Der Berliner Senat möchte Mitte der 2030er Jahre eine Internationale Bauausstellung in der Metropolregion Berlin Brandenburg durchführen. Die Vorbereitungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für dieses Großprojekt haben mittlerweile begonnen. Bereits 1957 und 1987 hat es in (West-)Berlin eine IBA gegeben.

Neue Stadtentwicklungskonzepte für die Metropolregion Berlin: Der Berliner Senat bereitet derzeit die Durchführung einer Internationalen Bauausstellung ab 2034 vor. / © Visualisierung: Depositphotos.com

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Text: Björn Leffler

 

Zweimal bereits wurden in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg internationale Bauausstellungen durchgeführt. Einmal 1957 und einmal 1987, wobei diese beiden Jahre lediglich den Endpunkt eines mehrjährigen Ausstellungszeitraums markieren, der im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung, kurz IBA, durchgeführt wird.

Die städtebaulichen Zeugnisse dieser beiden ersten Bauausstellungen sind im Berliner Stadtbild heute noch sehr präsent. Hierzu zählen etwa das Haus der Kulturen der Welt oder das Hansaviertel, welche im Zuge der “Interbau” ab Mitte der 1950er Jahre im zerstörten Nachkriegs-Berlin (West-Berlin) umgesetzt wurden.

1957 und 1987: In (West-)Berlin wurden bereits zwei IBA’s durchgeführt

Dreißig Jahre später wurde eine zweite IBA in Berlin durchgeführt.
Die Idee zur IBA 1987 wurde von Hans-Christian Müller, dem damaligen Berliner Senatsbaudirektor, initiiert. Josef Paul Kleihues war einer der führenden Architekten dieser IBA und verantwortlich für den Schwerpunkt Kritische Rekonstruktion, der sich auf den Neubau in innerstädtischen Gebieten zur Stadtreparatur konzentrierte.

Später übernahm Hardt-Waltherr Hämer den Schwerpunkt Behutsame Stadterneuerung, der sich auf die Sanierung von Altbaugebieten konzentrierte. Unter diesem Schwerpunkt wurden schließlich zwölf Grundsätze der Stadterneuerung entwickelt, die den Berliner Stadterneuerungsprozess für viele Jahre prägten.

Berlins Stadtbild ist bis heute durch IBA-Bauten geprägt

Bis heute ist gut sichtbar, welche städtebaulichen und architektonischen Ergebnisse diese zweite Bauausstellung hervorgebracht hat, etwa am Prager Platz, am Tegeler Hafen, in der südlichen Friedrichstadt sowie im südlichen Tiergarten.

Eine IBA stellt grundsätzlich ein spezielles Format für die Entwicklung von Städten und Regionen dar und soll als Aushängeschild für nationale Bau- und Planungskultur verstanden werden. Seit über einem Jahrhundert bringen diese Experimentierfelder die aktuellen Herausforderungen des Planens und Bauens in nationale und internationale Diskussionen.

IBA: Experimentierfeld für aktuelle Herausforderungen

IBAs setzen demnach hohe Standards und entwickeln sich kontinuierlich weiter, ohne einem standardisierten Format oder Verfahren zu folgen. Während die ersten IBAs hauptsächlich durch ihre architektonischen Innovationen bekannt wurden, haben sie sich in ihrer räumlichen und gesellschaftlichen Bedeutung mittlerweile stark verändert.

Heutzutage sind IBAs Baukultur-Ausstellungen, die neben ästhetischen und technologischen Aspekten zunehmend komplexe soziale, wirtschaftliche und ökologische Fragen integrieren. In Deutschland werden derzeit noch weitere IBAs vorbereitet.

Auch Stuttgart und München planen die Durchführung einer IBA

So will sich die IBA Stuttgart im Jahr 2027 mit den Themen Wohnen und Arbeiten beschäftigen, während in München im Jahr 2032 das Thema Mobilität im Vordergrund stehen soll. Die Vorbereitung einer IBA ist ein mehrjähriger Prozess, der insgesamt rund zehn Jahre einnimmt.

Während der Vorbereitungs- und Planungszeit wird der Fokus und das Thema der IBA ausgelotet und die politischen und wirtschaftlichen Weichen gestellt. Die tatsächlichen Resultate werden Bewohnern und Gästen üblicherweise über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren im Stadtraum präsentiert. So ist es auch in Berlin geplant.

