Am Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem, an der Grenze zwischen Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf, soll die 500 Meter lange, ehemalige Autobahnbrücke ab 2024 abgerissen werden und der historische Platz neu gestaltet werden. Noch unsicher ist die Zukunft des naheliegenden Autobahntunnels an der Schlangenbader Straße. Eine mögliche Schließung des Tunnels wird diskutiert.
© Visualisierungen: Patzschke Planungsgesellschaft mbH
Text und Foto: Björn Leffler
In den vergangenen Jahren wurde intensiv und in unterschiedlichen Gruppen und Foren über einen möglichen Abriss der maroden, ehemaligen Autobahnbrücke am Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem diskutiert. Nun rückt ein Abriss des riesenhaften Bauwerks in greifbare Nähe.
Das 1975 begonnene und 1980 eingeweihte Bauwerk dominiert den heutigen Stadtplatz vollends, wirkt in seiner Massivität aber tatsächlich deplatziert, da er das historische Quartier mittig teilt. Seit mehreren Jahren sprechen Anwohner, Bürgerinitiativen und Politiker darüber, welche Folgen ein Abriss für die städtebauliche Entwicklung des Platzes aber auch für die Verkehrsentwicklung in diesem Stadtraum haben könnte.
Seit Jahren wird über eine Neugestaltung des Breitenbachplatzes diskutiert
Der Architekten und Ingenieurverband Berlin-Brandenburg, kurz „AIV“, hatte bereits 2021 Visualisierungen veröffentlicht, die eine mögliche Neugestaltung des Platzes nach dem Abriss der einstigen Autobahntrasse zeigen.
Diese städtebaulichen Skizzen sollten nach Auskunft des verantwortlichen Büros, Patzschke Architekten, Politik, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger dazu ermutigen, eine zukunftsweisende, städtebauliche Position zu beziehen und den Umbau entschieden anzugehen. Und die Berliner Politik scheint dieser Richtung nun auch tatsächlich zu folgen.
Bettina Jarasch möchte den Abriss der Autobahnbrücke zeitnah realisieren
Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Die Grünen) nannte die Autobahnbrücke unlängst “eines der drastischsten Relikte der autogerechten Stadt” und forciert ihrerseits den Rückbau des Bauwerks.
Die beiden mehr als 500 Meter langen Brücken am Breitenbachplatz, an der Grenze zwischen Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf, könnten nach aktuellem Stand bereits ab 2024 abgerissen werden.
Studie zeigt: Abriss der Autobahnbrücke ist alternativlos – das Bauwerk ist marode
Bereits vor rund drei Jahren hatte das Berliner Abgeordnetenhaus eine Studie in Auftrag gegeben, um darzustellen, ob ein Rückbau der Brückenbauwerke möglich ist und wie der Breitenbachplatz städtebaulich sowie verkehrlich neu geordnet werden könnte.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen nun: Ein Abriss der Brücke ist machbar und soll nach Willen von Bettina Jarasch auch entsprechend umgesetzt werden. Verkehrssenatorin Jarasch war bei der Präsentation der Studie selbst anwesend.
Bettina Jarasch will “Stadtplanung der Vergangenheit” zurückbauen
Jarasch äußerte sich im Rahmen der Veranstaltung wie folgt: “Eine Stadtplanung, die Autobahnbrücken mitten durch ein Wohngebiet zieht, wie wir es hier am Breitenbachplatz sehen, ist etwas, das in die Vergangenheit gehört. Das wollen wir zurückbauen.”
Ein Abriss der Autobahnbrücke am Breitenbachplatz kann dabei als low hanging fruit bezeichnet werden, denn Erhalt der Brücken ist nach Beurteilung von Experten ohnehin keine Option. Denn die weitere Standsicherheit des Bauwerks wird aufgrund mehrerer nicht behebbarer Mängel auf maximal fünf bis sieben Jahre geschätzt. Danach wäre ein Abriss sowieso nötig.
Zwei Varianten zur Neuordnung des Verkehrs werden weiterverfolgt
Dieser soll daher schon früher erfolgen – ohne das Bauwerk neu zu errichten. Für die Neuausrichtung des Quartiers rund um den Breitenbachplatz wurden im Zuge der Studie insgesamt zwölf Varianten betrachtet. Übrig geblieben sind mittlerweile noch zwei Varianten.
Beide Optionen beinhalten den Rückbau der Brücken, unterschiedlich ist allerdings der Umgang mit dem Autobahntunnel an der Schlangenbader Straße. Der Tunnel könnte entweder erhalten bleiben und weiter vom Verkehr genutzt werden oder vollständig geschlossen werden.
