Seit vielen Jahren ringen Bürger und Politik im Tempelhof-Schöneberger Stadtteil Friedenau um eine Neugestaltung des historischen Friedrich-Wilhelm-Platzes. Trotz mehrerer Anläufe und intensiver Projektarbeit kommt das Vorhaben jedoch nicht voran.
© Fotos: Wikimedia Commons (Titelbild: BishkekRocks)
Text: Björn Leffler
Seit fast einem Jahrzehnt ringen Bürgerinnen und Bürger und die Politik im Tempelhof-Schöneberger Stadtteil Friedenau im Südwesten Berlins um eine Neugestaltung des historischen Friedrich-Wilhelm-Platzes. Trotz mehrerer Anläufe und intensiver Projektarbeit kommt das Vorhaben aber nicht voran.
Worum geht es konkret? Der ab 1870 angelegte Stadtplatz im Zentrum Friedenaus hat in den vergangenen Jahrzehnten viel von seinem einstigen Glanz eingebüßt. Anwohnerinnen und Anwohner beklagen schon lange seine zunehmende Verwahrlosung.
Bürgerinitiative kämpft seit 2013 um Aufwertung des Friedrich-Wilhelm-Platzes
Seit beinahe einem Jahrzehnt engagieren sich Bürgerinnen und Bürger schon für eine Umgestaltung und Aufwertung des Platzes. “Der Platz dümpelt seit Jahrzehnten vor sich hin“, hatte Bernhard Kessel, Vorstandsmitglied des Vereins “Bürgerinitiative Friedrich-Wilhelm-Platz” bereits vor über zwei Jahren in einem Interview mit der Berliner Morgenpost die Arbeit der Initiative begründet. “Früher hatte er Aufenthaltsqualität mit einem monumentalen Brunnen.”
Diese Aufenthaltsqualität ist dem Platz mittlerweile völlig abhanden gekommen. Das sieht jeder, der den Platz zwischen Bundesplatz und Schloßstraße passiert. Für die meisten Menschen ist der Platz heute eher Verkehrskreuzung als Aufenthaltsmöglichkeit, da der Platz von der vierspurigen Bundesallee tangiert wird.
Ein Gestaltungswettbewerb wurde bereits durchgeführt
Zudem wird der Platz stark von Obdachlosen frequentiert. Diesen Zustand möchte die Initiative ändern. Um zumindest kleine Verbesserungen zu erwirken, übergab die Initiative „Friedrich-Wilhelm-Platz“ bereits im Dezember 2020 eine Sammlung mit etwa 400 Unterschriften an das Bezirksamt und forderte kleinere, schnelle Verbesserungen wie etwa neue Sitzbänke oder mehr Mülleimer rund um die Eingänge zum U-Bahnhof Friedrich-Wilhelm-Platz.
Eine grundsätzliche Umgestaltung des Platzes sollte durch die Durchführung eines Gestaltungswettbewerbs erreicht werden, was im Jahr 2021 dann auch erfolgte. Als Sieger aus diesem Wettbewerb war das Landschaftsarchitekturbüro Mettler hervorgegangen. Nach dem erfolgreich durchgeführten Wettbewerb kam es jedoch zu Unstimmigkeiten zwischen dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg und dem Landschaftsbüro, was die weitere Planung des Projekts erst verzögerte und schließlich gänzlich zum Erliegen brachte.
Streit zwischen Bezirk und Planungsbüro brachte die Planungen zum Erliegen
Nach Auskünften des Architekturbüros sei es nach der Entwurfsplanung zu Änderungswünschen seitens des Bezirks gekommen. Um diese umzusetzen, hatte das Büro Mettler weitere Kosten für den zusätzlichen Planungsaufwand aufgerufen. Diesen habe das Bezirksamt allerdings nicht genehmigen wollen, woraufhin Zahlungen für die bereits erbrachten Planungsleistungen durch den Bezirk eingestellt worden seien.
