Die ambitionierten Pläne zum Bau des Hochhauses “Alexander Capital Tower” am Alexanderplatz in Berlin-Mitte sind schwer ins Stocken geraten: Seit rund einem Jahr ruht die Baustelle in unmittelbarer Nähe des “Alexa”-Einkaufszentrums. Nun ist der russische Investor Monarch auf der Suche nach einem Käufer für sein 150-Meter-Hochhausprojekt.

Hochfliegende Pläne: So sollte der Alexander Capital Tower am Alexanderplatz in Berlin-Mitte eines Tages einmal aussehen. Die Projektverantwortlichen wollen das Bauvorhaben offensichtlich nun aber abstoßen. / © Visualisierung: Bewocon / PORR / Ortner & Ortner

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Text: Björn Leffler

 

Die Hochhausprojekte am Alexanderplatz in Berlin-Mitte sind von verschiedenen Problemen begleitet. Erst in der vergangenen Woche berichteten wir über das Bauvorhaben “Mynd”, welches ursprünglich von der mittlerweile insolventen Signa-Gruppe initiierte worden war.

Das Bauvorhaben soll ab Januar 2024 in den Rohbau gehen. Kurz vor dem Beginn des Hochbaus hatte es im November einen überraschenden Wechsel der Baufirma gegeben, wie die Immobilien Zeitung und das Portal Finance übereinstimmend berichteten.

Hochhausprojekt “Mynd”: Hochbau wird durch Unternehmen “Züblin” durchgeführt

Der Eigentümer des Projekts, die Fondsgesellschaft Commerz Real, hatte dem ursprünglich vorgesehenen Bauträger, der Signa Real Estate, offenbar eine Kündigung für das Projekt zukommen lassen. Nun soll das Bauunternehmen Züblin den Bau des 134-Meter-Gebäudes umsetzen. Auch die Umbauarbeiten am bestehenden Galeria Warenhaus soll Züblin übernehmen.

Noch schwieriger gestaltet sich offenbar das Bauvorhaben “Alexander Capital Tower”, welches auf der anderen Seite des Alexanderplatzes direkt neben dem Einkaufszentrum “Alexa” entstehen soll.

Bauvorhaben “Alexander Capital Tower”: Seit einem Jahr Baustopp

Die Pläne des Bauherrn – es ist die in Moskau ansässige Monarch Group – waren ambitioniert: 35 oberirdische und vier unterirdische Geschosse sowie 42.000 Quadratmeter Nutzfläche sollte das zukünftige Gebäude bieten. In den ersten drei oberirdischen Etagen sollten Einzelhandels- und Gewerbeflächen entstehen.

Mit einer Höhe von 150 Metern sollte das Gebäude mit Abstand das größte Haus am Platz werden, überragt nur vom benachbarten Fernsehturm (368 Meter hoch). Längst aber ist das Projekt in Schieflage geraten. Seit fast einem Jahr hat es auf der Baustelle keine nennenswerten Aktivitäten mehr gegeben.

März 2022: Land Berlin verhängte Strafzahlung an Monarch Group

Der damalige Finanzsenator Daniel Wesener (Die Grünen) hatte bereits im März 2022 im Abgeordnetenhaus mitgeteilt, dass die Monarch Group ihrer mit dem Land Berlin geschlossenen Verpflichtung zur Fertigstellung des Baus nicht nachkommen könne.

Eine Verpflichtung zur Fertigstellung des Baus ist ein üblicher Vertragsbestandteil bei solchen Immobilienprojekten, wie es am “Alexa umgesetzt werden soll.

5 Millionen Euro: Strafzahlung ist bislang nicht beglichen worden

Nach Informationen des RBB sowie der Berliner Morgenpost hatte der Senat eine millionenschwere Vertragsstrafe gegen die Bauherren verhängt, die bislang allerdings nicht beglichen worden ist. Wie Wesener gegenüber dem RBB damals sagte, erfolgte die Forderung aufgrund des anhaltenden Baustopps auf der Baustelle am Alexanderplatz.

Schon damals räumte Wesener ein, alle möglichen Optionen zu prüfen: “Ich schließe nach wie vor nicht aus, dass Berlin als ultima ratio von einem solchen An- und Rückkaufsrecht Gebrauch macht” sagte der ehemalige Finanzsenator gegenüber dem RBB. 

