Im Marzahn-Hellersdorfer Ortsteil Mahlsdorf soll ein Verkehrsprojekt den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen. Die Tramstrecke entlang der Hönower Straße sowie des Hultschiner Damms soll auf einer Länge von 1,7 Kilometern zweigleisig ausgebaut werden, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und einen 10-Minuten-Takt zu ermöglichen.
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Text: Björn Leffler
Für die Verkehrsteilnehmer auf den vielbefahrenen Straßen Hönower Straße und Hultschiner Damm im Marzahn-Hellersdorfer Ortsteil Mahlsdorf soll ein Verkehrsprojekt in den kommenden Jahren die komplizierte Verkehrssituation lösen – und vor allem den öffentlichen Nahverkehr stärken.
Wer den Hultschiner Damm als Radfahrer oder Autofahrer häufig nutzt, weiß um die gefährlichen Situationen, die sich durch die eingleisig in beiden Richtungen verkehrenden Straßenbahnen und den viel zu engen Straßenraum ergeben. Genauso kompliziert ist die Verkehrslage rund um den Bahnhof Mahlsdorf.
Bahnhof Mahlsdorf: Verkehrsprojekt wird seit 17 Jahren geplant
So kommt es häufig zu gefährlichen Verkehrssituationen und auch Unfällen. Da das Einzugsgebiet zu den größten Einfamilienhaus-Siedlungen Europas zählt, wollen der Berliner Senat und die BVG den Ausbau der vorhandenen Tramstrecke bereits seit Mitte der 2000er Jahre umsetzen.
Doch das Verkehrsprojekt ist ausgesprochen komplex und gehört zu den langwierigsten Bauvorhaben, die es in Berlin gibt. Vor mittlerweile über 17 Jahren begann das Projekt “Verkehrslösung Mahlsdorf”. Für die BVG ist es Teil der Verkehrsoffensive “Wir machen den Süd-Osten fit!”
Mahlsdorf: Komplexes Verkehrsprojekt mit vielseitigen Anforderungen
Doch bald wurde klar, dass das Vorhaben deutlich komplexer ist als gedacht. Die Planer der Senatsverkehrsverwaltung und der BVG stellten schnell fest, dass bei dem Vorhaben natürlich auch der Autoverkehr berücksichtigt werden muss, der im Bezirk Marzahn-Hellersdorf eine höhere Bedeutung hat als in anderen Bezirken, da die ÖPNV-Anbindung an vielen Stellen noch mangelhaft ist.
Die Planungen mussten daher mehrmals überarbeitet und Schritte wiederholt werden, was bereits erhebliche Kosten verursacht hat. Laut einem internen Papier der BVG wurden bisher 2,6 Millionen Euro in das Projekt investiert, wie die Berliner Zeitung berichtet.
Die geplante Streckenführung steht seit über 4 Jahren fest
Seit über vier Jahren liegt die geplante Streckenführung nun vor. Sie beinhaltet den zweigleisigen Ausbau der Hönower Straße sowie eine Verlängerung bis zum Bahnhofseingang, wobei Nah- und Radverkehr bevorzugt werden sollen.
Für Autofahrer hingegen, die diesen Teil des Mahlsdorfer Ortskerns passieren wollen, ist eine alternative Route vorgesehen. Der Berliner Senat plant, den Kraftfahrzeugverkehr auf die Straße ‘An der Schule’ zu lenken, die ebenfalls ausgebaut und zu einer neuen Nord-Süd-Route umfunktioniert werden soll.
Gegen das Projekt gibt es Vorbehalte aus der Bezirkspolitik
Dieser Plan wurde 2018 in die Bürgerbeteiligung gebracht. Doch gegen das Projekt und vor allem die gewählte Streckenführung gab und gibt es unterschiedliche Vorbehalte aus der Bezirkspolitik. “Die bisherigen Planungen unter Ressortverantwortung der Grünen haben viele Fragen unbeantwortet gelassen. Auch die Hinweise der Anwohnerschaft wurden beharrlich ignoriert.” Das sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja gegenüber der Berliner Zeitung.
Doch um das eh schon stark verzögerte Projekt nicht noch weiter in Verzug geraten zu lassen, wollen Senat und BVG an der nun festgelegten Route festhalten. Derzeit laufen nach Informationen der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt die letzten Arbeiten der Entwurfsplanung sowie die Erarbeitung der Unterlagen für die Planfeststellung.
Baustart soll 2026 sein, bis 2028 soll alles fertig werden
Die Planfeststellungsunterlagen sollen im Frühjahr 2024 zur Planfeststellung eingereicht werden. Ziel ist es, mit dem Bau im Jahr 2026 zu beginnen und die Strecke bis zum Jahr 2028 mit ihrem neuen 10-Minuten-Takt in Betrieb zu nehmen.
Die Strecke zwischen Mahlsdorf-Süd und der Treskowstraße ist bislang größtenteils nur eingleisig, was bedeutet, dass die Bahnen dort nur alle 20 Minuten verkehren können – wenn es keine Unterbrechungen im Fahrbetrieb gibt.
Bisherige Strecke: Eingleisiger Betrieb, kaum Ausweichstellen
Zudem gibt es nicht genügend Ausweichstellen, um Verspätungen auszugleichen. Daher endet die Tram 63 aus Johannisthal an der Haltestelle Rahnsdorfer Straße, was über einen Kilometer vom S- und Regionalbahnhof Mahlsdorf entfernt ist.
Lediglich die Linie 62, die in Wendenschloss beginnt und ebenfalls durch Köpenick führt, fährt bis zum Bahnhof. Da die Endstation jedoch ungünstig in einer Seitenstraße liegt, müssen Umsteiger einen weiten Fußweg zum Bahnhof zurücklegen.
1,7 Kilometer Tramstrecke sollen zweigleisig ausgebaut werden
Dies soll im Rahmen des Projekts optimiert werden. Neben dem Bau einer neuen Wendeanlage ist ebenfalls vorgesehen, die Streckenführung zukünftig zweigleisig einzurichten. Insgesamt 1,7 Kilometer Strecke sollen neu gebaut werden, zwischen dem S-Bahnhof Mahlsdorf und der Station Rahnsdorfer Straße.
Doch nicht nur der Tram- und Autoverkehr muss berücksichtigt werden. Der Fuß- und Radverkehr soll künftig entlang der Seitenbereiche der Straße geführt werden. Außerdem soll an der Straße ‘An der Schule’ ein zusätzliches Angebot für den Radverkehr geschaffen werden.
Mahlsdorf: Neue Haltestellen sollen barrierefrei werden
Die neuen Haltestellen entlang der knapp zwei Kilometer langen Tramstrecke (auf der Hönower Straße und dem Hultschiner Damm) sollen barrierefrei eingerichtet werden – eine weitere Anforderung an das Verkehrsprojekt.
Die BVG verspricht sich von dem Projekt kurze Umsteigewege zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln sowie den oben bereits erwähnten 10-Minuten-Takt der Straßenbahn, um das ÖPNV-Angebot in den Ortsteilen Mahlsdorf und Kaulsdorf deutlich attraktiver zu machen. Die bislang stark vom Autoverkehr dominierten Quartiere haben diese Aufwertung auch bitter nötig.
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Quellen: BVG, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Berliner Zeitung, Berliner Kurier, LocLab Consulting GmbH
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