Seit Juni 2023 können Besucher des Berliner Zoos das neue, architektonisch aufsehenerregende Nashorn-Gelände bestaunen. Das Zentrum der neuen Anlage ist eine 25 Meter hohe, indische Pagode. Die Gestaltung der Pagode hat einen historischen Hintergrund.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Im Berliner Zoo, an der Grenze zwischen den Ortsteilen Tiergarten und Charlottenburg, ist bereits im Juni 2023 ein aufsehenerregendes neues Tiergehege fertiggestellt worden, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Zoologischer Garten – und weithin sichtbar.
Auf rund 14.000 Quadratmetern sind artgerechte Anlagen für Panzernashörner, Tapire und Pustelschweine entstanden. Das Zentrum der neuen Anlage ist eine 25 Meter hohe, indische Pagode, die auch außerhalb des Zoogeländes schnell ins Auge sticht. Da sich das Gehege direkt am westlichen Eingang befindet, könnte das Gebäude zu einem neuen Wahrzeichen des Zoos werden.
Indische Pagode: Gestaltung mit historischem Hintergrund
Zumal die Gestaltung der Pagode einen historischen Hintergrund hat: sie soll an die 1873 errichtete und im zweiten Weltkrieg zerstörte „Elefantenpagode“ erinnern, die einst in unmittelbarer Nähe zur heutigen Elefanten-Anlage ein bekanntes Stilgebäude des historischen Zoologischen Gartens darstellte.
Im Inneren des neuen Gebäudes finden die Tiere mittlerweile vergrößerte Anlagen mit Naturboden, Badeteich und UV-durchlässigem Foliendach vor. Die wärmeliebenden Tiere sollen sich so auch im Winter über großzügige Freilaufflächen mit genügend Tageslicht freuen dürfen.
Neues Nashornhaus: Spezielle Bodenbeläge für Panzernashörner
Das mehr als 2.000 Quadratmeter große Haus erfüllt die hohen Ansprüche an eine moderne Tierhaltung. Gerade Panzernashörner, die sich in ihrem natürlichen Lebensraum auf weichen, sumpfigen Untergründen bewegen, benötigen für ihre empfindlichen Nashornfüße ganz spezielle Bodenbeläge.
Da Panzernashörner viel Zeit im Wasser verbringen, steht den vier Dickhäutern auf rund 5.000 Quadratmetern eine naturnahe “Nashorn-Wellnesslandschaft” mit fünf Badebecken und drei Schlammsuhlen samt Duschen zur Beschäftigung, Hautpflege und Abkühlung zur Verfügung.
Mixed-Species-Anlage: Architektur für den Artenschutz im Berliner Zoo
Architekt Kieran Stanley ist stolz auf das Ergebnis: “Die Nashorn-Pagode als Leuchtturm für Artenschutz ist eine architektonisch komplexe und moderne Hommage an die historischen Gebäude des Zoo Berlin. In der neuen Mixed-Species-Anlage sind Architektur, Landschaftsarchitektur und Didaktik ganzheitlich aufeinander abgestimmt.”
Insgesamt 23 Millionen Euro hat das neue Gebäude samt der neuen Außenanlagen gekostet und wurde zum Teil aus Eigenmitteln, zum Teil aus dem Förderprogramm “Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur” finanziert.
Baustart für das komplexe Bauvorhaben war Ende 2021
Grundsteinlegung für das Projekt war bereits Ende 2021, der Rohbau war im Mai 2022 fertiggestellt worden. Nach einem weiteren Jahr Bauzeit konnte das Gelände schließlich eröffnet werden. Aus Sicht der Verantwortlichen ist die Fertigstellung des neuen Nashorn-Geheges ein bedeutender Anteil für den Artenschutz.
“Anfang des 20. Jahrhunderts wäre das Panzernashorn fast ausgerottet worden, denn es gab im natürlichen Lebensraum weniger als 200 Tiere. Doch dank außerordentlicher Schutzmaßnahmen konnte die Tierart gerettet werden und mit dem Nashorn ein gesamtes Ökosystem erhalten bleiben“, berichtet der Zoologischer Leiter Christian Kern.
Andreas Knieriem: “Bedeutsamer Schritt für den Artenschutz”
Das Panzernashorn stellt demnach ein gewichtiges Beispiel für eine sogenannte „Umbrella-Species“ dar – eine Tierart, von deren Schutzmaßnahmen viele andere, unbekanntere Tier- und Pflanzenarten profitieren. Nachdem die Panzernashörner unter Schutz gestellt und Nationalparks als Rückzugsort eingerichtet wurden, konnten sich die Bestände allmählich erholen.
“Die Nashorn-Pagode ist ein bedeutsamer Schritt in unserer Mission den Artenschutz voranzutreiben und den bedrohlichen Verlust unserer Biodiversität, am Beispiel der Panzernashörner, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem.
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Quellen: Zoo Berlin, Tierpark Berlin, Deutsches Architektur Forum
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