Das sogenannte „Rathausforum“ in Berlin-Mitte, einst Standort der historischen Altstadt, wird für 34 Millionen Euro umgestaltet – eine Grünfläche soll entstehen, die zugleich Freiraum und Erinnerungsort sein soll. Die ersten Bauarbeiten haben begonnen, doch die im Zuge des Projekts geplanten Baumfällungen rufen Umweltaktivisten auf den Plan.

Eine barrierefreie Treppenanlage samt Brunnen soll an der Spree gegenüber des Humboldt Forums entstehen, nun beginnen die Bauarbeiten für das Projekt „Rathausforum“, doch es gibt Proteste. / © Visualisierung: Grün Berlin GmbH

© Visualisierungen: Grün Berlin GmbH

 

Auf dem Gelände des heutigen sogenannten „Rathausforums“ – das Areal zwischen Fernsehturm, Rotem Rathaus und Marx-Engels-Forum – stand bis zum Zweiten Weltkrieg und teilweise auch noch einige Jahrzehnte danach Berlins historische Altstadt, von der heute jedoch fast nichts mehr zu finden ist.

Die Stadtplanung der vergangenen Jahrzehnte hat die Spuren der historischen Bebauung fast unsichtbar gemacht. In einem jahrelangen Beteiligungsverfahren hatten die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie der Bezirk Mitte ermittelt, wie die Zukunft des Areals gestaltet werden soll – und wie nicht.

Seit 2016 wurde die Entwicklung des Rathausforums vorangetrieben

Auf Basis von mühsam erarbeiteten Bürgerleitlinien kam ein Konzept heraus, welches aus dem einstigen Altstadt-Areal eine Grünfläche machen soll. Im Grunde ist dieses Konzept keine gravierende Veränderung des bestehenden Areals, denn bereits heute sind weite Teile des Geländes begrünt oder als Freiraum angelegt, als Folge der Neugestaltung des Areals in den 1960er und 1970er Jahren.

Dieser Freiraum soll also in den kommenden Jahren modernisiert, neu gestaltet und erweitert werden. Was im östlichen Zentrum Berlins entstehen soll, ist eine öffentlich nutzbare, moderne Grünfläche.

Die Umgestaltung des „Rathausforums“ in Berlin-Mitte soll knapp 34 Millionen Euro kosten

Insgesamt knapp 34 Millionen Euro soll die Umgestaltung des „Rathausforum“-Geländes kosten. Das Geld wird aus dem Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ sowie aus Investitionsmitteln des Landes Berlin in das Projekt fließen.

Im Zuge der Baumaßnahmen soll laut Grün Berlin ein „Grünes Band für die Zukunft“ im Herzen Berlins entstehen, ein Großteil der heute versiegelten Flächen sollen entsiegelt und mit vielfältig nutzbaren Grünflächen versehen werden.

Berlin-Mitte: Versiegelte Flächen sollen entsiegelt und begrünt werden

Im denkmalgeschützten Bereich zwischen Fernsehturm und Spandauer Straße bleiben der Neptunbrunnen und die markanten Rosenbeete erhalten, neu gepflanzte Stauden sollen die ökologische Vielfalt steigern. Der Platz vor dem Roten Rathaus bleibt als „Ort für politische Debatten und vielfältige Nutzungen durch die Stadtgesellschaft“ erhalten, wie es in einer Projektbroschüre heißt.

Die Skulpturen der Marx-Engels-Denkmalgruppe bleiben ebenfalls an ihren Standorten. Der ursprünglich vollflächig gepflasterte, ringförmige Platz wird künftig allerdings begrünt und damit ökologisch und wohl auch optisch aufgewertet.

