Bei einem der größten Bauvorhaben in der Berliner City West, dem Projekt “FÜRST” am Kurfürstendamm, ist seit dem Sommer 2023 auf der Baustelle nichts mehr passiert. Ein neuer Eigentümer hatte das Projekt übernommen, um es mit einer Finanzspritze von 150 Millionen Euro fertigzustellen. Ein Londoner Gericht machte nun den Weg für diesen Restrukturierungsplan frei.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Es waren nur selten guten Nachrichten, die man in den vergangenen Monaten über das ambitionierte Bauprojekt “FÜRST” am Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg zu lesen bekam. Das Projekt gehört zu den größten derzeit laufenden Bauvorhaben in der Berliner City West.
Das Um- und Neubauprojekt wird auf dem Gelände des einstigen Kudamm-Karrees entwickelt und soll den architektonischen Mief der der 1970er Jahre, der das Quartier für lange Jahre geprägt hat, durch ein modernes und offenes Baukonzept ersetzen.
Das Bauprojekt “FÜRST” füllt einen gesamten Häuserblock aus
Das Projekt füllt einen gesamten Häuserblock aus. Sowohl am Kurfürstendamm auf der Nordseite des Projekts sowie an der südlich angrenzenden Lietzenburger Straße hatte bereits der Hochbau der künftigen Gebäude begonnen.
Weiterhin fester Bestandteil des Ensembles soll das sogenannte „Kudamm-Karree-Hochhaus“ bleiben, welches im Rahmen des Projekts aufwendig saniert wird und völlig entkernt wurde. Das Kerngebäude mit 33 Etagen wurde zwischen 1969 und 1974 erbaut.
Seit Sommer 2023 tat sich auf der Baustelle fast nichts mehr
Nachdem das Projekt lange nicht in Gang kam, war vor allem im Jahr 2022 ein stetiger Baufortschritt zu erkennen, die zukünftigen Gebäude wuchsen stetig in die Höhe. Doch seit dem Sommer vergangenen Jahres waren auf der markanten Baustelle kaum noch Bauarbeiter zu sehen, wie mehrere Hauptstadt-Medien übereinstimmend berichteten.
Schließlich hieß es aber im Oktober 2023 das Bauvorhaben solle fortgeführt werden, denn ein entsprechendes Hilfspaket sei auf den Weg gebracht worden. Eine Investorengesellschaft gab die Rettung des Projekts bekannt: Das Restrukturierungskonzept sehe eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro für die Fertigstellung vor.
Restrukturierungsplan kann nach Gerichtsentscheid umgesetzt werden
Neuer Eigentümer ist das Unternehmen Project Lietzenburger Straße HoldCo S.á r.l. mit Sitz in Luxemburg sein. Dahinter sollen unter anderem die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, mehrere deutsche Versorgungskassen sowie ein britischer Hedgefonds stehen. Der bisherige Eigentümer des Projekts, die Aggregate Holding, ist nicht mehr an der Umsetzung des Projekts beteiligt.
Nun hat ein Londoner Gericht entschieden, dass die neuen Eigentümer ihren Restrukturierungsplan wie geplant umsetzen dürfen. Vorangegangen war dem Prozess war ein heftiger Streit über die Finanzierung, der schließlich dazu führte, dass die Gelder für den Weiterbau blockiert wurden und auf der Baustelle am Berliner Kurfürstendamm weiterhin Stillstand herrschte.
Aggregate: Gerichtsurteil ermöglicht Umschuldung von 775 Mio. Euro
Das luxemburgische Unternehmen Aggregate, welches hinter der Project Lietzenburger Straße HoldCo S.á r.l. steht, zeigte sich in einem offiziellen Statement erfreut: “Diese Genehmigung markiert einen bedeutenden Meilenstein für die Entwicklung und stellt sicher, dass das Projekt finanziell abgesichert ist und die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden können.”
Das Gerichtsurteil ebnet den Weg für die Restrukturierung. Gemäß dem Plan werden 775 Millionen Euro in vier Tranchen umgeschuldet, wie das Handelsblatt berichtet. Aggregate erhält dadurch Zugang zu bisher einbehaltenen Barmitteln von über 100 Millionen Euro.
300 Mio. Euro, um das Bauprojekt erfolgreich abzuschließen
Durch zusätzliche Investitionen von vorrangigen Investoren in Höhe von 190 Millionen Euro stehen nun etwa 300 Millionen Euro zur Verfügung, um den Bau des Projekts fortzusetzen. Zusätzlich werden die Laufzeiten für die Rückzahlung der Schulden bis mindestens November 2025 verlängert.
Nach Angaben der Projektverantwortlichen soll das Projekt im Laufe des kommenden Jahres 2025 abgeschlossen werden. Erleichtert über die Gerichtsentscheidung zeigte sich auch Theaterchef Martin Woelffer.
Direktor der Bühnen am Kurfürstendamm zeigt sich erleichtert
Woelffer äußerte sich zum Gerichtsurteil wie folgt: “Wir bekamen heute ein Zeichen von der Investorengruppe, dass es in Kürze wieder Leben auf der Baustelle geben wird. Darüber freue ich mich sehr und hoffe, dass wir bald einen Termin für die Eröffnung der neuen Komödie bekannt geben können.”
Woelffer ist Direktor der Familienbetriebe Komödie am Kurfürstendamm und Theater am Kurfürstendamm, die aktuell meist in einer Interimsspielstätte im Theater am Potsdamer Platz spielen müssen. Für die City West und die davon direkt betroffenen Theaterbühnen, die im Neubau ihr neues Zuhause finden sollen, ist das Londoner Gerichtsurteil eine gute Nachricht.
Mehrere Gläubiger jedoch, die durch das Urteil finanzielle Verluste hinnehmen müssen, stehen als Verlierer des Konflikts da. Für das Großprojekt am Kurfürstendamm könnte es bedeuten, dass die Drohkulisse einer jahrelangen Bauruine erst einmal abgewendet worden ist.
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Quellen: CELLS Group, Berliner Morgenpost, Berlin Bauboom, Architektur Urbanistik Berlin, Deal Magazin, BILD, Der Tagesspiegel, Die Himmelsschreiber, Handelsblatt, Aggregate
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