Im ersten Teil zu diesem überwiegend dunklen Kapitel der Geschichte Berlins berichteten wir über die Architektur der Nationalsozialisten sowie deren Pläne, Berlin auch architektonisch zur Hauptstadt eines großgermanischen Reichs zu machen. Doch neben der Schaffung von Monumentalbauten sind diese 12 Jahre in unserem historischen Gedächtnis vor allem geprägt von Gewalt, Tod und Zerstörung. In Berlin führten die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs zur beinahe vollständigen Zerstörung seiner historischen Bausubstanz.
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Text: Stephanie Engler
Berlins historisches Zentrum
Teil 5 – 1933-1945 (2)
Die zerstörte Hauptstadt
Im ersten Teil zu diesem vorwiegend dunklen Kapitel der Berliner Geschichte berichteten wir über die Architektur der Nationalsozialisten sowie deren Pläne, Berlin auch architektonisch zur Hauptstadt eines großgermanischen Reichs zu machen.
Doch neben der Schaffung von Monumentalbauten, dem Ausbau von Verkehrswegen und anderen Errungenschaften, sind diese 12 Jahre in unserem historischen Gedächtnis noch mehr geprägt von Gewalt, Tod und Zerstörung. Eines der größten Verbrechen der Nationalsozialisten war der Holocaust.
Judenverfolgung in Berlin
Um 1933 leben etwa 160.000 Juden in Berlin. Das ist ein Drittel aller deutschen Juden und vier Prozent der Berliner Bevölkerung. Im Zuge des im ganzen Reich organisierten Pogroms gegen die Juden setzen SA- und SS-Männer in der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 neun der zwölf Berliner Synagogen in Brand.
Es werden jüdische Geschäfte demoliert und geplündert. Zahlreiche jüdische Bürgerinnen und Bürger werden terrorisiert, denunziert und „zu ihrem Schutz“ verhaftet. Diese rund 1.200 in dieser Nacht verhafteten jüdischen Bürgerinnen und Bürger werden größtenteils in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg gebracht.
1939 leben noch rund 75.000 Juden in Berlin. 1941 werden etwa tausend Berliner Juden deportiert. In den darauffolgenden Kriegsjahren werden mehr als 55.000 von den Nationalsozialisten als Juden eingestufte Menschen aus Berlin in Gettos und Vernichtungslager verschleppt.
Bis 1941 können etwa 90.000 Berliner Juden ins Ausland emigrieren. Mehr als 60.000 kommen bis zum Kriegsende jedoch ums Leben. Insgesamt überleben in Berlin nur etwa 1.400 Juden die Kriegsjahre.
Judenhäuser und NS-Lager in Berlin
Innerhalb von Berlin gibt es in dieser Zeit rund 3.000 NS-Lager und Judenhäuser. Diese Lager dienen oftmals als Nebenlager des KZ Sachsenhausen, in denen die Gefangenen arbeiten müssen. Die Judenhäuser sind Wohnhäuser aus (ehemals) jüdischem Eigentum. Hier werden ausschließlich jüdische Mieter zwangsweise eingewiesen und für die Deportationen vorbereitet.
Rund 30 Kilometer nordwestlich von Berlin wird 1936 das KZ Sachsenhausen bei Oranienburg errichtet. Das idealtypische Lager nimmt aufgrund seiner Nähe zur Reichshauptstadt sowie als Schulungs- und Verwaltungszentrale schon bald eine bedeutende Rolle ein.
Bis 1945 sind hier mehr als 200.000 Menschen, hauptsächlich politische Gegner und sowjetische Kriegsgefangene, inhaftiert. Zehntausende von ihnen kommen ums Leben. Seit 1961 informiert die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen über die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers.
Der Zweite Weltkrieg
Mit der Kriegserklärung an Polen 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg und Berlin wird zum Ausgangspunkt deutscher Angriffsaktionen sowie später zum Ziel gegnerischer Luftstreitkräfte. Doch zu Beginn des Krieges wird in Berlin aufgrund der geringen Reichweite der damaligen zweimotorigen Flugzeuge nur wenig zerstört.
Nachdem die deutsche Armee 1943 bei Stalingrad eine Niederlage erleidet, proklamiert Reichspropagandaminister Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast den „Totalen Krieg“. Im Herbst desselben Jahres beginnen die anglo-amerikanischen Streitkräfte mit großflächigen Flächenbombardements Berlins.
1945 fliegen die Alliierten in den letzten drei Monaten vor Kriegsende die drei schwersten Angriffe auf Berlin – insgesamt 363 Luftangriffe. Im April überschreitet die Rote Armee die Stadtgrenze Berlins und die verheerende „Schlacht um Berlin“ beginnt.
Die Schlacht um Berlin
Es ist die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkrieges, die “Schlacht um Berlin”. Sie dauert über zwei Wochen an. Infolge dieser Schlacht kommt es zur Besetzung Berlins.
Ab dem 21. April erobern die Verbände der Roten Armee die ersten Vororte der Reichshauptstadt. Neun Tage später nimmt sich Hitler am 30. April im Führerbunker das Leben. Am 2. 1945 Mai stellt die deutsche Wehrmacht alle Kampfhandlungen in Berlin ein.
Für Berlin ist der Krieg beendet. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai erfolgt im Kasinosaal einer Wehrmachtkaserne in Karlshorst die förmliche Kapitulation für ganz Deutschland.
Die Zerstörung Berlins
Durch die Angriffe liegen 28,5 Quadratkilometer des Berliner Stadtgebietes 1945 in Trümmern. Denn insgesamt trafen 450.000 Tonnen Bomben auf Berlin. Dabei erleiden die Außenbezirke wesentlich geringere Schäden, während große Teile der Innenstadt komplett zerstört werden.
Etwa ein Fünftel der Berliner Gebäude sind zerstört, davon etwa 50 Prozent in der Innenstadt. Darunter befinden sich 600.000 völlig zerstörte Wohnungen mit nun mehr als 1,5 Millionen obdachlosen Menschen. 100.000 Wohnungen sind nur beschädigt. Jedes zweite Kaufhaus ist eine Ruine. Etliche kulturelle und staatliche Gebäude liegen in Trümmern.
Zudem verliert die Hauptstadt über 1,5 Millionen Einwohner: Rund eine Million Einwohner werden evakuiert, mehr als 50.000 verlieren ihr Leben – darunter nicht nur Kriegstote und -gefangene, sondern auch ermordete und vertriebene NS-Opfer. Außerdem wird die gesamte Berliner Verkehrsinfrastruktur größtenteils zerstört, sodass die Versorgungslage bis weit nach Kriegsende katastrophal bleibt.
Für die in Trümmern liegende Reichshauptstadt beginnt mit den großflächigen und dramatischen Zerstörungen seiner historischen Stadtstruktur sowie der Besatzung durch die vier Siegermächte eine Zeit jahrzehntelanger Teilung und umwälzender Neuplanungen der brach liegenden Stadtquartiere. Auf diese Zeit schauen wir in den nächsten Teilen unserer Reihe.
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