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Jede Zeit baut ihre Stadt.

Hauptstadtprojekte: Bauvorhaben der Bundesregierung in Berlin

Mit dem Hauptstadtentscheid von 1991 war klar, dass sich das zukünftige Bild Berlins vollkommen verändern würde. Die Bauprojekte der Bundesregierung haben das Bild der jahrzehntelang geteilten Stadt maßgeblich verändert. Noch immer gehört der Bund zu den aktivsten Bauherren der Stadt und bestimmt das städtebauliche Bild Berlins maßgeblich. Wir haben eine Auswahl aktueller Bauvorhaben zusammengefasst.

Das wohl bekannteste Bauprojekt des Bundes in Berlin: Der modernisierte Reichstag im Regierungsviertel.

 

Was würde das heutige Berlin ohne die Entscheidung des Bundestages, die am 20. Juni 1991 nach einer mehr als zwölfstündigen Debatte gefällt wurde, wohl aussehen? Natürlich ist dies eine rein spekulative Frage, die kaum seriös beantwortet werden kann.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth gab an jenem schicksalhaften Tag in Bonn, dem Tag der “Berlin-Bonn-Debatte”, um 21.49 Uhr bekannt, dass 337 Stimmen für den Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin abgegeben worden waren.

Knappe Mehrheit für den Umzug der Bundesregierung nach Berlin

Dies war eine ausgesprochen knappe Mehrheit: 320 Mitgliederinnen und Mitglieder des Bundestages hatten sich erfolglos dafür eingesetzt, zwar den Bundesrat und den Sitz des Bundespräsidenten nach Berlin zu verlegen, Parlament und die Regierung aber in Bonn zu belassen.

In den kommenden Jahrzehnten veränderte der sogenannte  “Hauptstadtentscheid” das Bild und die Funktion der noch jungen, wieder vereinten Stadt vollkommen.

Regierungsviertel, Reichstag, Ministerien – Berlin wurde neu erfunden

Die Errichtung eines neuen Regierungsviertels, die Modernisierung des Reichstagsgebäudes, die Errichtung von unzähligen Ministeriums- und Bürogebäuden und die Integration einer neuen Einwohnerschaft, der Bonner Regierungsbeamten – all dies prägte die schwungvollen Nachwendejahre in Berlin.

Längst ist Berlins Rolle als Regierungssitz Deutschlands zum Alltagsgeschäft der Millionenmetropole geworden. Aber noch immer arbeitet der Bund in Berlin an umfangreichen Neubau- oder Erweiterungsvorhaben, um bestehenden Ministerien zu ergänzen oder völlig neue Flächen zu errichten.

Wir haben eine Auswahl von Projekten zusammengestellt, die der Bauherr Bund in Berlin vorantreibt:

Erweiterung bis 2027: Das Bundeskanzleramt wächst

Das Herzstück des Berliner Regierungsviertels soll bis 2027 erweitert werden: Das Bundeskanzleramt wird um mehrere Erweiterungsbauten vergrößert. Das gleichermaßen populäre wie auch umstrittene, monumentale Bauensemble des neuen Bundeskanzleramtes wurde von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank in der Amtszeit von Kanzler Helmut Kohl entworfen.

Das bebaute Grundstück ist mit Hubschrauberlandeplatz und Kanzlerpark rund 73.000 m² groß. Auf dieser Fläche werden nun auch die zusätzlichen Erweiterungsbauten errichtet. Die Grundfläche wird sich durch den Umbau also nicht vergrößern. Die Neubauten entstehen auf der westlichen Seite des Spreeufers.

Mehr Informationen zum Projekt findet Ihr hier

Am Reichstag entsteht ein neues Besucherinformationszentrum

Die Situation am Berliner Reichstag, der Heimat des bundesdeutschen Parlaments, ist seit Jahren in höchstem Maße unbefriedigend. Die zahlreichen Besucher*innen werden durch einen provisorischen Containerbau in das Parlamentsgebäude geschleust.

