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Berlins Bauwerke der Moderne, Teil 8 – Zoofenster & Upper West

In unserer Artikelreihe widmen wir uns den bedeutenden Berliner Bauwerken der Nachwendezeit, die das Stadtbild der deutschen Hauptstadt bis heute prägen. Im achten Teil der Serie behandeln wir den Bau zweier Hochhäuser in der City West. Die Realisierung der Projekte Zoofenster und Upper West haben zu einer völligen Neudefinition der Skyline rund um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche geführt.

Hochpunkte der Berliner City West: Die Gebäude Upper West (links) und Zoofenster (rechts), in dem das renommierte Waldorf Astoria Hotel beheimatet ist.

© Bilder: depositphotos.com
Text: Annett Jäger

Zoofenster & Upper West

Das ambitionierte Stadtentwicklungsprogramm Berlins drückt sich unter anderem in einem beeindruckenden Hochhausensemble in Berlin-Charlottenburg aus: dem Komplex Upper West gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Waldorf Astoria Hotel – dem sogenannten Zoofenster.

Beide Gebäude geben der Gedächtniskirche einen urbanen Rahmen und bilden ein architektonisches Tor zur Kantstraße. Hier erkennt man die damaligen Ambitionen der Stadtentwickler, die in den 2000er Jahren scheinbar abgehängte City West erneut als attraktives Geschäftszentrum zu etablieren.

Hochhauspläne für Berlins City West

Hochhäuser entstehen häufig aus dem Bestreben heraus, in einer Stadt wie Berlin den Menschen genügend Raum für Arbeiten, Wohnen und Freizeit zu bieten. Nichts scheint daher logischer, als die Stadt zumindest an einigen Stellen „hochzustapeln“. Dieser Gedanke beeinflusste wohl auch das städtebauliche Handeln in Berlins City West und so entstanden hier der Hochhauskomplex Upper West und das Zoofenster. 

Das Zoofenster

Den Namen Zoofenster verdankt das 119 Meter hohe Gebäude seiner Nähe zum Zoologischen Garten Berlin und dem einzigartigen Blick darauf. Der nicht als typisches Hochhaus, sondern eher als komplex gestaffelter Baukörper entstandene Wolkenkratzer besteht aus einem Gebäudesockel, aus dem neben dem 22-geschossigen Gebäuderiegel ein weiterer, 32-geschossiger Turm herausragt.

Damit passt sich das 2012 fertiggestellte Zoofenster, welches seither das Luxushotel Waldorf-Astoria beherbergt, der Linienführung der umgebenden, sechsgeschossigen Nachbarbebauung an.

Mit dem abschließenden 32. Geschoss, welches allein der technischen Ausstattung zur Verfügung steht, überragt das Hochhaus, in dem 232 Zimmer und zusätzlich anmietbare Büroflächen Platz finden, den restauratorisch konservierten, 71 Meter hohen Turm der benachbarten, berühmten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Berliner Stadtteil Charlottenburg um einiges.

Das Zoofenster gehört damit zu den höchsten Bauten der Stadt und ist auf der Berliner Wolkenkratzer-Liste auf Platz fünf zu finden. Im Zuge der Eröffnung des Luxushotels Waldorf-Astoria im Jahr 2013 – ein Jahr später als ursprünglich geplant – schien der Wiederaufstieg der City West in Berlin eingeläutet. Dafür sorgt nicht zuletzt die Marke Waldorf Astoria, welche aus den USA stammt, zum Unternehmen Hilton Worldwide Holdings gehört und unter anderem vom Ruhm des legendären Stammhauses in New York getragen wird.

Upper West

Nur ein Jahr nach der Eröffnung des Waldorf Astoria Hotels im Zoofenster wurde mit dem Bau des Upper West ein weiterer Wolkenkratzer von 118,8 Metern in der Berliner City West begonnen. Seine Fertigstellung erfolgte im Jahr 2017.

Geplant wurde das Gebäude bereits 1994 vom Architekten Professor Christoph Langhof, dessen Büro sich vormals genau an der Stelle befand, wo heute das Hochhaus in den Berliner Himmel ragt. Als neues „Wahrzeichen“ der City West und „Haus der Superlative“ von den Medien und der Politik positiv wahrgenommen, sah man damit die Aufpolierung der City West als gelungen an.

Im Gebäude, welches die Besucher des Breitscheidplatzes wie ein strahlend weißer Monolith schon aus der Ferne begrüßt, finden Einzelhandel, das Motel One, etliche Büros und eine Sky Bar ihren Platz. Ursprünglich unter dem Namen “Atlas Tower” geplant, wurde das 33 Etagen umfassende Hochhaus nach dem Abriss des denkmalgeschützten Schimmelpfeng-Hauses an gleicher Stelle nach deutschen Nachhaltigkeitskriterien erbaut.

