Die Kurfürstenstraße in Schöneberg will ihr schlechtes Image ablegen und soll durch ambitionierte Wohnungsbauprojekte aufgewertet werden. Zwei davon stehen nun kurz vor dem Abschluss, Mietwohnungen entstehen dabei allerdings nur sehr wenige.
© Fotos: Celine Hellriegel
Der Berliner Stadtteil Schöneberg gehört zu den beliebtesten Wohnvierteln der Hauptstadt, was auch hier – wie in vielen anderen Quartieren der Stadt – die Wohnungsknappheit seit Jahren zunehmen lässt.
Um dem entgegenzuwirken, werden in Schöneberg mehrere Wohnungsbauprojekte umgesetzt, wie beispielsweise das Projekt “Alboingärten” an der Bessemerstraße, über das wir bereits im Oktober berichteten oder das Bauvorhaben “Wohnpanorama am Park”, welches direkt am Gleisdreieckpark entsteht und bereits weit vorangeschritten ist.
Viele Wohnungsbauprojekte in Schöneberg wurden und werden umgesetzt
Zudem sind in den vergangenen Jahren schon mehrere, großformatige Wohnungsbauprojekte in Schöneberg umgesetzt worden, wie etwa das Ensemble “Bricks” unweit vom EUREF-Campus, das Quartier “Neu Schöneberg” am S-Bahnhof Yorckstraße oder das “Carré Voltaire” in der Kurfürstenstraße.
Das “Carré Voltaire”, welches bereits vor einigen Jahren direkt gegenüber der “Zwölf Apostel Kirche” entstanden ist, bleibt aber nicht das einzige Wohnungsbauprojekt in der Kurfürstenstraße, die nicht unbedingt über das beste Image verfügt. Straßenprostitution, ein überdimensioniertes Erotik-Kaufhaus und längst in die Jahre gekommene Häuserzeilen dominierten lange Zeit das Bild des Kiezes. Dies hat sich nun tatsächlich stark gewandelt.
Ein neues, architektonisches Gesicht für die Kurfürstenstraße
An der Ecke Frobenstraße entsteht das wohl aufsehenerregendste Neubauprojekt in der Kurfürstenstraße, direkt neben dem denkmalgeschützten Gebäude der Berliner Hochschule für Technik.
Eine aus Freunden bestehende Eigentümergemeinschaft, die an dieser Kreuzung bereits 2012 zwei zusammenhängende Grundstücke erworben hatte, baut an dieser Stelle ein Wohnhaus nach Plänen der Architekten Johanna Meyer-Grohbrügge und Sam Chermayeff.
Moderne Glasfassade neben denkmalgeschütztem Gebäude
Das mit einer Glasfassade versehene Gebäude setzt sich aus sechs Türmen zusammen, die, jeweils den beiden Straßenverläufen von Froben- und Kurfürstenstraße folgend, eine leichte Kurve formen. Auf der Rückseite des Gebäudes wird ein nach Süden geöffneter Garten gestaltet.
Die sechs Türme sind sozusagen optisch ineinander geschoben, wodurch sie sich vertikal und horizontal überschneiden. Die Fassade des ungewöhnlich gestalteten Gebäudes ist seit wenigen Wochen erstmals vollständig sichtbar. Insgesamt entstehen 20 Wohneinheiten in dem neuen Gebäude mit dem Namen “CoHousing Berlin”. Die Eigentümer streben eine bunte Mischung der zukünftigen Mieterschaft an.
Projekt “SCHŒNEGARTEN” auf ehemaligem Möbelhaus-Parkplatz
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entsteht ein weiteres, deutlich größeres Wohnungsbauprojekt. Hierfür wurde der oberirdische Parkplatz des direkt angrenzenden Möbelhauses Hübner vollständig überbaut. Das Gebäude wird 14 Häuser mit jeweils individueller Fassadengestaltung beinhalten.
Hier entstehen Eigentumswohnungen in einer Größenordnung zwischen zwei und vier Zimmern und 57 bis 165 Quadratmetern. Die 14 Wohnhäuser werden um einen zentralen, 1.500 Quadratmeter großen, Innenhof gruppiert. Das Projekt mit dem Namen “SCHŒNEGARTEN” entsteht nach Plänen des Architekten Sergei Tchoban.
Neue Mietwohnungen entstehen nur wenige
Das architektonische Gesicht der Kurfürstenstraße wird sich durch die neu entstandenen Wohnungsprojekte mit Sicherheit signifikant verändern. Auch der am U-Bahnhof Kurfürstenstraße neu entstandene Fahrstuhl kann als Aufwertung der Umgebung gewertet werden.
Eine wirkliche Entlastung auf dem angespannten Wohnungsmarkt bilden die zwei entstehenden Wohnungsbauprojekte jedoch nicht, da hier fast durchgehend Eigentumswohnungen im hochpreisigen Segment entstehen – auch wenn einige Wohneinheiten des “CoHousing Berlin” als Mietwohnungen vertrieben werden. Bezahlbare Mietwohnungen bleiben dennoch, auch in Schöneberg, begehrte Mangelware.
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2. November 2024
Gute Entwicklung. Es gibt in Berlin so viele Orte für Prostitution, da sollte man Versuchen die Armutsprostitution in ein Gewerbegebiet mit U-Bahnanschluss zu verdrängen.
Das Ziel „bezahlbarer Wohnraum“ ist bislang falsch definiert, denn der Traum von Mietwohnungen zu sechs Euro pro Quadratmeter kann man sich getrost abschminken, da nicht nur die Grundstückspreise sondern auch die Baukosten dies absolut unmöglich machen.
Leider sollten die Bestandsmieten freigegeben werden, denn wenn ein begehrtes gut zu billig ist, dann wird es verschwendet. Ich habe unzählige Freunde die alleine in großen Wohnungen wohnen. Pärchen die ihre Single-Wohnungen mit 130 Quadratmetern behalten, weil es ja auch nicht so viel kostet sie zu behalten. Die lockere Zweitwohnung der Managerin, die ihren Lebensmittelpunkt woanders hat, aber Berlin so locker und dufte findet. Es ist ein großer Fehler nichts gegen diese Verschwendung zu tun. Die billigen Wohnraum zu schaffen, nein die soziale Aufgabe der Vermieter ist es die Wohnungen voll zu belegen.