Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg hatte am 28. April 2022 zu einem weiteren Metropolengespräch in den Peter-Behrens-Bau nach Oberschöneweide geladen. Die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt nutzte die Veranstaltung für einen Vortrag über das wohl wichtigste, städtebauliche Thema Berlins in den kommenden Jahren: den Wohnungsbau.

Wohnungen für 10.000 Menschen sollen in den kommenden Jahren auf der Insel Gartenfeld in Spandau entstehen. Es ist eines der größten Wohnungsbauvorhaben Berlins – aber nur eines von vielen.

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Text: Wolfgang Leffler

 

Das öffentlichkeitswirksamste Projekt, mit dem sich die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt gleich zu Beginn ihrer Amtszeit befassen durfte, ist wohl der Wiederaufbau des historischen Molkenmarkts in Berlins Zentrum. Bei diesem vieldiskutierten Prestigeprojekt sollen natürlich auch Wohnungen entstehen, und zwar in exponierter Innenstadtlage.

Die Wohnungsnot in der Hauptstadt wird dieses komplizierte Bauvorhaben allein aber natürlich nicht lösen können. Dass das Thema Wohnungsbau ein ganzheitliches, bezirksübergreifendes Thema ist, welches beim Berliner Senat ganz oben auf der Prioritätenliste steht, wollte Petra Kahlfeldt im Rahmen eines Vortrags am 28. April im Peter-Behrens-Bau in Oberschöneweide deutlich machen.

Der AIV hatte geladen: “Neue Quartiere – große Projekte”

Der AIV (Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg) hatte an diesem Abend zu einem weiteren Metropolengespräch in den Peter-Behrens-Bau nach Oberschöneweide geladen, wobei als Gastgeber diesmal die DIE|AG fungierte und vor Beginn der Veranstaltung mit einem anspruchsvollen Catering aufwartete.

Als Themen standen „Neue Quartiere – große Projekte“ im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. Rudolf Spindler vom AIV moderierte die Veranstaltung wie so oft und übergab nach kurzem Abriss der Themen an Frau Prof. Dr. Petra Kahlfeldt, die neue Senatsbaudirektorin von Berlin, die im ersten Vortrag des Abends über „Neue Stadtgebiete“ referierte und ein Leitbild für eine nachhaltige Urbanität in der „Äußeren Stadt“ vorstellte.

Kahlfeldt stellte ihr Leitbild für eine nachhaltige Urbanität vor

Kahlfeldt erläuterte, dass sie Wachstum grundsätzlich als Chance verstehe und meinte damit wohl die Weiterentwicklung Berlins zur Metropole. Was sie allerdings mit der Umschreibung Berlins als eine “seit 80 Jahren geteilte Stadt” meinte (Freud‘scher Versprecher?), blieb nicht nur dem Berichterstatter, sondern auch einigen anderen Zuhörern ein Rätsel.

Wir vermuten, dass Sie meinte, dass der Niedergang der Metropole Berlin mit den 1942 beginnenden Bombenangriffen der Alliierten auf die Stadt begann und der Berliner Senat gemeinsam mit Architekten und Bauträgern mit steigendem Nachdruck alle Anstrengungen unternimmt, um die damals zerstörte Stadt und die heute noch immer vorhandenen Lücken im Stadtbild mit Projekten und Betrachtungen wie beispielsweise der Reihe „Unvollendete Metropole“ sinnvoll zu schließen oder zumindest Denkanstöße zu geben.

Neue Wohnquartiere sollen vornehmlich außerhalb des S-Bahnrings entstehen

Die bestehenden, städtebaulichen Lücken sollen nach den Wünschen des Senats vornehmlich für die Schaffung von Wohnraum genutzt werden, wobei dies vor allem im Bereich der “Äußeren Stadt” geschehen soll ,da die Nachverdichtung der Innenstadtbereiche mittlerweile nahezu ausgereizt ist.

Mit „Äußerer Stadt“ bezeichnet Kahlfeldt die Quartiere, die jenseits des S-Bahn Rings bis zur Berliner Stadtgrenze reichen und die 86 Prozent der neu zu bebauenden Flächen ausmachen. Innerhalb des S-Bahnrings leben heute rund 1,1 Millionen Menschen, in den Außenbezirken sind es 2,6 Millionen. Eine weitere Million lebt im direkten Berliner Umfeld, dem sogenannten “Speckgürtel”.

Umwidmung von Brachflächen und Industriearealen in neue Wohnquartiere

Ein wichtiger Aspekt vieler Wohnungsbauprojekte des Senats ist die Tatsache, dass mehrheitlich neue Stadtquartiere  geplant werden, die eine Vornutzung haben oder hatten und nun einer Nachnutzung zugeführt werden sollen.

Petra Kahlfeldt sprach von dabei 18 + 3 neuen Stadtquartieren, wobei die „3 Quartiere“ als Großprojekte definiert werden, deren Umsetzung wir in zwei weiteren, gesonderten Beiträgen behandeln werden. Bis zum Jahr 2030 hat sich der Berliner Senat jedenfalls das hohe Ziel gesetzt, bis zu 200.000 neue Wohnungen zu bauen – überwiegend auf Flächen der “Äußeren Stadt”.

Quartiersentwicklung: Klimaneutralität, urbane Qualität, soziale Mischung

Die anvisierten Bauprojekte sollen dabei ihre Schwerpunkte auf die Themen Klimaneutralität, urbane Qualität und eine sozial gemischte Stadt (die Verbindung von ehemaligen Industriestandorten mit Wohngebieten) legen.

Kahlfeldt stellte die geplanten Wohnungsbauprojekte in konsolidierter Form vor, konnte jedoch im Rahmen des Vortrags nicht auf jedes einzelne Projekt eingehen. Zu den erwähnten Projekten gehörten die zukünftigen Quartiere “Am Sandhaus” und “Blankenburger Süden” in Pankow, der Georg-Knorr-Park in Marzahn, das Projekt “Siemensstadt 2.0” in Spandau, die “Neue Mitte Tempelhof” oder das “Schumacher Quartier” auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel in Reinickendorf.

Die hohen Ziele werden an der Umsetzbarkeit gemessen werden

Zusammenfassend kann man konstatieren, dass Frau Prof. Dr. Kahlfeldt einen sehr ausführlichen und inhaltsreichen Vortrag gehalten hat, der die Wohnungsbaupläne des Berliner Senats ausführlich und detailreich ausgeleuchtet hat.

Abzuwarten bleibt nun, wie gut und wie schnell die Realisierung der ambitionierten Ziele voranschreitet, denn bei fast allen vorgestellten Projekten gibt es zahlreiche Anforderungen, Bedenken und Ideenvorschläge verschiedenster Gruppen, die alle gehört und berücksichtig werden müssen.

Eine weitere Veranstaltung des AIV findet heute ab 16:00 Uhr erneut in Oberschöneweide statt: Die Metropolenkonferenz Wien-Berlin. Wer sich noch kurzfristig dafür anmelden möchte, kann dies hier tun. 

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

900 Wohnungen sollen auf dem Baufeld “Buckower Felder” im Süden Neuköllns errichtet werden. / © STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH  

Der Siemens-Konzern investiert rund 600 Millionen Euro in das Quartiersprojekt “Siemensstadt 2.0” in Spandau. / © O&O Baukunst

Der Berliner Senat möchte im Norden Pankows ein urbanes Quartier mit 2.700 Wohnungen entwickeln. Name des Projekts: “Am Sandhaus” / © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

5.000 nachhaltige Wohnungen sollen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel im “Schumacher Quartier” in Reinickendorf entstehen. / © Tegel Projekt GmbH

 

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