Durch die Errichtung eines neuen Besucher- und Informationszentrums soll das provisorische Sicherheitskontrollgebäude abgelöst werden. Der Neubau wird zukünftig als zentraler Eingang für Besucherinnen und Besucher am Platz der Republik funktionieren. Ziel des Projekts ist es, das Provisorium durch eine städtebaulich, architektonisch und funktional angemessene, dauerhafte Lösung zu ersetzen.

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Bis 2026 erhält der Bundesrat ein neues Besucherzentrum

Bereits seit April 2020 wird an dem Projekt zur Erweiterung des Bundesratsgebäudes gearbeitet. Bis 2026 soll das Projekt umgesetzt werden. Insgesamt wird der Anbau rund 9.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassen und soll das Hauptgebäude entlasten, dessen Besucherzahlen in den letzten Jahren stark angestiegen waren, vor allem in den Jahren vor der Corona-Pandemie.

Im Jahr 2001 wurden noch 20.000 Besucherinnen und Besucher jährlich gezählt, 2018 waren es bereits 70.000. Mit dem Anbau wird der Bundesrat einen neuen Empfangsbereich bekommen und soll gleichzeitig „öffentlicher“ werden. Das neue Foyer soll für Besucherinnen und Besucher frei zugänglich sein.

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Baulücke wird geschlossen: Finanzministerium erhält Neubau

Das Bundesfinanzministerium erhält einen Ergänzungsbau. Dieser soll auf dem Gelände der nördlichen Wilhelmstraße entstehen, direkt gegenüber dem Hauptsitz des Ministeriums, dem historischen Detlev-Rohwedder-Haus. Damit wird eine der letzten großen Baulücken in Berlin-Mitte geschlossen. Die Fläche wurde in den vergangenen Jahrzehnten als Parkplatz genutzt.

Laut Ausschreibungsunterlagen soll das neue Gebäude über ein Konferenzzentrum, eine Großkantine sowie den Sitz der Bundesfinanzakademie verfügen. Außerdem ist ein in sich geschlossener Sicherheitsbereich für die Leitung des Ministeriums geplant. Zudem soll eine Tiefgarage mit 155 Pkw-Stellplätzen und 300 Fahrradstellplätzen entstehen.

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Werderscher Markt in Mitte: Erweiterung des Auswärtigen Amtes

Unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung soll der Standort des Auswärtigen Amtes, der sich im historischen Reichsbank-Gebäude sowie einem modernen Erweiterungsbau aus den 1990er Jahren befindet, baulich ergänzt werden.

Die geplante Erweiterung wird sich als Blockrandbebauung an das historische Gebäude, den ehemaligen Sitz der Reichsbank, anschließen. Das Vorhaben umfasst Arbeiten an den Bauten der Kurstraße 33–35 und der Kleinen Kurstraße 1–2. Zudem sollen im Rahmen des Projekts direkte, bauliche Anschlüsse zu Bestandsgebäuden in der Oberwasserstraße hergestellt werden.

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Erweiterung des Umweltministeriums entsteht in Holzbauweise

Das dänische Büro C. F. Møller Architects hat sich mit seinem Entwurf für die Erweiterung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit („BMU“) bereits im Jahr 2019 in einem offenen Architekturwettbewerb durchgesetzt. Für den geplanten Neubau sind zukünftig rund 29.600 Quadratmeter Nutzfläche vorgesehen.

Der Erweiterungsbau soll neben Büros und einer Kantine zusätzlichen Platz für ein Konferenzzentrum sowie ein Medien- und Informationszentrum des Ministeriums bieten. Darüber hinaus sind Büroflächen für weitere Bundesministerien und das Abgeordnetenhaus von Berlin geplant. Baulich ist eine Verbindung mit dem 1916 erbauten, denkmalgeschützten Eingangsgebäude des Umweltministeriums an der Stresemannstraße geplant.

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Neustart am Schiffbauerdamm: Luisenblock-Entwicklung beginnt

Es ist eines der zähesten Stadtentwicklungsprojekte im Zentrum Berlins: Die Entwicklung des „Luisenblock“-Areals. Das Gelände liegt zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße, dem Schiffbauerdamm, der Luisenstraße und der Stadtbahntrasse. Nachdem es für die Realisierung des preisgekrönten, aber zugleich umstrittenen Entwurfs des Architekturbüros Kusus und Kusus keine politische Mehrheit gegeben hatte, wurde das Bebauungsplanverfahren im Jahr 2020 gestoppt.

