Der erste Anlauf für einen Neubau der polnischen Botschaft am Boulevard Unter den Linden im Zentrum Berlins liegt fast zwei Jahrzehnte zurück. Nun startet der Bau nach einem Entwurf des Warschauer Architekturbüros JEMS.

Der Vorgängerbau: Das längst abgerissene, ehemalige Botschaftsgebäude, welches 1967 errichtet und bis 1994 genutzt wurde.

© Visualisierung: JEMS

 

Unweit des Brandenburger Tores, welches gestern Abend aufgrund des aktuell schwelenden Konflikts in der Ukraine in gelb und blau erstrahlte, und nur wenige Meter von der russischen Botschaft entfernt, soll in den kommenden Jahren ein lang vorbereitetes und immer wieder verschobenes Projekt endlich realisiert werden: der Neubau der Polnischen Botschaft.

Der allererste Anlauf für den Bau einer neuen polnischen Botschaft am Boulevard Unter den Linden liegt bereits rund zwanzig Jahre zurück. Dem Vernehmen nach herrschte damals Uneinigkeit zwischen dem Berliner Senat und dem verantwortlichen Architekturbüro über die Gestaltung des potenziellen Neubaus.

Die aktuell gültigen Pläne für das Gebäude, welches nun errichtet werden soll, stammen aus dem Jahr 2012 und sind damit ebenfalls bereits ein Jahrzehnt alt. Die Finanzierung des Projekts soll vollständig durch den polnischen Staat übernommen werden.

“Jems Architekten” aus Warschau haben den Entwurf für den Neubau geliefert

Verantwortlich für den architektonischen Entwurf ist das in Warschau ansässige, polnische Architekturbüro JEMS. Zu den bisher realisierten Bauvorhaben des Büros zählt unter anderem das „internationale Kongress-Zentrum“ im polnischen Kattowitz oder die Erweiterung der historischen “Raczyński-Bibliothek” in Posen (Poznań).

Entstehen soll auf dem prominenten und prestigeträchtigen Grundstück am Boulevard Unter den Linden ein Neubau mit einer Nutzungsfläche von rund 10.000 Quadratmetern. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen hier zukünftig arbeiten.

Sandsteinfassade mit großen Durchbrüchen

Der Entwurf sieht eine streng gegliederte Sandsteinfassade mit großen Durchbrüchen vor, der ein anspruchsvolles, optisches Konzept verfolgt. Zwei “doppelte” Schichten der Süd- und Nordfassade, die sich zwischen den angrenzenden Gebäuden erstrecken, sollen die “eigentlichen”, privaten Räumlichkeiten der Botschaft trennen.

Diese Schichten sollen nach Vorstellungen der Architekten eine tiefe, dreidimensionale Fassade zur Straße Unter den Linden hin bilden. Abwechselnd gesetzte, vertikale Elemente sollen dabei, aus kurzer Distanz betrachtet, den Effekt eines wechselnden Übergangs von durchbrochener zu massiver Wand erzeugen, je nachdem, von welchem Standpunkt aus die Fassade betrachtet wird.

Mehrere Innenhöfe sollen entstehen

Die innere Struktur des Gebäudes soll durch ein System von mehreren Innenhöfen, zu denen sich die repräsentativen Räume der Botschaft öffnen, und durch Büroräume in den Obergeschossen bestimmt werden.

Das derzeit als polnische Botschaft genutzte Gebäude (die frühere polnische Militärmission) befindet sich übrigens nicht Unter den Linden in Mitte, sondern im Berliner Ortsteil Grunewald des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.

Bis 1994 lag der Berliner Hauptsitz der Botschaft am Boulevard Unter den Linden 70–72, wo nun der Neubau entstehen soll. Das 1967 dort errichtete Gebäude, welches viele Jahre als Botschaftsgebäude der Republik Polen diente, ist bereits vor einigen Jahren abgerissen worden.

Provisorische Botschaft soll auch weiterhin genutzt werden

Auch nach dem Abschluss der Bauarbeiten wird die jetzige, provisorische Botschaft im Grunewald weiter genutzt werden. Die Villa soll nach dem erfolgen Umzug zur Residenz des polnischen Botschafters umgestaltet werden.

Beim Neubau Unter den Linden soll es nun endlich vorwärts gehen. Im Juli war die entsprechende Baugenehmigung eingegangen und im August bestätigt worden. Die Bauzeit soll insgesamt rund zwei Jahre betragen.

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Im Innern des Gebäudekomplexes sollen mehrere Innenhöfe entstehen. / © Visualisierung: JEMS

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