Projekt „Rathausforum“ in Berlins historischem Zentrum: Umbau der Freiflächen beginnt

Am vergangenen Freitag haben die ersten Bauarbeiten für das Projekt begonnen, wie die Grün Berlin GmbH mitteilt. Erster Schritt ist die Einrichtung einer rund 870 Quadratmeter großen Versickerungsfläche am Marx-Engels-Forum. Hier wird das Niederschlagswasser gesammelt und vor Ort versickert, statt es in die Kanalisation abzuleiten. Dazu soll der Untergrund bis zu drei Meter tief ausgehoben, auf Kampfmittel untersucht und fachgerecht entsorgt werden.

Die Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit dem Berliner Landesdenkmalamt, um historische Fundamente und Strukturen zu dokumentieren, wie es heißt. Ein zentrales Element der Neugestaltung ist die barrierefreie Erschließung des Spreeufers durch eine Treppen- und Rampenanlage. Diese soll nicht nur den Zugang erleichtern, sondern auch als Aufenthaltsbereich dienen, vor allem in den wärmeren Monaten des Jahres.

Neue Freitreppe zum Spreeufer am Humboldtforum: 35 Bäume müssen weichen

Im Zuge der vorbereitenden Arbeiten werden Mitte Februar 35 Bäume entnommen, darunter 23 im Uferbereich. Die Eingriffe wurden laut Grün Berlin sorgfältig abgewogen, der Erhalt bestehender Bäume stand im Fokus. Alle gefällten Bäume werden nach Angaben der Projektverantwortlichen durch klimaresistente Neupflanzungen ersetzt, darunter Ungarische Eichen, Silberlinden und Japanische Schnurbäume.

Zunächst wird ein 3.400 Quadratmeter großer Bereich zwischen Spandauer Straße und Marx-Engels-Denkmalgruppe eingezäunt. Im Februar folgt die Absicherung des Spreeuferbereichs. Die Hauptbaumaßnahmen zur Neugestaltung des Ufers starten voraussichtlich im Mai 2025.

Umweltaktivisten protestieren gegen die Fällung der Bäume am Marx-Engels-Forum

Laut einem Bericht der Berliner Morgenpost hegt sich allerdings Widerstand gegen die Baumfällungen. Umweltaktivisten des „Volksentscheids Baum“ protestierten am gestrigen Mittwoch gegen die Fällung der Bäume, die bereits begonnen hat. Die Aktivisten begrüßten zwar die Umbauten, die Berlin widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen sollen. Allerdings könne es keine unlösbare Herausforderung sein, Pflasterungen und Treppen so zu gestalten, dass Bäume erhalten bleiben.

Die Planung habe die Fällung der Bäume als einzige Option betrachtet, was von Aktivisten bemängelt wurde. Grün Berlin erklärte hingegen, dass neben der Klimaresilienz auch die Entwicklungsperspektiven jedes Baumes geprüft worden seien. Einige der in den 1970er- und 1980er-Jahren dicht gepflanzten Bäume hätten sich gegenseitig beeinträchtigt, weshalb einzelne Gehölze entfernt werden müssten, um Licht, Nährstoffe und Wuchsraum für die verbleibenden Bäume zu sichern.

 

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Quellen: Grün Berlin GmbH, Architektur Urbanistik Berlin, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Grün Berlin, Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

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2 Kommentare

  1. Prof. Dr. Hartmut Balder 13. Februar 2025 at 14:43 - Reply

    Es richtig beim Umbau und bei der Nachqualifizierung eines urbanen Ortes auch Bäume zu entnehmen, wenn ihre Reststandzeit absehbar ist, Fehler bei der alten Konzeption vorliegen (z. B. zu enge Bepflanzung) oder auch insgesamt die Örtlichkeit den verbleibenden Bäumen mehr Wuchsraum gibt. Hier sind Weitsicht und Nachhaltigkeit gefragt.

  2. […] von Umweltaktivisten begleitet, die sich gegen die geplanten Baumfällungen aussprechen. Laut entwicklungsstadt.de erfordert die Bauvorhaben das Fällen von 35 Bäumen, wovon 23 sich im Uferbereich befinden. Die […]

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