Bereits 2023 hat der Senat öffentlich für die Durchführung einer IBA geworben

Bereits im Spätsommer des vergangenen Jahres hatte Berlins aktuelle Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt öffentlich gemacht, dass der Berliner Senat die Durchführung einer weiteren Internationalen Bauausstellung in der Metropolregion Berlin Brandenburg plant.

Diese IBA soll nach Möglichkeit nicht nur innerhalb der Berliner Stadtgrenzen stattfinden, sondern den gesamten Metropolraum inklusive des Brandenburger Umlands umfassen. Dies würde eine Zusammenarbeit beider Bundesländer Berlin und Brandenburg voraussetzen, was bislang allerdings noch nicht vollständig gesichert ist.

Durchführung einer IBA ist Teil des Koalitionsvertrags

Die Zielsetzung, in Berlin eine Internationale Bauausstellung durchzuführen, ist Teil des aktuellen Koalitionsvertrages zwischen CDU und SPD und zählt damit – neben Olympia und Expo – zu den perspektivischen Großvorhaben der Regierungskoalition.

Auch Bausenator Christian Gaebler (SPD) hatte schon im vergangenen Dezember gegenüber dem Tagesspiegel die Planungen für eine IBA in Berlin ab Mitte der 2030er Jahre bestätigt: “In Anbetracht der drängenden Fragen unserer Zeit braucht es einen regelmäßigen, kritischen Blick auf unsere gebaute und gestaltete Umwelt.

IBA-Themen: Klimawandel, Mobilität, demografischer Wandel, Energiekrise

Schwerpunktthemen für eine solche IBA könnten die großen Themen  Klimawandel, Mobilität, demografischer Wandel sowie die Energiekrise sein. So würde es, anders als in der Vergangenheit, nicht ausschließlich um das Thema Bauen gehen, sondern wohl vielmehr darum, wie der Stadt- und Landraum nachhaltig und klimaresilient transformiert werden kann.

Nachdem im vergangenen Jahr das Thema IBA erstmals verbindlich als Zielsetzung für die 2030er Jahre geäußert wurde, hat die verantwortliche Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen mittlerweile die konkrete Konzeption, Planung und Vorbereitung einer möglichen Bauausstellung begonnen.

Der Senat bringt derzeit Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen

So werden derzeit in verschiedenen Werkstätten und Workshop-Formaten mögliche Fokusthemen sowie die Grundausrichtung einer Berlin-Brandenburger IBA ausgelotet und diskutiert. Dafür werden Architektur-, Bau-, Mobilitäts- und Stadtentwicklungsexperten aus völlig unterschiedlichen Bereichen konsultiert.

Die Schwerpunktthemen dieser IBA werden sich aller Voraussicht nach in diesem und im nächsten Jahr finden – und dann wohl frühzeitig auch einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden.

IBA Berlin Brandenburg: Vernetzung städtischer und ländlicher Räume

Schon jetzt wird jedoch deutlich, dass es bei der IBA in der Hauptstadtregion in starkem Maße darum gehen wird, städtische und ländliche Areale besser miteinander zu vernetzen und gesellschaftliche Trends, die in vielen Metropolregionen längst begonnen haben, weiter- und neu zu denken.

Denn die IBA 2034 möchte Fragestellungen aufwerfen (und schließlich auch beantworten), die nicht nur für die Menschen in der Metropolregion Berlin relevant sind, sondern in Ballungsräumen weltweit auftreten. Mit diesem Anspruch geht die Senatsverwaltung in die Arbeit der kommenden Monate und Jahre. Wir werden den Prozess aufmerksam begleiten.

 

Weitere Bilder zum Thema gibt es hier:

Resultat der Internationalen Bauausstellung 1957: Das Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten. / © Foto: Wikimedia Commons, Andreas Grothe

Briefmarke der Deutschen Bundespost Berlin zur Internationalen Bauausstellung Berlin 1987. / © Foto: Wikimedia Commons

Gebaut im Zuge der IBA 1987: Wohnhäuser in Berlin-Tegel. / © Foto: Wikimedia Commons, Gunnar Klack

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Quellen: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Wikipedia, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH, Portal München Betriebs GmbH & Co. KG, Der Tagesspiegel

 

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