Im Schatten des Wiederaufbau-Projekts am Hermannplatz, bei dem das historische Karstadt-Gebäude aus den 1920er Jahren in Form und Ästhetik wieder entstehen soll, wird auch ein altes Parkhaus revitalisiert. Dieses soll nun nicht – wie ursprünglich vorgesehen – abgerissen, sondern vollständig umgebaut werden.
So stellt sich das dänische Architekturbüro Lendager Group die neue Fassadengestaltung des Parkhauses zur Urbanstraße hin vor. Für die Fassadenverkleidung eines der Innenhöfe sollen sogar alte Rolltreppenelemente Verwendung finden.
© Visualisierungen: Lendager Group
Während die Baugenehmigung für das Wiederaufbau-Projekt der Signa-Gruppe am Hermannplatz, an der Grenze zwischen Neukölln und Kreuzberg, noch auf sich warten lässt, plant die das Unternehmen bereits ein weiteres Revitalisierungsprojekt, welches quasi “im Schatten” des “großen” Wiederaufbau-Projekts geplant wird.
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel, der kürzlich mit seinen ambitionierten Plänen für die Pankower Elisabeht-Aue für Aufsehen sorgte, hatte den Projektentwicklern des Karstadt-Bauvorhabens aber schon signalisiert, dass er an einer schnellen Baugenehmigung arbeite.
Die Pläne für die hinteren Gebäude des Karstadt-Grundstücks werden konkreter
Für Signa ist dies offenbar Grund genug, die detaillierte Ausarbeitung des Projektvorhabens weiter voranzutreiben. Nachdem im Mai die überarbeiteten und konkretisierten Pläne für den Wiederaufbau des Hauptgebäudes publik gemacht wurden – der Baustoff Holz soll dabei eine zentrale Rolle spielen – gibt es nun auch einen konkreten Plan für die hinteren Gebäude des Geländes, darunter das Parkhaus mit Einfahrt an der Urbanstraße im Nordosten.
Ursprünglich war vorgesehen, das Parkhaus abreißen zu lassen. Wie schon beim Hauptgebäude setzt Signa nun aber auch hier auf einen nachhaltigeren Ansatz und wird das Gebäude – soweit möglich – erhalten und für eine vollkommen andersartige Nutzung vollständig umbauen lassen.
Erhalt statt Abriss: Signa setzt auf Wiederverwertbarkeit des Bestandsbaus
Zukünftig sollen in dem Gebäude Gewerbeflächen für Einzelhändler, Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Kinos oder Theater geschaffen werden. Darüber hinaus sind weitere, gewerbliche Nutzungen denkbar. Nur ein Parkhaus soll das Parkhaus zukünftig nicht mehr sein.
Grundlage für das Umbaukonzept ist ein Entwurf des dänischen Architekturbüros Lendager Group aus Kopenhagen, das sich in einem Wettbewerb gegen insgesamt elf andere, nationale und internationale Büros durchsetzen konnte. Das Büro ist vornehmlich für klimaschonende Wiederverwertungsprojekte bekannt. Damit verfolgt es also einen Ansatz, für den sich Signa bereits, wie oben erwähnt, bei der Rekonstruktion des Haupthauses entschieden hatte.
Dänisches Architekturbüro konnte sich im Architekturwettbewerb durchsetzen
Die dänischen Architekten möchten jede zweite Betondecke im heutigen Parkhaus herausschneiden, um attraktive, hohe Räume zu schaffen, die man durch Konstruktionen aus Holz und Glas in kleinere Einheiten unterteilen kann. Vorgabe von Signa war es, so viele bestehende Bauteile und Bestandsstrukturen zu verwenden wie möglich.
Diese Anforderung erfüllte die Lendager Group offenbar am überzeugendsten. So soll an der zukünftigen Fassadenverkleidung eines Innenhofes Stufen von ehemaligen Rolltreppen des Parkhauses Verwendung finden.
Einen konkreten Zeitplan für dieses Teilprojekt gibt es natürlich noch nicht. Es wird jedoch immer klarer, welches architektonische Konzept in die bestehenden Gebäude am Hermannplatz einziehen soll. Eine Neukonzeption für das in die Jahre gekommene Parkhaus kann mit großer Wahrscheinlichkeit als Aufwertung für den Standort betrachtet werden.
Weitere Projekte in Neukölln findet Ihr hier
Erweiterung: Neue Rettungsstelle für das Krankenhaus Neukölln
In Neukölln entsteht das Backstein-Bürogebäude “Hohe Neun”
“Kalle Neukölln”: Neuerfindung eines ehemaligen Kaufhauses
So soll der zukünftige Empfangsbereich im ehemaligen Parkhausgebäude gestaltet werden.
Newsletter
Abo-Modell
Neue Artikel
2. November 2024
[…] Karstadt am Hermannplatz: Neue Nutzung für ein altes Parkhaus […]
Das klingt ja ganz geschmeidig wie man es heute gerne hört. Aber wenn das Ergebnis eine Profitquelle für Benko werden soll, dann kann man davon ausgehen dass ein Haufen negativer Punkte damit übermalt werden soll.
Neben diesem Projekt, über das man sehr viel spricht, steht noch die Immobilie Galeria Karstadt am Kurfürstendamm 231.
Gibt es einen besonderen Grund sich darüber so gut wie überhaupt nicht zu äußern?
Hallo Katrin,
nein, den gibt es nicht – auch dieses Thema haben wir redaktionell schon auf dem Plan und werden dazu in den kommenden Wochen auch berichten.
Viele Grüße von der ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN Redaktion.
Ihre Antwort war vom 14.03.2022. Nun haben wir den 27.08.2022.
“kommende Wochen” scheint ein sehr dehnbarer Begriff zu sein.
U.a. wird das danebenliegende ehemalige Hotel am Kurfürstendamm 227-229 noch immer umgebaut. Parallel zu bauen war nicht möglich?
Warum muss der Kurfürstendamm, einer der bekanntesten Straßen Deutschlands, eine Dauerbaustelle sein?
Die Idee, das Parkhaus zu erhalten stammt allerdings ursprünglich nicht von Lendager sondern von White Arkitekter.
https://www.bauwelt.de/rubriken/betrifft/Greenwashing-Hermannplatz-Berlin-Re-Use-Wettbewerb-Wiederaufbau-Karstadt-Signa-David-Chipperfield-White-Arkitekter-Lendager-3744608.html
[…] Karstadt am Hermannplatz: Neue Nutzung für ein altes Parkhaus […]