Das Zerwürfnis zwischen Bezirk und Planungsbüro war so groß, dass sich die Unstimmigkeiten bis heute nicht beilegen ließen und in einem Rechtsstreit mündeten. Für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie die aktive Bürgerinitiative bedeutet dies jedoch vor allem, dass es am Friedrich-Wilhelm-Platz einfach nicht weitergeht.
Auch in den kommenden Jahren keine Veränderung am Friedrich-Wihlelm-Platz
Im September 2022 hatte die Initiative ein weiteres Mal zu einer Informationsveranstaltung am Platz eingeladen, um über den aktuellen Projektstatus zu informieren. Bernhard Kessel musste im Rahmen dieser Veranstaltung einräumen, dass es auch in den kommenden Jahren keine Veränderungen am Friedrich-Wilhelm-Platz geben werde.
Das liegt vor allem daran, dass das beschriebene Zerwürfnis zwischen Bezirk und Planungsbüro nicht mehr rückgängig zu machen ist. Demzufolge müssen zunächst neue Planer für das Projekt gewonnen werden und vermutlich ein gänzlich neuer Wettbewerb durchgeführt werden.
Neue Planungen können erst ab 2023 beginnen – Finanzierung unklar
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen stelle die dafür notwendigen Mittel jedoch erst im kommenden Jahr zur Verfügung, wie das Bezirksamt mitteilte. Ein Neustart der Planungen wird also erst ab 2023 möglich sein. Bis ein neuerlicher Wettbewerb durchgeführt und ein Siegerentwurf realisiert worden ist, werden aller Voraussicht nach weitere Jahre ins Land ziehen.
Und es gibt noch ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Problem: “Die Finanzierung der Umsetzung ist allerdings weiterhin offen. Derzeit fehlt es an passenden Förderprogrammen oder Sondermitteln für Umgestaltungen, die mehrere Millionen Euro kosten“. Das ließ Saskia Ellenbeck (Die Grünen), Stadträtin für Straßen und Grünflächen, auf Nachfrage mitteilen.
Bis es auf dem Platz zu den gewünschten Veränderungen kommt, kann es also tatsächlich noch eine ganze Weile dauern, auch wenn die Politik immer wieder betont, dass eine Umgestaltung des zentralen Friedenauer Stadtplatzes unbedingt notwendig sei. Auch die Initiative gibt nicht auf und treibt kleinere Projekte auf dem Platz – wie die Modernisierung von Sportgeräten oder die Entsiegelung von Flächen – eigenständig voran. Sie will ihren Kampf um die Umgestaltung des Platzes auch weiterhin nicht aufgeben.
Bau von U9 und Bundesallee veränderte den Charakter des Platzes stark
Der Friedrich-Wilhelm-Platz entstand um 1870 nach Plänen von Johann Anton Wilhelm von Carstenn und Johannes Otzen als Platzerweiterung an der damaligen Kaiserstraße. Im Jahr 1887 wurde er gärtnerisch gestaltet.
Die auf dem Platz anlässlich des 410. Geburtstags von Martin Luther am 10. November 1893 im neugotischen Stil von der Deutschen Kaiserin Auguste Viktoria eingeweihte evangelische Kirche Zum Guten Hirten des Architekten Karl Doflein bildet den architektonischen Hochpunkt des Platzes.
Im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahnlinie U9 und der Anlage des U-Bahnhofs Friedrich-Wilhelm-Platz, die im Jahr 1971 in Betrieb gingen, wurde der Platz so umgestaltet, dass die Bundesallee ihn seitdem auf der östlichen Seite zur Schmiljanstraße hin tangiert, um den inzwischen stärker gewordenen Durchgangsverkehr aufnehmen zu können. Dadurch ist die ursprünglich symmetrisch konzipierte Angerform des Platzes, die ihn zuvor charakterisiert hatte, verlorengegangen.
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Quellen: Friedenau Aktuell, Berliner Morgenpost, Wikipedia
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