An der Titiseestraße in der Reinickendorfer Rollbergesiedlung im Norden Berlins ist ein gemeinsames Wohn- und Betreuungsprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU und der evangelischen Kirche geplant. Unter anderem sollen 125 Mietwohnungen und eine Kita entstehen.
© Foto / Visualisierung: GESOBAU
Text: Stephanie Engler
In der Rollbergesiedlung im Nordberliner Bezirk Reinickendorf fand der symbolische Spatenstich für ein außergewöhnliches Wohnprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU statt. Gemeinsam mit der evangelischen Kirche soll in der Titiseestraße ein Haus mit über 100 Wohnungen, einer Kita und einem Familienzentrum entstehen.
Der Neubau entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindezentrums der Felsenkirche, welches schon 2015 wegen hoher Schadstoffbelastung geschlossen wurde. Anfang des Jahres folgte dann die Kita nebenan.
Gemeindezentrum Felsenkirche: Gelände erhält neuen Zweck
Kurz darauf erfolgte der Abriss und das “fachgerechte Entsorgen des Giftcocktails“, so Projektkoordinatorin Ute Strelow. Der Generalunternehmer des Neubaus ist die Firma Ten Brinke. Am 13. September fand daher auf dem Grundstück in der Titiseestraße 7 der symbolische Spatenstich statt.
Anwesend waren unter anderem Vertreter der Kirche wie Bischof Christian Stäblein und Mitarbeiter der GESOBAU wie Christian Wilkens sowie Bürgermeister Uwe Brockhausen und Projektkoordinatorin Ute Strelow. Die Planungen für den siebengeschossigen Wohnungs- und Kita-Bau starteten schon vor vier Jahren. Nun sollen die Bauarbeiten im Oktober oder November 2022 beginnen und in rund vier Jahren abgeschlossen werden.
Wohnsiedlung Titiseestraße: Zwei Bauherren für den Neubau
Die Verantwortung des Bauherren teilen sich einerseits die Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU, die für die Wohnungen zuständig ist, und der Kirchenkreis Reinickendorf der Evangelischen Kirche, welche die Realisierung von Kita und Familienzentrum übernimmt.
Der Name des Projekts lautet “Face Campus”, abgeleitet vom Face-Familienzentrum am Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel. Seit 2018 ist das Familienzentrum auch in der Rollbergesiedlung ansässig.
Rollbergesiedlung: Investitionen von bis zu sieben Millionen Euro
Die Kosten der GESOBAU für ihren Teil des Neubaus sind bislang nicht bekannt. Doch der Kirchenkreis investiert in seine beiden Gebäude rund sieben Millionen Euro. Davon sind etwa 4,8 Millionen Euro durch Förderungen und Co-Finanzierungen abgedeckt, allein 3,8 Millionen Euro stammen aus dem Baufonds des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.
Das neue Familienzentrum in der Titiseestraße 7 soll über etwa 750 Quadratmeter verfügen, inklusive eines Mehrzweckraums für Versammlungen. Das Angebot der Stationsoll künftig unter dem Stichwort „Frühe Hilfen“ stehen.
Über 1.300 Quadratmeter Neubau für Kita und Familienzentrum
Es sollen Schwangerschaftsberatungen und Kleinkinderaktivitäten sowie ein „Kinder-Club“ für Kinder im Grundschulalter mit Hausaufgabenhilfe und Bewegungsspielen angeboten werden. Die benachbarten Kirchengemeinden aus Waidmannslust, Lübars oder Wittenau stellen ebenfalls einige Veranstaltungsangebote.
Die Kita der Kirchengemeinde mit 80 Plätzen wird über eine Fläche von 630 Quadratmetern verfügen. Der Schwerpunkt der Kindertagesstätte wird auf Sprach- und Bewegungsförderung gelegt werden.
“Face Campus”: 125 neue Wohnungen werden von der GESOBAU errichtet
Über den beiden Gebäuden der Kirchengemeinde werden sich auf sechs Stockwerken 125 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen der GESOBAU verteilen. Die Hälfte der Wohnungen wird mit einer Nettokaltmiete ab 6,50 Euro pro Quadratmeter gefördert. Des Weiteren sind 270 Fahrrad-Abstellanlagen geplant.
Dr. Christian Stäblein, Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lobt das Projekt als “praktizierte Zusammenarbeit von Vielen“. Es entstehe ein Ort für die verschiedensten Familienkonstellationen.
Ein wichtiger Baustein der integrierten Stadtentwicklung entsteht
Ülker Radziwill (SPD), Staatssekretärin für Mieterschutz und Quartiersentwicklung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bezeichnet das “Leuchtturmprojekt” als ein “Haus, das uns schützt und nützt“. Christian Wilkens, Vorstand der GESOBAU, wünscht sich, dass das Projekt des “Face Campus” dabei hilft, den Kiez sozial gerecht zu gestalten.
Dies würde sich laut Bürgermeister Uwe Brockhausen (SPD) auch durch die beiden Bauherren zeigen. Denn es sei nicht selbstverständlich, dass die Kirche hier Verantwortung übernehme. Die Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU sei schon als “engagierter Partner” im Bezirk bekannt.
“Face Campus” steht für Veränderungen in der Rollbergesiedlung
Der Neubau entsteht in einem nicht gerade einfachen Quartier, denn viele der Anwohnerinnen und Anwohner sind arbeitssuchend, die soziale Schieflage vieler Familien vererbt sich nicht selten auf die nächste Generation. Dabei liegt die Kinderarmut seit Jahren bei über 60 Prozent.
Brockhausen sprach diese Herausforderungen daher ganz offen aus: “Mir sind die Probleme in der Rollbergesiedlung gut bekannt, ich will sie auch nicht kleinreden.” Er wisse jedoch aus Gesprächen mit den Anwohnern, “dass sie optimistisch sind” und auf Fortschritte hoffen. Umso wichtiger ist ein Projekt wie der “Face Campus”.
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Quellen: GESOBAU, Bezirksamt Reinickendorf, Berliner Woche, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
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