Der schlanke „Zwillingsturm“ des Upper West wird umgeben von einem achtgeschossigen Riegelgebäude. Während sich das Upper West in der Basis als kantig und eckig erweist, lösen sich diese harten Strukturen nach oben hin auf und machen eleganten Schwüngen und Rundungen Platz.

Wenngleich auf den ersten Blick der Eindruck entsteht, das Gebäude könne sich in zwei gleiche Türme gliedern, sind es in Wahrheit doch nur die geschickt angelegten Einschnürungen, die beim Betrachter für diese optische Täuschung sorgen. Die Fassade des Wolkenkratzers mit ihren vertikalen und horizontalen Schattenfugen ist verantwortlich für den tanzenden Betrachtungseffekt und ein beeindruckendes Spiel aus Licht und Schatten.

Der Riegelbau richtet sich nicht nur am Maßstab seiner Umgebungsbebauung aus, sondern fügt sich auch stilistisch in das benachbarte Stadtbild ein. Das Upper West zählt ebenso wie das Zoofenster zu den Top-Five unter den Berliner Turmbauten und belegt hier Platz vier.

Der Standort „Neuer Westen“

Die Schlummerphase der City West ist längst vorbei und so langsam entsteht ein neues Zentrum im Berliner Westen, dass sich deutlich von seinem geschichtlichen Vorgänger  – dem “Neuen Westen” oder auch “Zooviertel” – unterscheidet.

Die einstige Geburtsstunde des “Neuen Westens” schlug im Jahre 1882. Damals setzte die Eröffnung des Bahnhofs Zoologischer Garten eine fieberhafte, großstädtische Entwicklung in der einst unbesiedelten Gegend in Gang.

So errichtete Kaiser Wilhelm beispielsweise im Zuge des Romanischen Forums die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zusammen mit zwei romanischen Häusern und romanischen Ausstellungshallen. Diese wurden  – neben dem KaDeWe (Kaufhaus des Westens) – zum Markenzeichen des Zarentums des „Neuen Westens“ – wie man zu damaliger Zeit die nun aufstrebende Gegend betitelte. 

Die City West überlebte baulich betrachtet nicht nur die Weimarer Republik, sondern auch den Nationalsozialismus – musste sich dann allerdings den Bomben im Zweiten Weltkrieg ergeben.

Im Zuge des Neuaufbaus nach dem Krieg wurde der ehemalige Auguste-Viktoria-Platz bereits 1947 in Erinnerung an den Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid in den Breitscheidplatz umbenannt. Dass auch die Gedächtniskirche der Neuerschaffung weichen sollte, ist heute lange vergessen.

Man begann mit der Neubebauung und so entstanden unter anderem im „Schaufenster zum Westen“ das Amerika-Haus, der Hauptsitz der Deutschen Bank, das Oberverwaltungs- und Verwaltungsgericht sowie das Fakultätsgebäude für Bergbau und Hüttenwesen der TU Berlin – um nur einige zu nennen.

Durch den Mauerfall wurde dem Zentrum City West der historische Sinn als Schaufenster des Westens geraubt. Während sich die Baukräne im Berliner Osten fleißig drehten, begann man recht zögerlich 2007 mit dem Um- und Aufbau des Areals – allerdings augenscheinlich nicht wirklich nach einem einheitlichen Pan.

Upper West und Zoofenster als Wahrzeichen der City West

Dennoch hat sich die City West rund um den Kurfürstendamm zwischen Breitscheidplatz und der Tauentzienstraße sowie den Ortsteilen Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf und Tiergarten neu erfunden. Die frisch erbauten Hochhäuser in der Nähe von Zoo und Breitscheidplatz lassen frischen Höhenwind durch das Viertel wehen.

Noch heute sind in der City West auf engem Raum bedeutende architektonische Epochen vereint. Neben Gebäuden aus der Gründerzeit sowie der Nachkriegsmoderne haben mit den Wolkenkratzern an der Gedächtniskirche auch Bauten der Moderne ihren Platz gefunden.

Die vielschichtige Baukultur sowie das großflächige Mit- und Nebeneinander architektonischer Zeitgeschichte aus unterschiedlichsten Epochen sind Dinge, welche die Berlinerinnen und Berlin sowie Gäste aus aller Welt an der City West schätzen.  

 

 

Weitere Teile der Reihe könnt Ihr hier mit ENTWICKLUNGSSTADT PLUS lesen:

Serie: Berlins Bauwerke der Moderne, Teil 2 – Der BND-Neubau

Serie: Berlins Bauwerke der Moderne, Teil 4 – Das Jüdische Museum

Serie: Berlins Bauwerke der Moderne, Teil 6 – Der Berliner Hauptbahnhof

Berlins Bauwerke der Moderne, Teil 7 – Sanierung der Staatsbibliothek

Weitere Artikelreihen findet Ihr hier

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