Auf einer Parkplatzfläche an der Eldenaer Straße, direkt an der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain, sollen nach der Vorstellung von Architekt Christoph Langhof und der ARGO Properties Gruppe zwei pyramidenartige Hochhäuser entstehen, in denen eine gemischte Nutzung etabliert werden soll. Die Gebäude sollen dabei als ihr eigenes Energie-Kraftwerk funktionieren.
© Visualisierungen: Christoph Langhof / ARGO Properties / Eldenaer Investment GmbH
Text: Björn Leffler
Während auf dem Areal des ehemaligen, städtischen Viehschlachthofs an der Landsberger Allee der Umbau der historischen Stallanlagen in ein Gewerbequartier in den letzten Zügen liegt, wirft ein weiteres, nur wenige Meter entfernt geplantes Bauvorhaben bereits seine Schatten voraus.
Architekt Christoph Langhof und die ARGO Properties Gruppe planen an der Eldenaer Straße 42-44 den Bau zweier Hochhäuser, die sich pyramidenartig aus ihrer städtischen Umgebung hervorheben sollen. Entstehen sollen diese Häuser auf einer heute versiegelten Fläche, die als Parkplatz für eine Supermarktkette genutzt wird.
Hochhausprojekt an der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain
Das Projekt würde damit direkt an der Grenze zwischen den Stadtteilen Prenzlauer Berg und Friedrichshain entstehen, liegt aber noch auf dem Gebiet des Bezirks Pankow, der sich bereits mit der Realisierung des Vorhabens auseinandergesetzt hat.
Architekt Christoph Langhof, der in Berlin unter anderem durch das Hochhausprojekt “Upper West” bekannt ist und immer wieder durch kühne, städtebauliche Visionen wie etwa ein Hochhausquartier am Westkreuz für Furore sorgt, ist für den Entwurf der beiden Hochhäuser verantwortlich.
Die Bauherren streben eine gemischte Nutzung der beiden Gebäude an
Dass es sich bei diesem Projekt um kein gewöhnliches Bürobauvorhaben handelt, zeigt allein die Form der beiden Häuser. Aber es gibt noch mehr, was bei diesem Projekt heraussticht. Das wäre zuerst einmal die angestrebte, gemischte Nutzung der Gebäude. Neben Büroflächen soll auch Platz für Gastronomie, Kunst, Arztpraxen und Einzelhandel entstehen. Auch eine Kita ist geplant.
So soll in beiden Gebäuden die sogenannte “Berliner Mischung” erreicht werden. Errichtet werden sollen die Häuser auf einer Grundfläche von knapp 12.000 Quadratmetern – und sich zukünftig zu großen Teilen selbst mit Energie versorgen.
Energie für die Gebäude soll auf Sonne, Wind und Erde gewonnen werden
Diese Energie soll durch Sonnen- und Windkraft generiert werden, sowie durch Wärme und Kälte aus der Erde (je nach Jahreszeit). Bis zu 82 Prozent CO2 soll das Projekt gegenüber herkömmlichen Büro- und Handelsgebäuden damit einsparen. Daher leitet sich vermutlich auch der Name des Bauvorhabens ab: “Eldenaer 4 Zero”.
Die Fassaden sollen begrünt werden, auf den abtreppenden Etagen sollen Dachterrassen eingerichtet werden. Auf der Spitze beider Türme sollen Windkraftanlagen installiert werden. Diese sollen, mit geschwungenen Blättern, in Gehäusen untergebracht werden, um schallreduziert Energie erzeugen zu können.
Die historischen Hammelställe sollen erhalten bleiben
In den historischen Hammelställen, die sich heute ebenfalls auf dem Parkplatz befinden, ist mittlerweile der bereits oben erwähnte Supermarkt untergebracht. Die Hammelställe sind denkmalgeschützt und sollen erhalten bleiben. Baugrund wäre einzig und allein die Parkplatzfläche.
Eigentümer der Gewerbegrundstücke Eldenaer Straße 42 – 44 ist die Eldenaer Investment GmbH der ARGO Properties N.V., die seit 2018 im Bereich Wohnungswirtschaft in Dresden, Leipzig und Magdeburg tätig ist. Deren Repräsentant, Christoph Meyer, präsentierte das Projekt am 25. August in einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bebauungsplanung und Genehmigungen der Bezirksverordnetenversammlung Pankow.
“Eldenaer 4 Zero”: Gewerbeprojekt der nächsten Generation?
Meyer sagt zum Bauvorhaben an der Eldenaer Straße: “Wir haben in den letzten zwei Jahren beobachten können, wie angesichts des sich
beschleunigenden Klimawandels unsere Gewerbegrundstücke kaum noch für traditionelle Gewerbenutzung geeignet sind, ohne die Wohn-Nachbarschaften weiter negativ zu beeinflussen.” Aus diesen Beobachtungen heraus sei das nun vorliegende Konzept entstanden, welches sich noch in einem frühen Planungsstadium befindet, von den Projektinitiatoren aber bereits sehr detailliert ausgearbeitet wurde.
Aus gutem Grund. Denn von Beginn an wollten die Grundstückseigentümer den erwarteten Vorbehalten aus dem Bezirk ein gut durchdachtes Umsetzungskonzept entgegenbringen. Baustadträtin Ronja Tietje zeigte sich nach der Präsentation dann auch “sehr beeindruckt“, wies aber auf “Hürden” hin, wie beispielsweise unzureichende Kapazitäten ihrer Ämter: “Welchen anderen B-Plan sollen wir dafür zurückstellen?”
