Am und im historischen, 65 Meter hohen Kirchturm am Mirbachplatz in Berlin-Weißensee werden nun Wohnungen entstehen, da das Bezirksamt Pankow sein Vorkaufsrecht nicht ausgeübt hat. Das seit fast 20 Jahren diskutierte Wohnungsprojekt hat durchaus originellen Charakter.
© Visualisierung Titelbild und oben stehendes Bild: THIRD
Erst kürzlich hatten wir über ein Wohnungsbauprojekt in Berlin-Weißensee berichtet, bei dem eine ehemalige Friedhofsanlage umgewidmet werden soll, um Platz für ein neues Stadtquartier zu schaffen. Dank eines Aufstellungsbeschlusses für einen veränderten Bebauungsplan ist das Projekt an der Gustav-Adolf-Straße auf den Weg gebracht worden.
Eine etwas andere Vorgeschichte hat ein Bauprojekt am Mirbachplatz, ebenfalls im Pankower Stadtteil Weißensee gelegen. Auch hier soll ein ehemaliges Kirchengrundstück umgebaut werden, um darauf Wohnungen zu errichten.
17 hochwertige Wohnungen sollen am Mirbachplatz entstehen
Anders als beim Friedhofsprojekt an der Gustav-Adolf-Straße, bei dem das Konzept einer durchmischten Siedlung realisiert werden soll und insgesamt 620 Wohnungen samt Schul- und Kitabau geplant sind, wird am Mirbachplatz ein Loft-Projekt mit hohem, architektonischem Anspruch umgesetzt. Entsprechend hoch werden mutmaßlich auch die Preise der zukünftig entstehenden Wohnungen sein.
Das Projekt hat mittlerweile einen jahrzehntelangen Vorlauf. Nach Plänen des Architektur-Professor Bernd Bötzel soll der auf dem Platz stehende, historische Kirchturm saniert und durch moderne Erweiterungsbauten ergänzt werden. Das nun vorliegende Umsetzungskonzept wurde vom Büro spreeformat architekten GmbH entwickelt.
Bezirk Pankow zeigte kein Interesse an dem Grundstück
Insgesamt 17 Wohnungen sollen im Rahmen des Projekts direkt im Kirchengebäude sowie einem sich anschließenden, komplett neuen Gebäudeflügel auf dem Platz entstehen. Auch eine neue Tiefgarage gehört zum Projekt.
Der Bezirk Pankow hätte das Bauvorhaben zwischenzeitlich mit dem Ziehen eines Vorkaufsrechts stoppen können. Denn der Mirbachplatz gehört zum neuen “Sanierungsgebiet Langhansstraße” und so durfte der Vorgänger der heutigen Baustadträtin Rona Tietje (SPD) Anfang 2021 eingehend prüfen, ob das Grundstück für eine öffentliche Nutzung gesichert werden soll.
Der Bezirk jedoch zeigte kein Interesse an dem Grundstück. Zu komplex scheinen die baulichen Anforderungen an eine Modernisierung des Gebäudes zu sein, und zu unkonkret waren wohl die Planungen des Bezirksamts für eine mögliche, öffentliche Nutzung.
Erste bauliche Maßnahmen stehen unmittelbar bevor
So gab der Bezirk nun grünes Licht für das Wohnungsprojekt auf dem Platz. Erste bauvorbereitende Maßnahmen stehen unmittelbar bevor. Und die betreffen vor allem die Sicherung des Kirchturms, der ähnlich wie jener der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde.
Als erste Maßnahme wird die Turmruine statische Interimslösungen zur Stabilisierung erhalten. Anschließend werden die eigentlichen Maßnahmen zur “dauerhaften statischen Ertüchtigung” beginnen, wie es das Bezirksamt formulierte. Das Kirchengebäude werde mit Hilfe von Metallstreben, Versteifungen und Klammern teilweise umschnürt und verspannt.
Ab 2023 soll im Turm wieder eine Glocke erklingen
Ziel dieser Sicherung ist es, anschließend neben dem 1902 errichteten Gotteshaus die Baugrube für den Neubaukomplex auszuheben, sobald die Tragstrukturen des Turms verstärkt sind. In der Spitze des Turms soll ab 2023 übrigens wieder die Kirchenglocke über den Köpfen der künftigen Bewohner schlagen. Diese sollen sie jedoch nur geräuschgedämpft wahrnehmen, durch eine isolierte Decke.
Im restaurierten Turm, mit dem Neubauanteil, sollen drei der neu entstehenden Wohnungen verwirklicht werden. 14 weitere Wohneinheiten sollen im Neubau stattfinden. Die nach dem Ort Bethanien benannte Kirche wurde nach Plänen des Architekten Ludwig von Tiedemann und von Robert Leibnitz im neogotischen Stil errichtet und am 26. Oktober 1902 im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria eröffnet.
Die Idee für den Umbau geht auf das Jahr 2001 zurück
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau wie bereits oben erwähnt fast vollständig zerstört, einzig der beschädigte, 65 Meter hohe Turm mit dem ursprünglichen Geläut, der sich im Westen der Kirche über einem kreuzförmigen Grundriss mit Armen von fast gleicher Länge erhebt, blieb erhalten.
Bereits im Jahr 2001, vor mittlerweile über 20 Jahren, hatte der aus Wuppertal stammende Architekt Bernd Bötzel im Rahmen einer Universitätsveranstaltung die Ruine der Bethanienkirche und Ideen zur denkmalgerechten Umnutzung vorgestellt. Diese Projektidee kann nun tatsächlich umgesetzt werden.
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