Aufgrund der Insolvenz des österreichischen Immobilienunternehmens Signa hat der Berliner Senat die Planungen für die Neubauprojekte auf den Karstadt-Grundstücken am Hermannplatz sowie am Kurfürstendamm vorerst gestoppt. Wie es mit den Bauvorhaben weitergehen wird, ist derzeit vollkommen offen.

Bleibt der spektakuläre Karstadt-Umbau am Hermannplatz ein Luftschloss? Vorerst werden die Planungen vom Berliner Senat nicht weitergeführt, denn der Investitionspartner Signa ist insolvent. / © Visualisierungen: Signa Real Estate

© Visualisierung Titelbild: Signa Real Estate / Canva
© Visualisierung Karstadt Hermannplatz: Signa Real Estate
© Fotografie Hermannplatz (1936): Wikimedia Commons

Text: Björn Leffler

 

Wir hatten bereits Anfang November darüber berichtet: Der österreichische Immobilienkonzern Signa ist in finanzielle Schieflage geraten und hat mittlerweile Insolvenz angemeldet. Als erstes Anzeichen dafür auf dem deutschen Immobilienmarkt konnte der Verkauf des Hochhausprojekts “MYND” am Berliner Alexanderplatz im Sommer an die Fondsgesellschft Commerz Real gewertet werden.

Im Oktober 2023 wurde schließlich bekannt, dass eines der bekanntesten Bauprojekte Deutschlands, der Hamburger Elbtower, vorerst nicht weitergebaut werden kann. Der Baukonzern Lupp hatte seine Bautätigkeit an dem geplanten 245-Meter-Hochhaus eingestellt, weil der Bauherr – es ist die österreichische Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko – mit Zahlungen in Verzug ist.

Signa: Hohe Baukosten teure Krediten führten in die Insolvenz

Die hohen Baukosten und teure Baukredite haben die Immobilienholding Signa in die Insolvenz getrieben. Das Unternehmen strebt nach eigener Aussage eine Sanierung in Eigenregie an. Was in den kommenden Jahren ansteht, ist ein tiefgreifender Konzernumbau.

Die Auswirkungen auf die Baubranche sind enorm, auch für die Metropolregion Berlin. Denn Signa verantwortet mehrere Bauprojekte in der Hauptstadt. Einige sind bereits im Bau oder gerade noch fertig geworden, wie etwa die Sanierung des historischen Schicklerhauses an der Jannowitzbrücke.

Planungen am Hermannplatz und am Kurfürstendamm vorerst gestoppt

Andere Projekte befinden sich noch im Planungsstatus. Dazu gehören zwei Projekte, bei denen der Berliner Senat als Projektpartner fungiert. Das ist einerseits der geplante Umbau des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz und andererseits der geplante Bau von Hochhäusern auf dem Karstadt-Areal am Kurfürstendamm.

Der Senat hat nun nach Meldungen von RBB und Tagesspiegel beschlossen, die Bau- und Rahmenplanung für diese zwei Bauvorhaben vorläufig auszusetzen. Denn durch die Insolvenz von Signa sei ein wichtiger Teil des Immobilien- und Handelskonzerns zahlungsunfähig geworden.

Senat: Vorerst werden keine Schritte für weitere Planungen unternommen

Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigte, dass in beiden Verfahren vorerst keine weiteren Schritte unternommen werden. Am Hermannplatz wird die laufende frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit abgeschlossen, aber die Beteiligung der Behörden soll erst dann beginnen, wenn ein verlässlicher Partner gefunden ist.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey bezeichnete die Situation einerseits als “sehr ernst“, andererseits aber auch als derzeit noch sehr unübersichtlich. Sie bekräftigte allerdings die Haltung des Berliner Senats, dass ein Unternehmen, welches so angeschlagen ist, derzeit natürlich kein Baurecht bekommen könne.

Kein Baurecht für wirtschaftlich angeschlagenes Unternehmen Signa

Unabhängig davon bekannte sich Giffey jedoch in ihrem Statement klar dafür, die Standorte weiterentwickeln und vor allem die Arbeitsplätze der dort ansässigen Kaufhäuser, die Teil des Signa-Immobilienportfolios sind, erhalten zu wollen.

Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, forderte gegenüber dem Tagesspiegel, die Zusammenarbeit mit Signa sofort zu beenden: “Ich fordere den Senat erneut auf, die Bebauungspläne der Signa jetzt sofort einzustellen und nach dem Vorbild zahlreicher Kommunen die Grundstücke und Warenhäuser in öffentliches Eigentum zu überführen.

Friedrichshain-Kreuzberg möchte Planungshoheit am Hermannplatz zurück

Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg waren die Umbaupläne für das Karstadt-Gebäude am Hermannplatz bislang stets kritisch gesehen worden. Nun sieht der Bezirk offenbar die Chance, das Projekt endgültig begraben zu können.

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in der vergangenen Woche  einen Planungsstopp am Hermannplatz eingefordert. Zudem soll das Planungsrecht zurück an den Bezirk fallen. Derzeit liegt dieses noch beim Senat. Der Antrag dazu wurde von der Linkspartei eingebracht.