Mögliche Hürde: der Denkmalschutz
Eine weitere Hürde für das Projekt könnte der Denkmalschutz darstellen, der auf den Grundstücken die erwähnten Hammelställe des ehemaligen Schlachthofs und eine Verwaltungsvilla
betrifft. Hierfür sehen die Eigentümer des Grundstücks kulturelle und soziale Nutzungen vor, nachdem die historischen Gebäude von technischen Anbauten befreit und wieder erkennbar werden sollen.
“Letztendlich entscheidet die Bezirksverordnetenversammlung im Bebauungsplanverfahren über die Gewichtung des städtebaulichen Denkmalschutzes,” merkte Christoph Meyer dazu an. Bei der Linken und der SPD in Pankow stößt hingegen die imposante Formensprache des „Eldenaer 4 Zero“ auf wenig Begeisterung. “Ich glaube nicht, dass sich diese Gebäude in irgendeiner Form in die Umgebung einfügen. Vor lauter Leuchttürmen sieht man die Küste nicht“, moniert Linken-Sprecher Wolfram Kempe die Dimensionen des Entwurf.
Ablehnung und Zustimmung der Pankower Bezirkspolitiker
“Es geht darum, dass Investoren in Prenzlauer Berg ein Hochhaus-Ensemble bauen wollen, das nicht benötigt wird“, sagt auch SPD-Fraktionschef Roland Schröder. Die Versuche, “einen Parkplatz mit einem Immobiliengeschäft zu vergolden“, dürfe der Bezirk aus seiner Sicht nicht unterstützen.
Zuspruch kommt hingegen von den Grünen. “Wir könnten uns so einen Plan vorstellen”, sagt Almuth Tharan. Ihr gefällt die Neunutzung einer heutigen, bloßen Parkplatzfläche, die zudem vollständig versiegelt ist. Auch die ökologische Innovationskraft scheint den Grünen reizvoll.
Almuth Tharan: “Es ist kein langeweiliges Gebäude-Ensemble, wie viele in der Stadt.”
Almuth sagt dazu: “(…) Es ist kein langweiliges Gebäude-Ensemble, wie viele in der Stadt.” Auch die Pankower CDU zeigt sich sehr angetan von dem Projekt und begrüßte die Pläne ausdrücklich. Den Pankower Bezirkspolitikern stehen in den kommenden Jahren also spannende und sicher nicht ganz einfache Diskussionen bevor.
Bei allen berechtigten Vorbehalten gegen das Projekt bleibt aber in der Tat festzuhalten, dass das von Christoph Langhof entworfene Konzept einen Vorbildcharakter für zukünftige Bauvorhaben haben könnte. Vor allem vor dem Hintergrund des voranschreitenden Klimawandels.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Sonne, Wind und Erdwärme: Die Energie-Erzeugung in den zwei Häusern soll CO2-reduziert erfolgen.
Nutzungsmix: So stellen sich die Projektinitiatoren die Nutzung der zukünftigen Turmbauten vor.
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Quellen: Christoph Langhof, ARGO Properties, radiomtt kommunikation, Berliner Morgenpost, Bezirksamt Pankow, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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2. November 2024
Das alte Berliner Problem:
[Tiedje] … wies aber auf „Hürden“ hin, wie beispielsweise unzureichende Kapazitäten ihrer Ämter: „Welchen anderen B-Plan sollen wir dafür zurückstellen?“
Investoren sind da, warten aber Jahre, fast Jahrzente bis die Stadt sich rührt.
Dieses Projekt ist ganz und garnicht nachhaltig, und passt auch überhaupt nicht ins Quartier. Reine Geldmache und pures Greenwashing.
Wenn sich an der versiegelten puren Parkplatzfläche gestört wird, sollte vielleicht besser einfach ein Park entstehen.
Vielleicht auch kleinere Gewerbeeinheiten in einem solchen für lokales Gewerbe etc., am besten aber Wohnungen, die werden am meisten gebraucht.
Aber keine Hochhäuser, die unnötig Schatten werfen (insb. auch auf Solarflächen nördlich davon – das ergibt doch keinen Sinn… was soll daran grün und nachhaltig sein?
Hier werden außerdem mal wieder Grafiken, aus denen die Sonne aus allen Richtungen scheint (kein Schatten) vermischt mit nachteiligen Fotos der jetzigen Fläche. Ja es ist ein Parkplatz, der kleiner sein könnte, und ja es ist eine versiegelte Fläche, die man besser nutzen könnte. Aber warum gleich immer mit solchen Megaprojekten?
Wenn sich an der versiegelten puren Parkplatzfläche gestört wird, sollte vielleicht besser einfach ein Park entstehen.
Vielleicht auch kleinere Gewerbeeinheiten in einem solchen für lokales Gewerbe etc., am besten aber Wohnungen, die werden am meisten gebraucht.
Aber keine Hochhäuser, die unnötig Schatten werfen (insb. auch auf Solarflächen nördlich davon – das ergibt doch keinen Sinn… was soll daran grün und nachhaltig sein?
Hier werden außerdem mal wieder Grafiken, auf denen die Sonne aus allen Richtungen scheint (kein Schatten) vermischt mit nachteiligen Fotos der jetzigen Fläche. Ja es ist ein Parkplatz, der kleiner sein könnte, und ja es ist eine versiegelte Fläche, die man besser nutzen könnte. Aber warum gleich immer mit solchen Megaprojekten?