Bereits 2022 sollten erste Bereiche des Großprojekts “Märkisches Quartier” im Berliner Bezirk Reinickendorf fertig sein. Das Bauvorhaben mit einem Investitionsvolumen von rund 200 Millionen Euro soll dem „Märkischen Zentrum“, einer Einkaufspassage im Kern des Märkischen Viertels, bis 2023 ein neues, attraktives Gesicht geben. Doch der Bau steht bereits seit längerer Zeit still. Der Investor möchte dennoch am Projekt festhalten.
© Visualisierungen: Kintyre Investments GmbH
Text: Björn Leffler
Die Menschen in der Großsiedlung Märkisches Viertel im nördlichen Berliner Bezirk Reinickendorf sind derzeit tatsächlich nicht zu beneiden. Einerseits warten sie bereits seit Jahrzehnten auf die immer wieder angekündigte aber nie begonnene Verlängerung der U-Bahnlinie 8 vom S-Bahnhof Wittenau bis ins Zentrum des Wohnviertels.
Andererseits kommt ein weiteres, immerhin bereits begonnenes Bauvorhaben nicht voran. Die Rede ist vom Projekt “Märkisches Quartier”, welches vom Immobilienunternehmen Kintyre Investments GmbH verantwortet wird. Das Unternehmen möchte insgesamt 200 Millionen Euro in das Vorhaben investieren.
Für 200 Mio. Euro soll das Bauvorhaben “Märkisches Quartier” entstehen
Was ist geplant? Am Wilhelmsruher Damm, der das Quartier in Ost-West-Richtung durchquert, liegt das heutige Einkfauszentrum “Märkisches Zentrum”. Es entstand im Zusammenhang mit dem Bau des umliegenden Neubaugebietes und wurde bereits in den 1960er Jahren eröffnet. Mehrere bauliche Erweiterungen und Modernisierungen folgten in den kommenden Jahrzehnten.
Eine neuerliche, großformatig angelegte Modernisierung und Ergänzung des “Märkischen Zentrums” wird seit mehreren Jahren umgesetzt. Neben zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten und einer neu gebauten Markthalle sollen auch rund 330 neue Wohnungen entstehen. Darunter werden auch Wohneinheiten für altersbetreutes Wohnen sein.
Markthalle, Gesundheitszentrum, Kita und Wohnungen: Große Pläne für das “MV”
Ein Ärzte- und Gesundheitszentrum, eine Kita (für 130 Kinder), Büroflächen, Freizeitangebote, Gastronomie, Parkplätze und Logistikflächen sollen im Zuge des Projekts ebenfalls geschaffen. Auch für Erholungsflächen soll gesorgt werden. So sollen ein 5.000 Quadratmeter großer Brunnenplatz und ein fast doppelt so großer Dachgarten entstehen.
So der Plan. Die Realisierung dieser Pläne jedoch ist in den vergangenen Jahren nur sehr schleppend vorangekommen. Seit mehreren Monaten ist das Projekt nun vollends zum Erliegen gekommen, die Baustelle ist abgesperrt. Für Anwohnerinnen und Anwohner ist das Projekt damit zu einem großen Ärgernis geworden.
Seit Monaten tut sich auf der Baustelle im Märkischen Viertel nichts mehr
Anfang 2023 sagte die Baustadträtin Korinna Stephan (Die Grünen) gegenüber der Berliner Woche, dass das Projekt “Märkisches Quartier” weiterverfolgt werde. Allerdings komme es wegen der wirtschaftlichen Lage zu Verzögerungen.
Bislang konnte der verantwortliche Investor jedoch keinen konkreten Termin nennen, an dem die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden sollen, da derzeit im Markt keine Baukosten- und Bauzeitensicherheit bestehe und somit kein seriöser Budget- sowie Bauzeitenplan gewährleistet werden könne.
Investor möchte das Projekt ab Ende 2023 fortsetzen – wenn alles gut läuft
Gegenüber der Berliner Woche hat das Unternehmen Kintyre nun aber immerhin angedeutet, dass eine mögliche Fortsetzung der Bautätigkeiten ab Ende 2023 in Aussicht stehe und dass das Projekt dann innerhalb von drei Jahren fertiggestellt werden soll.
Wie valide diese Aussage ist, lässt sich derzeit schwer einschätzen. Das Projekt erinnert damit an zwei weitere Berliner Bauprojekte, die derzeit in Schieflage geraten sind. Das ist einerseits der Umbau des Steglitzer Kreisels in Steglitz und andererseits das Projekt FÜRST am Kurfürstendamm in Charlottenburg.
Wie auch beim Projekt “Märkisches Quartier” sollen dabei Bauwerke aus den 1960er und 1970er Jahren modernisiert und durch Neubauten ergänzt werden. Es bleibt derzeit für die Einwohnerinnen und Einwohner des Märkischen Viertels nur zu hoffen, dass den Ankündigungen des Bauherren in den kommenden Monaten auch Taten folgen werden.
Märkisches Viertel: Erste große Neubausiedlung West-Berlins
Das im Volksmund “MV” genannte Quartier war die erste, große Neubausiedlung im damaligen West-Berlin. Erste Ideen zu einer städtebaulichen Neuordnung an dieser Stelle reichen bis in die frühen 1950er Jahre zurück.
Hintergrund war die akute Wohnungsnot, die es in der Frontstadt in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg genauso wie in Ost-Berlin gab. Die Großsiedlung wurde von 1963 bis zum Frühjahr 1974 gebaut und war mit ihren rund 17.000 Wohnungen für bis zu 50.000 Bewohnerinnen und Bewohner ausgelegt.
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Quellen: Kintyre Investments GmbH, Berliner Woche, Bezirksamt Reinickendorf, Wikipedia
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2. November 2024
In zwei Jahren ist es dann doch nicht möglich weiter zu bauen dann sind es noch mal drei Jahr und so weiter bis gar nicht gebaut wird