Nach einem Entwurf des Büros GBP Architekten werden derzeit die historischen Victoriahöfe in der Kreuzberger Lindenstraße restauriert und erweitert. Im prachtvollen Baukörper sollen Flächen für ein Hotel und Büroräume geschaffen werden.
© Visualisierung Titelbild: GBP Architekten
Text und Fotos: Björn Leffler
Das Berliner Büro GBP Architekten wurde damit beauftragt, die historischen Victoriahöfe in der Kreuzberger Lindenstraße im Herzen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg in ein hochwertiges Hotel- und Bürogebäude umzugestalten. Im zukünftigen Gebäude wird es auch mehrere Gastronomie- und Eventbereiche geben.
Im Zuge der Sanierung wird das denkmalgeschützte und opulent ausgestaltete Gründerzeitgebäude in prominenter Lage zwischen dem Jüdischen Museum und der Berlinischen Galerie von Grund auf erneuert. Ein vergleichbares Projekt setzt die Signa-Gruppe in Schöneberg mit dem einstigen Hotel Ellington um.
GRUNDLEGENDE SANIERUNG UND ERWEITERUNG DEr HISTORISCHEN Victoriahöfe in Kreuzberg
Das Gebäude wird derzeit komplett entkernt und soll bis auf die tragenden Mauerwerkswände zurückgebaut werden. Historische, bauzeitliche Ausbauten und Bauelemente sollen, wo immer es möglich ist, erhalten und in das neue Gestaltungskonzept integriert werden.
Die Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt Berlin. Die Spuren aus dem Zweiten Weltkrieg werden daher bewusst sichtbar belassen. Die Fenster der Straßenfassade werden erneuert und dabei energetisch und schallschutztechnisch auf den aktuellsten Stand gebracht.
WIEDERHERSTELLUNG DER HISTORISCHEN INNENHÖFE UND ERGÄNZUNG DURCH NEUBAU
Zusätzlich zum historischen Bestandsgebäude wird im Rahmen der Wiederherstellung der historischen Höfe auch ein kubusförmiger Neubau mit Zinkfassade und großflächiger Verglasung errichtet.
Im Erdgeschoss wird eine Mischung aus verschiedenen, öffentlichen Nutzungen eingerichtet. Hier soll es ein Café, Restaurants, Einzelhandelsflächen, eine Galerie und ein Fitnessstudio geben. Auch die Lobby und die Rezeption des Hotels werden hier errichtet.
200 HOTELZIMMER UND CO-WORKING-RÄUMLICHKEITEN ENTSTEHEN
In den Obergeschossen werden sich im Mittel- und Südteil des Gebäudes rund 200 Hotelzimmer gehobenen Standards und im Nordteil großzügige Co-Working-Räumlichkeiten befinden. Bei der Sanierung soll nach Angaben der Architekten ein minimalistischer, industrieller Stil umgesetzt werden.
Das Dachgeschoss soll zukünftig zwei voll ausgestattete Veranstaltungssäle mitsamt einer acht Meter hohen Glasfassade beherbergen. Die Veranstaltungsbereiche im fünften Obergeschoss werden einen Blick auf die Innenhöfe und in Richtung Potsdamer Platz und Tiergarten ermöglichen.
Bauherr des Projekts ist das Unternehmen Cresco Capital Victoriahöfe S.a.r.l. Insgesamt wird eine Nutzungsfläche von knapp 25.000 Quadratmetern entstehen. Damit soll sich im dann runderneuerten Gebäude ein völlig neues Nutzungskonzept etablieren.
Victoriahöfe: ZERSTÖRUNG IM ZWEITEN WELTKRIEG UND JAHRelanger LEERSTAND
Das Gebäude im neobarocken Stil wurde in den Jahren 1893 bis 1913 als Zentrale der Victoria Versicherungsgesellschaft in der südlichen Friedrichstadt erbaut. Architekt war der 1857 in Köln geborene Wilhelm Walther, der als Regierungsrat zu den wichtigsten Architekten des wilhelminischen Berlins zählt.
Ursprünglich umfasste der Bau nach mehreren Erweiterungen (bis zu seiner endgültigen Fertigstellung im Jahr 1913) zwölf Höfe und erstreckte sich in den Block hinein von der Lindenstraße bis zur Alten Jakobstraße.
Von einstmals zwölf Höfen sind heute nur noch drei erhalten
1945 wurde das Ensemble durch einen Luftangriff der Alliierten stark beschädigt. Bis auf eine kurzzeitige Nutzung in den 1950er Jahren stand das Gebäude jahrzehntelang leer.
Nach dem Mauerbau waren unterschiedliche Institutionen im Gebäude ansässig, darunter befanden sich eine Medienhochschule, der Landesverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen oder die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Die tatsächliche Zukunft des Gebäudes wird aller Voraussicht nach eine rein gewerbliche sein.
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Quellen: Architektur Urbanistik Berlin, GBP Architekten, Landesdenkmalamt Berlin
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2. November 2024