“Letzte Option”: Land Berlin könnte Grundstück zurückkaufen

Diese Variante, die eigentlich von Seiten des Berliner Senats damals als letzte Option bezeichnet wurde, könnte nach Informationen des RBB nun aber zu einem realistischen Szenario werden.

Denn der russische Baukonzern habe inzwischen entschieden, seine ursprüngliche Vision des “Alexander Capital Towers” aufzugeben und das Bauvorhaben nicht mehr eigenständig abzuschließen, heißt es seitens des RBB. Aufgrund der Sanktionen, die aufgrund von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängt wurden, könne Monarch seine finanziellen Mittel nicht mehr aus Russland abziehen, berichtet Rechtsanwalt Detlev Stoecker, der den Konzern in Berlin vertritt.

Seit August verhandelt Monarch mit einem potenziellen Käufer

Wir verhandeln seit August sehr intensiv und exklusiv mit einem potentiellen Investor.” wird Stoecker zitiert. Bis spätestens Ende Januar soll entschieden werden, ob eine Absichtserklärung zur Übernahme des Hochhausprojekts mit dem aktuellen Investor abgeschlossen wird. Es besteht die Möglichkeit, dass der Verkauf bis März 2024 abgeschlossen wird.

Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die im Besitz des Landes ist, verfolgt die Verkaufsabsichten genau. Monarch hatte sich im ursprünglichen Kaufvertrag für das ehemals landeseigene Grundstück mit der BIM dazu verpflichtet, bestimmte Meilensteine beim Baufortschritt zu erreichen, wie oben bereits erwähnt. Erreicht wurden diese Meilensteine nicht.

BIM hofft darauf, dass das Projekt noch wie geplant abgeschlossen wird

BIM-Geschäftsführerin Birgit Möhring äußerte sich unzufrieden darüber, dass auf der Baustelle seit einem Jahr nichts mehr passiert ist und das Projekt ganz offenbar stillsteht. Bisher konnte die Vollstreckung der vom Land Berlin verhängten Strafe laut Möhring nicht durchgeführt werden, da die BIM in Deutschland keine pfändungsfähigen Konten des russischen Konzerns ausfindig machen konnte.

Birgit Möhring hofft nun darauf, möglicherweise im Ausland auf Konten zu stoßen. Derzeit ist die Vollstreckung jedoch ausgesetzt, da die BIM darauf wartet zu sehen, ob es Monarch gelingt, das Hochhausprojekt zu verkaufen. Denn das Land Berlin hat grundsätzlich ein Interesse daran, dass das Projekt wie geplant abgeschlossen wird.

SPD und Grüne fordern Rückkauf des Grundstücks

Mathias Schulz, stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, zeigt sich deutlich ungeduldiger und sagt gegenüber dem RBB: “Ich meine, der Senat muss jetzt die zweite Stufe ziehen und den Rückkauf ernsthaft vorbereiten.” Denn Schulz glaubt nicht mehr daran, dass Monarch das Projekt verkaufen kann.

Ähnlich äußert sich die Opposition: “Wenn die Vertragsstrafe nicht gezahlt wird, dann muss die Konsequenz sein, dass das Land das Grundstück zurück in den Landesbesitz bringt, um es dann für die Stadt zu entwickeln“, sagt Julian Schwarze, Stadtentwicklungspolitiker der Grünen.

Die kommenden Monate sollen zeigen, ob das Projekt durch einen neuen Investor fortgeführt werden kann, oder ob das Land Berlin einen Rückkauf des Grundstücks tatsächlich in Erwägung ziehen wird. Vorerst wird auf der engen Baustelle am “Alexa” jedoch nichts passieren.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Bleibt diese Visualisierung ein Luftschloss? Die Realisierung des Alexander Capital Towers am Alexanderplatz in Berlin-Mitte ist unsicherer denn je. / © Visualisierung: Bewocon / PORR / Ortner & Ortner

© Visualisierung: Bewocon / PORR / Ortner & Ortner

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Quellen: Bewocon, PORR, Ortner & Ortner, Berlin Bauboom, RBB, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel

 

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One Comment

  1. David K. 29. Dezember 2023 at 09:59 - Reply

    Wieso zurückkaufen? Der Steuerzahler soll es nun wieder ausbaden, großartiges Vorgehen!

    Enteignen wäre hier das richtige!

    Der Investor will und kann nicht mal die Strafe zahlen, wieso sollte man ihm dann noch Geld in den Rachen werfen, wo der Bodenpreis sich schon garantiert wieder erhöht hat seit dem letzten Mal… ?

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