Schon im Januar berichteten wir über den anstehenden Wettbewerb zur Neugestaltung des Rathausforums in Mitte, den die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nach einem jahrelangen Dialogverfahren mit Anwohner*innen und Bürger*innen sowie Architektenverbänden auf den Weg gebracht hatte.
Im Zuge des Wettbewerbs war bereits bekannt geworden, dass der historische Neptunbrunnen nicht an seinen ursprünglichen Standort vor dem wiederaufgebauten Stadtschloss zurückgeführt werden soll, sondern vor dem Roten Rathaus verbleiben wird.
Jahrelanges Dialogverfahren ging dem Wettbewerb voraus
Das “Entwicklungsgebiet Rathausforum” umfasst das Areal vom gegenüber des Humboldt Forums liegenden Spreeufers über das Marx-Engels-Forum bis hin zu den Freiflächen vor dem Roten Rathaus und den südöstlich vom Fernsehturm angelegten Brunnenanlagen.
Seit gestern sind nun weitere Details zur zukünftigen Gestaltung des Areals bekannt geworden, denn der Senat präsentierte 21 ausgewählte Arbeiten der ersten Phase des Wettbewerbs „Freiraumgestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum Berlin Mitte“ – allerdings nur zeitweise und mit ausdrücklichem Verbot, die Entwürfe medial zu verbreiten. Bilder können wir davon also leider nicht zur Verfügung stellen.
21 Konzepte in der ersten Wettbewerbsphase
Klar ist jedenfalls, dass dieser zentrale Stadtbereich als Freifläche mit parkähnlicher Gestaltung konzipiert wird – und nicht eng bebaut. Auf dem Areal, auf dem einst über 170 Bürgerhäuser standen, soll es keine Rekonstruktion oder Sichtbarmachung der einstigen Berliner Altstadt geben, sondern eine architektonische Neuausrichtung. Und die wird ausgesprochen grün.
So sehen einige Entwürfe das Marx-Engels-Forum als von Holzstegen durchzogene Sumpflandschaft, andere Konzepte lassen einen Stadtwald mit neuen, hitzeresistenten Baumsorten wachsen und haben auch schon einen passenden Namen dafür: „Wald der Republik“.
Stadtwald, Sumpflandschaft, Sportanlagen – die Entwürfe sind vielfältig
Andere Ideen präsentieren ein breites Bewegungs- und Freizeitangebot auf dem Areal, mit vielen Sport- und Spielbereichen wie etwa Beachvolleyballfeldern, Trampolin-Spielecken oder Skater-Skulpturen. Auch eine räumliche Vergrößerung des geplanten wie umstrittenen Spree-Flussbades wird in einem der Entwürfe vorgeschlagen.
Die gestern zwischen 14 und 22 Uhr online präsentierten Vorschläge stießen natürlich nicht auf ein ungeteilt positives Echo. Ganz im Gegenteil. Tobias Nöfer, Berliner Architekt und Vorstand des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin empfindet die Strategie, Berlins Mitte lediglich als Grünfläche zu gestalten, als äußerst fragwürdig und sagt: “Das, was der Wettbewerb leisten soll, kann höchstens eine Zwischenlösung sein.”
Parkähnliche Flächengestaltung erntet auch viel Kritik
Auch Berlins ehemaliger Senatsbaudirektor Hans Stimmann kritisierte den Wettbewerb bereits im Vorfeld: “Die Ausschreibung klingt ja, als ob es sich um irgendeine Grünanlage für Hellersdorf oder Kleinmachnow handelt und nicht um das Zentrum der Hauptstadt.”
Stadtforscher Benedikt Goebel, Sprecher der Planungsgruppe Stadtkern, wird sogar noch deutlicher und sagt, dass der Wettbewerb auf dem “Leichentuch der Altstadt” durchgeführt werde. Er kritisiert, dass die ursprünglich dichte Bebauung des Gebiets durch die Freiflächengestaltung dauerhaft unsichtbar bleiben werde.
Senatsverwaltung hält an den Bürgerleitlinien fest
Die Senatsverwaltung, allen voran Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, verfolgt aller Kritik zum Trotz weiterhin die Gestaltung des Forums als öffentliche, grün gestaltete Freifläche. Damit orientiert sie sich, wie sie es den Teilnehmer*innen des vorangegangenen Dialogverfahrens versprochen hatte, an den Vorgaben der sogenannten Bürgerleitlinien.
Das Feedback, welches Bürger*innen und Interessierte gestern im Rahmen der digitalen Präsentation online abgeben konnten, wird in die zweite Phase des Wettbewerb einfließen. Dann werden aus den derzeit noch 21 Beiträgen einige wenige übrig bleiben.
Wie die “neue” Berliner Mitte aussehen wird, lässt sich derzeit also noch nicht sagen. Dass eine Bebauung mit Gebäuden oder gar eine historische Rekonstruktion der einstigen Altstadt nicht erfolgen wird, ist spätestens seit gestern aber klar. Eines ist daher zumindest sicher: Die Diskussion um die Gestaltung des Rathausforums ist noch lange nicht beendet.
Ein weiteres Großprojekt in direkter Nachbarschaft ist die Neugestaltung des Molkenmarktes.
Weitere Projekte in Mitte gibt es hier.
Die neu zu gestaltende Fläche, das sogenannte “Rathausforum”
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