In der Lessingstraße in Berlin-Steglitz entstehen bei einem aufwendigen Wohnungsbauprojekt insgesamt 110 neue Mietwohnungen, die durch Aufstockung von Bestandsgebäuden aus den 1920er Jahren ermöglicht werden. Die Charlottenburger Baugenossenschaft investiert rund 65 Millionen Euro in das Projekt.

In der Steglitzer Lessingstraße entstehen insgesamt 110 neue Dachgeschosswohnungen durch die Aufstockung von Bestandsbauten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Text und Fotos: Björn Leffler

 

Laut einer gemeinsamen Analyse von Syte, PROBIS, PriceHubble und LiWooD liegt das Wohnungsbaupotenzial in Berlin durch Aufstockungen zwischen 430.000 und 510.000 Quadratmeter Geschossfläche. Das entspricht rund 350.000 bis 410.000 Quadratmeter vermietbarer Wohnfläche respektive 7.000 bis 8.000 Wohnungen mit einer Wohnfläche von je 50 Quadratmetern.

Berlin muss dringend auf die große Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt reagieren und den Wohnungsbau ankurbeln“, sagt Matthias Zühlke, Gründer und CEO von Syte. Und weiter: “Neubau kann dabei nur ein Teil der Lösung sein. Die Aufstockung und Sanierung von bestehenden Gebäuden bietet die Möglichkeit, ohne weitere Bodenversiegelung zusätzlichen innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.

Berlin: Großes Potenzial durch Aufstockung von Bestandsgebäuden

Zühlke verweist dabei auch auf das bundesweite 30-Hektar-Ziel. Dieses sieht vor, die Versiegelung von Flächen in Deutschland auf 30 Hektar pro Tag zu beschränken. Er betont, dass Nachverdichtung durch Aufstockung einen signifikanten Beitrag zur Ausweitung des Wohnungsangebots in Berlin leisten könne.

Dabei gibt es längst Beispiele, bei denen bestehende Gebäude aufgestockt werden und somit neue Wohnflächen entstehen. In Friedrichshain wurden nahe des Platzes der Vereinten Nationen gleich zwei Häuser um zusätzliche Etagen aufgestockt. Eines befindet sich an der Friedenstraße, das andere nur wenige Meter weiter an der Palisadenstraße.

Steglitz: 110 neue Wohnungen durch Dachgeschoss-Ausbau

Ein weiteres befindet sich an der Steglitzer Lessingstraße. Hier baut die Charlottenburger Baugenossenschaft auf ihren Bestandsgebäuden insgesamt 110 neue, moderne Wohnungen. Das Konzept ist offenbar so spannend, dass sich der ehemalige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel das Bauvorhaben im August vergangenen Jahres sogar persönlich anschaute.

Zudem sind die neu entstehenden Wohnungen offenbar sehr begehrt. In zwei Bauabschnitten entstehen die barrierefrei zugänglichen Etagen- und Maisonette-Wohnungen. Die ersten Wohneinheiten wurden bereits fertiggestellt. Das gesamte Projekt soll bis zum Sommer 2024 abgeschlossen sein.

Lessingstraße: Bestandsbauten aus den 1920er Jahren werden aufgestockt

Ein solcher Bau ist technisch allerdings hochanspruchsvoll: Dirk Enzesberger, Vorstand der Baugenossenschaft, formulierte es gegenüber der Berliner Morgenpost so: “Dieser Dachgeschossaufbau stellt nicht nur durch die beengte Lage eine logistische Herausforderung dar, der Aufbau erfolgt zudem auf bewohnten Bestandsgebäuden unter Nutzung eines fahrbaren Wetterschutzdachs.

Der ehemalige, große Wäscheboden der insgesamt 15 Wohnhäuser (entstanden zwischen 1924 und 1929) wurde abgerissen, um anschließend zwei Vollgeschosse ohne Schrägen aufsetzen zu können. Die Gebäude werden durch den Umbau nur etwa einen Meter höher sein als zuvor.

65 Millionen Euro werden in den Umbau der Wohnhäuser investiert

Neben den Treppenhäusern wird als zweiter baulichen Fluchtweg ein 300 Meter langer, komplett umlaufender Laubengang errichtet, der im Innenhof alle neuen Wohnungen verbindet. Auch diese Maßnahme macht das Projekt insgesamt teurer.

Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von rund 65 Millionen Euro. Denn allein mit dem Bau zusätzlicher Etagen ist es ja nicht getan. Auch Aufzüge werden hier neu errichtet. Hinzu kommt ein Fahrradhaus und ein neuer Spielplatz im Innenhof.

Sämtliche der neuen Wohnungen werden als Mietwohnungen angeboten

Zudem mussten die Fundamente des Bestandsgebäudes erneuert und das Gebäude für den Anschluss an die Fernwärme ertüchtigt werden. Und so kommen zu den 45 Millionen Euro für den Dachgeschoss-Neubau weitere 20 Millionen Euro für die übrigen Baumaßnahmen.

Bei diesem Projekt entstehen keine Eigentumswohnungen, sondern Mietwohnungen. Die Mietpreise für die neuen Wohnungen sollen bei 11,50 Euro (nettokalt) pro Quadratmeter Wohnfläche liegen, fast doppelt so viel wie in den Bestandsbauten. Dennoch werden mehrere Wohnparteien aus den unteren Wohnungen in die neuen Dachgeschosswohnungen umziehen, wie die Genossenschaft mitteilte.

 

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© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Berliner Morgenpost, B.Z., Architektur Urbanistik Berlin, Charlottenburger Baugenossenschaft

 

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