Florian Schmidt: “Über solide Zukunft der Hermannplaztes nachdenken”

Baustadtrat Florian Schmidt (Die Grünen) sagte dazu: “Es ist nun an der Zeit, über eine solide Zukunft für den Hermannplatz nachzudenken. Eine Möglichkeit ist, dass der Bezirk nun eine städtebauliche Machbarkeitsstudie beauftragt, noch bevor ein neuer Eigentümer in Erscheinung tritt.

Auch das Bauvorhaben am Kurfürstendamm bleibt vorerst im Planungsstatus verhaftet. Dabei war die bisherige Anbahnung ähnlich mühsam wie am Neuköllner Hermannplatz. Der im Juni 2023 gefällten Entscheidung für ein architektonisches Konzept waren jahrelange Diskussionen um die Gestaltung des Grundstücks unweit der bereits bestehenden Hochpunkte Upper West und Waldorf Astoria (Zoofenster) vorausgegangen.

Kurfürstendamm: Jahrelanger Streit um Hochhauskonzept für die City West

Die ursprünglichen Pläne für das Areal, die Signa bereits vor mehreren Jahren publiziert hatte, sahen den Bau von drei bis zu 150 Meter hohen Gebäuden und die Schaffung von rund 50.000 Quadratmetern Einzelhandelsflächen vor.

Während der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf diesen Plänen wohlwollend gegenüberstand, stieß das Konzept bei der damaligen Senatsbaudirektorin, Regula Lüscher, auf wenig Gegenliebe und führte zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen Bezirk und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über die sinnhafte Entwicklung von Hochhausprojekten in der City West.

Karstadt-Areal: Zwei Hochhäuser mit bis zu 120 Metern durften entstehen

Statt drei Türmen in einer Höhe von bis zu 150 Metern sollten es nach Vorgaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – ausgerichtet am noch immer gültigen Hochhauskonzept der Stadt – “nur” noch zwei Hochpunkte mit einer maximalen Höhe von 120 Metern werden.

In den neuen Gebäuden sollten vornehmlich Gewerbeflächen entstehen. Für die Einrichtung von Wohnraum sollten zudem insgesamt 5.000 Quadratmeter bereitgestellt werden. Auch soziale Träger und weitere nichtkommerzielle Nutzungen sollten Teil des zukünftigen Gebäudeensembles werden.

Doch derzeit steht in den Sternen, ob und wie die geplanten Projekte überhaupt realisiert werden können. Dies gilt für alle Berliner Signa-Projekte, die noch nicht abgeschlossen sind.

Zahlreiche Signa-Projekte in Berlin liegen derzeit auf Eis – Zukunft offen

Dazu zählt etwa der geplante Umbau des Karstadt-Gebäudes am Leopoldplatz, das Neubauprojekt in der Passauer Straße am KaDeWe, der Umbau des Hotel Ellington in der Nürnberger Straße, das Bauvorhaben Glance an der Franklinstraße oder ein Gewerbeprojekt an der Schönhauser Allee.

Wahrscheinlich ist, dass einige dieser Projekte an andere Immobilienentwickler verkauft und weiterentwickelt werden, vor allem jene, die bereits baulich weit vorangeschritten sind. Für die Projekte, die bislang aber noch nicht begonnen wurden, lässt sich nur schwer eine sinnvolle Prognose stellen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Die Planungen für das Hochhaus-Projekt auf dem Karstadt-Areal am Kurfürstendamm wurden vorerst gestoppt. / © Visualisierung: Signa Real Estate, Henning Larsen Architects

So sollte das neu gestaltete Areal vom Eingang des U-Bahnhofs Kurfürstendamm aus gesehen aussehen. Ob die Pläne jemals realisiert werden, ist nun offen. / © Visualisierung: Signa Real Estate, Henning Larsen Architects

Das Signa-Projekt am Kurfürstendamm

Historische Aufnahme: Aufnahme des 1945 zerstörten Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz aus dem Jahr 1936, als die Nationalsozialisten in Berlin die Olympischen Sommerspiele für ihre Propaganda nutzten. / © Foto: Wikimedia Commons

Das Signa-Projekt am Hermannplatz

Weitere Projekte in Charlottenburg findet Ihr hier
Weitere Projekte in Neukölln gibt es hier
Weitere Gewerbeprojekte sind hier zu finden

Quellen: Signa Real Estate, Der Tagesspiegel, Immobilien Zeitung, Berliner Morgenpost, Deal Magazine, RBB

 

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3 Comments

  1. Pat 5. Dezember 2023 at 15:28 - Reply

    “waren jahrelange Diskussionen um die Gestaltung des Grundstücks”; leider ist dies der Kernsatz der Berliner Politik-Interessen. Es drängt sich geradezu auf, daß dieses Verhalten den Standort Berlin auf Dauer dem Niedergang weiht.

  2. […] Projekts, die Fondsgesellschaft Commerz Real, hatte dem ursprünglich vorgesehenen Bauträger, der Signa Real Estate, offenbar eine Kündigung für das Projekt zukommen lassen. Nun soll das […]

  3. […] Signa-Projekte Hermannplatz und Ku’damm: Senat stoppt Planung […]

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