Im kommenden Jahr werden sechs Spiele der Fußball-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion ausgetragen, unter anderem das Endspiel am 14. Juli 2024. Auf Berlin kommen nach einer aktuellen Einschätzung Kosten in Höhe von rund 80 Millionen Euro zu. Bislang war man im Berliner Senat von einer Investitionssumme von 61 Millionen Euro ausgegangen, was nun offenbar zu personellen Konsequenzen in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport geführt hat.

Am Brandenburger Tor in Berlin-Mitte soll auch wieder eine Fanmeile eingerichtet werden – dieses Mal mit dem “größten Fußball-Tor der Welt” und echtem Rasen. Das hat natürlich seinen Preis. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Björn Leffler

 

Im kommenden Jahr werden sechs Spiele der Fußball-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion ausgetragen, unter anderem das Endspiel am 14. Juli 2024. Im Vorfeld des Turniers bereitet sich Berlin auf verschiedenen Ebenen auf das Großereignis vor, welches im kommenden Jahr mit den Olympischen Spielen in Paris zu den größten Sportevents weltweit zählen wird.

Dafür wird derzeit unter anderem das Berliner Olympiastadion aufwendig modernisiert und umgebaut. Die technischen Anlagen werden und wurden ausgetauscht, zusätzliche Toilettenkapazitäten werden geschaffen, ein neues LED-Lichtsystem wurde installiert. Ein neues Einlasssystem wurde eingebaut und wird derzeit während der Spiele von Hertha BSC und dem 1. FC Union in der Praxis getestet – mit wechselndem Erfolg. Hier scheinen noch Nachbesserungen notwendig zu sein.

EURO 2024: Umbau im Olympiastadion, Vorbereitungen im Stadtgebiet

Doch nicht nur am und rund um das Stadion im Westend selbst wird derzeit intensiv gebaut. Im gesamten Berliner Stadtgebiet bereitet man sich auf die Fußball-Europameisterschaft vor. So hat das Land Berlin Ende August in Kooperation mit verschiedenen Sicherheitsbehörden eine umfassende Stabsrahmenübung durchgeführt. Das hatten die Berliner Polizei, die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die Berliner Feuerwehr sowie die Bundespolizeidirektion Berlin in einer gemeinsamen Meldung mitgeteilt.

Natürlich soll es während des Turniers auch wieder eine Fanmeile am Brandenburger Tor geben. Doch dieses Mal soll die Ausgestaltung des Areals besonders aufwendig werden. Von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 soll der westliche Bereich vor dem Brandenburger Tor in einen riesigen Fußballrasen verwandelt werden – mitsamt gigantischem Torgestänge, welches das altehrwürdige Brandenburger Tor einrahmen wird.

Am Brandenburger Tor entsteht das „größte Fußballtor der Welt“

Die Organisatoren sprechen dabei vom „größten Fußballtor der Welt“. Zudem soll ein großer Teil der geplanten Fanmeile temporär mit Rollrasen ausgelegt werden, was von Umweltverbänden bereits als wenig nachhaltig kritisiert worden ist. Das Thema Fanmeile soll im kommenden Jahr also völlig neu gedacht werden.

Darüber hinaus kommen auf Berlin eine ganze Reihe zusätzlicher organisatorischer Aufwände hinzu, um die Veranstaltung stemmen zu können. Dass die Stadt Berlin die Organisation von großen Sportereignissen sicher stemmen kann, hat die Stadt in der Vergangenheit immer wieder souverän bewiesen, zuletzt bei den hervorragend organisierten Special Olympic Games 2023 im vergangenen Sommer.

Und die Verantwortlichen gehen davon aus, dass sich die Austragung der EURO 2024 in Berlin in den kommenden Jahren dann auch positiv auf den Tourismus in der Stadt auswirken wird. Denn eine bessere internationale Werbung für die deutsche Hauptstadt kann es schließlich kaum geben.

EM 2024: Kostensteigerung führt zu personellen Konsequenzen

Dennoch haben die erwarteten Kosten für die Durchführung des Events nun für große Verstimmung in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport geführt. Einem Bericht des Tagesspiegel zufolge hat Innensenatorin Iris Spranger (SPD) aufgrund einer unerwarteten Kostensteigerung auf 80 Millionen Euro ihre Sportstaatssekretärin Nicola Böcker-Giannini (ebenfalls SPD) entlassen, was innerhalb der Partei derzeit für große Verstimmung sorgt.

Bislang waren wohl lediglich Kosten von rund 61 Millionen Euro veranschlagt worden. Die überraschende Kostensteigerung um fast 20 Millionen Euro, die erst kürzlich aufgefallen war, veranlasste Spranger nun offenbar zu personellen Konsequenzen in den verantwortlichen Ressorts ihrer Senatsverwaltung. Zudem soll Böcker-Giannini mit einem Hausverbot belegt worden sein.

27 Mio. Für die Ertüchtigung des Berliner Olympiastadions

Bislang waren laut RBB Kosten von knapp 33 Millionen Euro für Vorgänge außerhalb des Olympiastadions vorgesehen. Dazu zählen unter anderem die Sicherheitskosten während des Turniers in der gesamten Stadt oder die Organisation der sogenannten „Host City Events“, wie zum Beispiel der oben erwähnten Fanmeile am Brandenburger Tor.

Für die Ertüchtigung des Olympiastadions waren 27 Millionen Euro eingeplant, auch verschiedene Anlagen im Olympiapark werden vor dem Turnier noch umgebaut und instandgesetzt. Wo genau die Mehrkosten entstanden sind, war bislang jedoch nicht zu erfahren. Der Anwalt von Nicola Böcker-Giannini, Ralf Kleindiek, hat bereits angekündigt, juristisch gegen die Entlassung vorzugehen, da er kein Vergehen seiner Mandantin erkennen kann.

 

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Für die Organisation des Turniers rechnet Berlin derzeit mit einer Investitionssumme von 80 Millionen Euro – deutlich mehr als zuvor. In der Senatsinnenverwaltung hat dies nun offenbar zu personellen Konsequenzen geführt. / © Foto: depositphotos.com

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Quellen: Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, RBB

 

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