In direkter Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Friedhofspark an der Pappelallee in Prenzlauer Berg soll noch in diesem Jahr der Bau von Eigentumswohnungen starten. Anwohner versuchen, das Bauvorhaben zu verhindern.
© Fotos: Wikimedia Commons
Text: Stephanie Engler
Trotz einer Kampagne und Petition gegen den Bau erlaubte nun der Bezirk Berlin-Pankow den Bau eines Wohnhauses am Nordrand des Friedhofparks in Prenzlauer Berg. Für bis zu 1,7 Millionen Euro können sich Interessenten schon bald Wohnungen mit Blick auf den Friedhofspark erkaufen.
Direkt am Friedhofspark Pappelallee in Berlin muss der Bezirk nun Baurecht für ein luxuriöses Wohnhaus mit Aluminium-Fassade schaffen. Die Online-Petition mit über 2.200 Unterschriften wird an dem Beschluss nichts ändern. Denn trotz zahlreicher Proteste von Anwohnerinnen und Anwohnern wird auf der Brache nördlich des Parks bald ein Neubau der Livelli-Baugruppe entstehen.
Prenzlauer Berg: Wohnungsneubau entsteht am Friedhofspark Pappelallee
Die Grabflächen des Friedhofparks sind offiziell als Erholungsort freigegeben. Dass für den Bau Lebensraum von Tieren und wertvolle Vegetation weichen muss, ändert nichts an der bestehenden Baugenehmigung.
Eine Bürgerinitiative versucht dennoch, den Bezirk auf den Verlust eines “bedeutenden städtischen Ökosystems mit Dutzenden von Wildvogelarten, Kräutern und einem Ensemble von hochgewachsenen Bäumen” aufmerksam zu machen.
Bauvorhaben in Pankow: Protestbrief soll das Ruder noch herumreißen
Laut der Bürgerinitiative sei auch die Verschattung der Altbauten ein negativer Punkt, der gegen die Umsetzung des Bauvorhabens spricht. Denn bisher hatten die Bewohnerinnen und Bewohner einen freien Blick über die Grundstücksbrache und den nahen Friedhofspark.
Zudem könnte das Neubauprojekt zur weiteren Gentrifizierung des Kiez‘ führen, so die Initiative in ihrem offenen Protestbrief. Die hohen Preise für die Wohnungen würden nur Wenigen nutzen und das Mietmaximum ausschöpfen, welches in Berlin derzeit überhaupt zulässig ist.
Wohneigentum: Bauprojekt an der Pappelallee soll noch dieses Jahr starten
In dem Neubau mit Aluminium-Fassade sollen elf luxuriöse Eigentumswohnungen entstehen, deren Quadratmeter-Preise von 7.550 bis 13.230 Euro reichen. Erste Wohnungen stehen sogar schon vor der offiziellen Bestätigung des Bauantrags zum Verkauf.
Das teuerste Loft soll mit seinen 150 Quadratmetern für rund 1,7 Millionen Euro zu haben sein. Der derzeitige Stand sieht vor, dass noch Ende dieses Jahres der Baustart für das Projekt erfolgen soll. Ziel sei es, die Wohnungen bis 2024 bezugsfertig zu machen – sofern seitens der Anwohner kein Mittel mehr gegen die Umsetzung des Projekts gefunden wird.
Bezirk Pankow: Bewilligung sei nur noch Formsache
Laut Berliner Morgenpost bestätigte Ronja Tietje (SPD), Baustadträtin Pankows, dass das Bauvorhaben “nach planungsrechtlichen und bauordnungsrechtlichen Beurteilungsgrundlagen zulässig” ist.
“Auch Belange nach dem Gesetz zum Schutz von Denkmalen in Berlin stehen dem Vorhaben nicht entgegen“, sagte sie weiter. Denn der neue Wohnungsbau soll einer weiteren Grünfläche, einem Spielplatz und Fahrrad-Stellplätzen auf dem Grundstück nicht im Wege stehen.
Historischer Friedhof Pappelallee: Denkmalgeschützte Parkanlage
Der Friedhofspark Pappelallee ist ein denkmalgeschützter und geschlossener Friedhof im Helmholtzkiez des Ortsteils Prenzlauer im Bezirk Pankow. Er wurde im Jahr 1847 von der Deutsch-katholischen Gemeinde Berlins angelegt.
In der DDR wurde der Friedhof an der Pappelallee zum städtischen Friedhof. Bis 1969 wurde noch bestattet, 1970 wurde der Friedhof dann endgültig geschlossen. Nach der Deutschen Wiedervereinigung ist der Friedhof zwischen 1990 und 1995 in einen Park umgestaltet worden.
Nach Restaurierungsarbeiten an insgesamt 35 bis dahin erhaltenen Grabmälern wurde der Friedhof am 24. März 1995 als öffentlicher „Friedhofspark“ seiner Bestimmung übergeben. Nachts wird das Areal geschlossen, um Vandalismus vorzubeugen.
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Quellen: Bezirksamt Pankow, Berliner Morgenpost, Livelli Baugruppe
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5. November 2024
Es ist beschämend für den Bezirk, dass solche Vorhaben durchgewinkt wurden. Hier wird niemandem geholfen, der bezahlbaren Wohnraum sucht. Hingegen wird in absoluter Missachtung der immer stärker Fahrt aufnehmenden Klimakatastrophe massiv verdichtet und versiegelt, wird Natur aus der Stadt verdrängt und werden Anwohner durch diesen überdimensionierten Neubau bedrängt.
Seit heute stehen die ersten Baucontainer auf dem Platz. Da kommen ein paar Wohlhabende, reißen das kleine Biotop weg, für Wohnungen, die sie eh nur Vermieten/Verkaufen werden. Natürlich nur für Wohlhabende.
Es ist so bitter, dass Berlin jedes kleine Stück Grün genommen und die Luft und das Klima noch unerträglicher wird. Im Sommer hat dieser Park für viel kühle Luft gesorgt. Vögel wird es dann hier auch nicht mehr so viele geben. :-( Erbärmlich unsere Politik.