Die Tage des Provisoriums sind gezählt: Am Berliner Reichstag soll ein festes und baulich ansprechendes Besucherzentrum entstehen. Besucher*innen sollen zukünftig über einen unterirdischen Tunnel ins Parlamentsgebäude gelangen.
Die Situation am Berliner Reichstag, der Heimat des bundesdeutschen Parlaments, ist seit Jahren in höchstem Maße unbefriedigend. Die zahlreichen Besucher*innen werden durch einen provisorischen Containerbau in das Parlamentsgebäude geschleust.
Die derzeitige Lösung ist nicht nur ausgesprochen unflexibel und stößt längst deutlich an ihre Kapazitätsgrenzen, auch optisch ist sie wenig erbaulich. Durch die Errichtung eines neuen Besucher- und Informationszentrums, kurz “BIZ”, soll das provisorische Sicherheitskontrollgebäude abgelöst werden.
Neubau soll provisorische Lösung ersetzen
Der Neubau wird zukünftig als zentraler Eingang für Besucher*innen am Platz der Republik funktionieren. Ziel des Projekts ist es, das Provisorium durch eine städtebaulich, architektonisch und funktional angemessene, dauerhafte Lösung zu ersetzen.
Darüber hinaus ist ein flexibler Empfangs- und Informationsbereich geplant. Zudem sollen Räume für Seminar- und Diskussionsveranstaltungen sowie ein Gastronomieangebot für die Besucher*innen eingerichtet werden.
Ein unterirdischer Tunnel soll die Gäste ins Reichstagsgebäude führen
Vom neuen Besucherzentrum wird ein geschlossener Fußgängertunnel zum Reichstagsgebäude führen. Damit soll gewährleistet werden, dass nur eine einzige Sicherheitskontrolle für die Besucher*innen nötig wird.
Der zweiphase Architekturwettbewerb, an dem sich 2015 insgesamt 187 Planungsbüros aus aller Welt beteiligten, wurde im November 2016 entschieden. Zwei Entwürfe wurden mit dem ersten Preis bedacht und gebeten, weitere Überarbeitungen ihrer Entwürfe vorzunehmen.
Wettbewerb endete 2016 mit zwei Siegern
Die abschließende Entscheidung fiel letztlich zugunsten des überarbeiteten Entwurfs der Züricher Arbeitsgemeinschaft Markus Schietsch Architekten GmbH mit Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur & Städtebau GmbH aus. Die Kostenobergrenze für das Projekt liegt bei 150 Millionen Euro.
Auch im Umfeld des historischen Gebäudes sollen die unschönen, provisorischen Absperrgitter, die das Bild heute dominieren, durch eine bauliche Anpassung des Areals ersetzt werden. Ein so genannter “Aha”-Graben soll auf dem Platz der Republik vor dem Hauptportal des Gebäudes errichtet werden.
Ein Graben soll die provisorischen Absperrgitter ersetzen
Mit dem „Aha“-Graben wird ein seit dem 19. Jahrhundert gängiges Gestaltungselement der Gartenbaukunst, dessen Ursprünge in der Planung englischer Landschaftsparks liegen, angewandt.
„Aha“-Graben bedeutet, dass ein von der Hausseite unsichtbarer Graben installiert wird. Dieser Graben, der im Gegensatz zu Mauern oder Zäunen für den Blick in die Ferne unsichtbar ist, lässt die Grenze zwischen Gebäude und der umgebenden Landschaft als dessen Fortführung erscheinen.
Der Graben ist derzeit mit einer oberflächigen Gesamtbreite von rund zehn Metern geplant. Im Gelände führt der Graben den Vorplatz des Reichstagsgebäude um rund 2,50 Meter nach unten. Somit soll gewährleistet sein, dass die Sicherheitsabgrenzung über die Tiefe des Grabens erfolgt und ein freier Blick auf das Reichstagsgebäude trotzdem gewährleistet ist. Wann die Umsetzung dieses Vorhabens erfolgen soll und welche Kosten hier zu erwarten sind, ist aktuell noch nicht bekannt.
© Grafiken: Markus Schietsch Architekten GmbH
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