Im Laufe des Jahres 2021 haben sich die Projektbeteiligten dem Thema noch einmal gewidmet und nun einen offenbar mehrheitsfähigen Kompromiss ausgearbeitet. Diese Initiative ging dem Vernehmen nach vom Vorsitzenden der Baukommission des Bundestages, Wolfgang Kubicki (FDP), aus. Die Komplexität bei der Planung des Areals ergibt sich aus der Vielzahl der jeweiligen Grundstückseigentümer.

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Regierungsviertel: Bundestags-Büros auf “Luisenblock West” fertig

Aufgrund des hohen Bedarfs an zusätzlichen Bundestagsbüros sollten auf dem Gelände des “Luisenblock West” im Regierungsviertel, welches vom Entwicklungsgebiet “Luisenblock Ost” abgetrennt wurde, neue Büros in kurzer Zeit errichtet werden. Nach einem architektonischen Konzept des Büros Sauerbruch & Hutton wurden die Büros errichtet und kürzlich fertiggestellt.

Die Büros sind in modularer Holzbauweise entstanden, um ein schnelles und zudem klimaverträgliches Baukonzept anwenden zu können. Die nun entstandenen Bürobauten sind nicht „für die Ewigkeit“ konzipiert, sondern für eine maximale Nutzungsdauer von rund 15 Jahren. 400 Büros werden auf dem Grundstück an der geschwungenen Margarte-Steffin-Straße entstehen.

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Sanierung des historischen Deutsche-Bank-Komplexes an der Mauerstraße

In der Mauerstraße, Ecke Französische Straße, wird der historische, denkmalgeschützte Deutsche-Bank-Komplex, in dem bis 1990 das DDR-Innenministerium seinen Sitz hatte, aufwändig saniert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesgesundheitsministeriums, derzeit noch auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt, sollen hier einziehen.

Das ursprüngliche Bauensemble besteht aus insgesamt drei Blöcken, welche sich an der Französischen Straße erstrecken. Die drei Baukomplexe entstanden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts jeweils für drei verschiedene Finanzunternehmen. Der historische Baukörper wird bereits seit mehreren Jahren kernsaniert und modernisiert. Insgesamt werden durch die Sanierung rund  68.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche verfügbar gemacht.

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Auch das Land Berlin treibt große Stadtentwicklungsprojekte in Berlin voran: 

Rathausforum-Wettbewerb: Berlins alte und neue Mitte wird grün

Traditionell gegen modern: Das Ringen um den Molkenmarkt beginnt

Im Südwesten Berlins: Koalition plant Rückbau der Stadtautobahn

Berlins neue Stadtquartiere werden zunehmend autofrei geplant

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3 Kommentare

  1. Sonja Rohloff November 22, 2022

    Oh Gott,, das ist ja entsetzlich, gibt es denn keinen Weg diesen Grössenwahn zu verhindern? Würde ich in die Kasse meines Geldgebers (Chef) greifen , das wäre kriminell. Warum dürfen diese Leute so schamlos die Steuerzahler bestehlen (dazu kommen noch BER; STUTTGART 21; BERATERKOSTEN…siehe Schwarzbuch Steuer)?

  2. Dani März 4, 2024

    Jemand meinte: “Der Bund sollte in Berlin viel schneller und wertiger bauen. Der Bund sollte seine Investitionen in Berlin konzentrieren. Es braucht ein Ende der Aufteilung auf Berlin und Bonn. (Nur) Berlin ist die Hauptstadt.”

    • Ben April 19, 2024

      Das mag sein, aber die Bundesstadt Bonn war nun einmal über ein halbes Jahrhundert Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Berlin ist dagegen ein Küken als Regierungssitz des Bundes. Dem wurde im Berlin/Bonn-Gesetz Rechnung getragen.

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