kreativität ist gefragt
In Reinickendorf gibt es noch eine weitere Fläche, die in Betracht gezogen wird. Ein ehemaliges Jugendlager am Rallenweg könnte in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden. Zwischen Pankow und Lichtenberg befindet sich eine Brachfläche an der Eldenaer Straße, die ebenfalls entsprechend bebaut werden könnte.
Auch in Pankow gibt es noch eine weitere Fläche, die für eine mögliche Bebauung mit Unterkünften für Geflüchtete in Betracht kommt. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Baumarkt an der Idunastraße.
Nach der Sommerpause muss der Berliner Senat neue Projekte in Angriff nehmen
Offiziell hat sich der Senat zu dieser möglichen Standortauswahl aber noch nicht geäußert, denn das Thema ist sensibel. Der Bau neuer Flüchtlingsunterkünfte ist in den Bezirken vor allem bei Anwohnerinnen und Anwohnern wenig populär.
Nichtsdestotrotz muss die Berliner Landesregierung auf die bestehende Notlage reagieren. Entscheidungen dazu werden nach der Sommerpause erwartet. Dann sollen an einigen der genannten Standorte neue Unterkünfte in kurzer Zeit realisiert werden.
Weitere Wohnprojekte sind hier zu finden
Quellen: Berliner Morgenpost, Landesamt für Gesundheit und Soziales, Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten
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