Auch die Zukunft des Tunnels an der Schlangenbader Straße ist offen
Eine Schließung des Tunnels würde am Breitenbachplatz weiteren Raum zur Umgestaltung bieten, da die Verkehrsflächen stärker reduziert werden könnten. Sollte diese Variante umgesetzt werden, müssten die Verkehrsströme, die heute durch den Tunnel fließen, aber anderweitig aufgefangen werden. Keine einfache Aufgabe.
Sollte der Tunnel offen bleiben, würden weiterhin zwei Fahrspuren über den Breitenbachplatz geführt werden, bei einer Tunnel-Schließung wäre es nur noch eine Spur. Geplant ist, die frei werdenden Flächen unter anderem auch für den Bau neuer Wohnungen zu nutzen.
Auf dem Breitenbachplatz könnten neue Wohnungen errichtet werden
Je mehr Verkehrsflächen reduziert werden können, umso mehr Platz für eine alternative Gestaltung wird also frei. Auch die Einrichtung neuer Grün- und Spielflächen und weiterer Gemeinschaftsnutzungen stellen sich Senatsverwaltung sowie der Bezirk Steglitz-Zehlendorf vor.
Für die Option der Tunnelschließung spricht aus Sicht der Verwaltung auch, dass hohe, notwendige Investitionen in die Verbindung eingespart werden könnten. Denn auch der Tunnel weist Mängel auf, die beseitigt werden müssten. Kostenpunkt: rund 30 Millionen Euro. Auch eine zeitweise Vollsperrung des Tunnels wäre notwendig.
Auch der Tunnel Schlangenbader Straße müsste aufwendig saniert werden
Eine finale Entscheidung, welche der beiden Varianten favorisiert wird, soll deshalb erst fallen, wenn die Verkehrsverlagerung und die damit zusammenhängenden Lärmimmissionen genauer untersucht wurden.
Um so schnell wie möglich mit dem Abriss der Autobahnbrücke starten zu können, kündigte Jarasch an, die weiteren Prozesse parallelisieren zu wollen. So soll Zeit gespart werden, um schnell ein tragfähiges, zukünftiges Nutzungs- und Verkehrskonzept auf die Beine zu stellen.
Abriss der Brücke am Breitenbachplatz ab 2024 möglich, Kosten: bis zu 20 Mio. Euro
“Wir wollen auf jeden Fall die Brücken so rasch wie möglich zurückbauen, parallel dazu die großräumigen Verkehrsuntersuchungen machen, die man noch braucht“, erklärte Jarasch. Der Abriss der Brücken könnte also bereits beginnen, bevor eine finale Variante festgelegt wurde.
Ab Ende 2024 soll der Brückenabriss möglich sein. Derzeit rechnet die Verkehrsverwaltung mit Kosten in Höhe von 10 bis 20 Millionen Euro. Bis zu anderthalb Jahre könnte der Rückbau des Bauwerks dauern, der Verkehr soll während der Bauarbeiten aufrecht erhalten werden.
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Quellen: Patzschke Planungsgesellschaft mbH, Architekten und Ingenieurverband Berlin-Brandenburg, Berliner Morgenpost, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
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2. November 2024
Ich weiß nicht, wie diese Augsburgerin sich erdreistet, Berlin zu zerstören. Während im Osten weitere Autobahnen gebaut werden, sollen in West-Berlin welche abgerissen werden? Die Brücken müssen unbedingt erhalten werden, entlasten sie doch die ganze Gegend enorm.
Ein Abriss ist auf jeden Fall nötig, weil die Brücke marode ist. Es stünde nur ein Neuaufbau als Alternative zur Umgestaltung zur Verfügung.
Ich finde das nicht gut. Alles wird schlechter. Es gibt nicht nur Rentner!
Wie die Anwohner zur Stadtautobahnkommen sollen oder Richtung Charlottenburg/Wilmersdorf interessiert hier niemanden. Hauptsache Frau Jaresch kann ihren Kietz für ihre Fahrradgemeinschaft herrichten. Bitte, wo sollen denn die Anwohner aus den dann anstelle der Brücke stehenden Wohnblöcken lang, wo sollen diese Parken. Hier soll eine Autofreie Stadt entstehen. Die Anliegen der Anwohner die im Umkreis Bis zur Schlossstraße wohnen werden hier nicht betrachtet.
Im Kontakt mit der Bürgerbewegung kann ich nur sagen, einseitig, idiologisch und rücksichtsolse bewertung der Situation.
Brücke weg ok aber Tunnelschließeung ist ein Desaster der Verkehrsplanung.