Die BVG möchte mit einem “Expressmetropole Berlin” genannten Plan den massiven Ausbau des Berliner U-Ban-Netzes forcieren. Vor allem, um Lücken in der Erschließung der Außenbezirke zu schließen sowie fehlende leistungsstarke Querverbindungen zu schaffen. Dabei sollen nicht weniger als 171 Kilometer neuer U-Bahn-Strecken entstehen.
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Text: Björn Leffler
Noch immer kritisieren viele Menschen, die in den Berliner Außenbezirken leben, den mangelhaften Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und eine überproportionale Versorgung der Innenstadtbezirke mit U-Bahn, S-Bahn, Tram und Bus. In den Außenbezirken Berlins hingegen ist die Versorgung mit dem ÖPNV noch immer sehr lückenhaft.
Dies will die BVG nun offenbar ändern und hat nach Informationen des Tagesspiegels sowie der Berliner Morgenpost einen internen Plan erarbeitet, der den Namen “Expressmetropole Berlin” trägt. Dieser Plan soll allem Anschein nach die Lücken in der Erschließung der Außenbezirke schließen sowie fehlende leistungsstarke Querverbindungen schaffen.
BVG: Vision “Expressmetropole Berlin” soll U-Bahn-Ausbau massiv forcieren
Und was die BVG da erarbeitet hat, lässt wirklich aufhorchen. Würden die Pläne so umgesetzt werden, würden mehr als 170 Kilometer neue U-Bahnstrecken gebaut werden. Eine gewaltige Vision also. Dabei scheint sich die BVG auch an der französischen Hauptstadt Paris zu orientieren. Diese plant derzeit, ihr Streckennetz von 227 Kilometer auf 427 Kilometer auszubauen.
Die Zukunftsvision der BVG ist dabei in drei Ausbaustufen unterteilt. Im ersten Schritt sollen demnach ausnahmslos alle Bestandslinien verlängert werden. Neben der U7 soll es auch auf den Strecken der U1, U2, U8 und U9 einen Ausbau in beide Richtungen geben.
U-Bahn: Alle linien sollen verlängert werden, meist in beide Richtungen
Durch die Verlängerungen könnten laut Schätzungen der BVG schnelle Direktverbindungen für bis zu eine Million Menschen außerhalb des Berliner Zentrums entstehen. Zu den Vorschlägen gehören beispielsweise ein Ausbau der Linie U2 ins Falkenhagener Feld oder der Linie U9 über Lankwitz hinaus bis zur Buckower Chaussee.
Für die U1 könnte es übers Westkreuz zum Park+Ride-Parkplatz an der Heerstraße sowie, am anderen Ende der Linie, über die Landsberger Allee hinaus bis zum Antonplatz in Weißensee gehen. Für die U6 stellt sich die BVG langfristig einen Ausbau im Süden bis zur Nahariyastraße in Lichtenrade vor.
Die U7 soll zum Flughafen BER geführt werden, die U8 ins Märkische Viertel
Die U7 soll künftig einerseits der bereits derzeit untersuchten Route zum Flughafen BER folgen – und in Spandau bis zur Gatower Straße weiterfahren. Dort würde sie im neuen Netzplan auf die U1 treffen, die entlang der Heerstraße verlaufen soll.
Für die Linie U8 sehen die BVG-Pläne im Norden eine Verlängerung zum Märkischen Viertel vor, ein seit Jahrzehnten geplantes aber bislang nie umgesetztes Projekt. Im Süden soll die Linie über den Bahnhof Hermannstraße hinaus durch das südliche Neukölln bis an die Stadtgrenze in Buckow-Süd verlängert werden.
U-Bahn-Linie “U0”: Ringbahn durch die Außenbereiche Berlins
Der spektakulärste Teil des Plans ist jedoch eine U-Bahn-Ringlinie mit dem Arbeitstitel “U0”, welche durch die Berliner Außenbezirke führen soll. Dadurch entstünden laut BVG schnelle und direkte Verbindungen zwischen den wichtigen Zentren der äußeren Stadt.
Das sind radikale und große Visionen, welche die BVG da offensichtlich erarbeitet hat. Durch einen so großformatigen Ausbau des U-Bahn-Netzes würde die Gesamtlänge der U-Bahn-Strecken auf 318 Kilometer anwachsen, was quasi einer Verdopplung des Netzes gleichkäme.
Gemischte Reaktionen und viel Skepsis für das BVG-Vorhaben
Die Reaktionen auf das Vorhaben sind bisher sehr unterschiedlich, aber es hagelt von vielen Seiten Kritik für den Plan. So fürchtet der BUND Landesverband Berlin, dass der geplante U-Bahn-Ausbau den Bau von weiteren Straßenbahnlinien verhindern könnte und nannte die Pläne wörtlich “U-Bahn-Größenwahn“.
Weiter äußert sich der Verein für Umweltschutz wie folgt: “U-Bahnen sind Hochleistungsverkehrsmittel, die ihre Berechtigung auf entsprechend stark nachgefragten Korridoren haben. Die sind in Berlin allerdings fast vollständig abgedeckt. Vergleiche mit dem Großraum Paris mit ungefähr der doppelten Einwohnerzahl von Berlin und ganz Brandenburg zusammen, um den U-Bahn-Ausbaubedarf zu begründen, sind nicht angebracht.”
Einen Kosten- und Zeitrahmen für das Vorhaben gibt es bislang nicht
Auch der Fahrgastverband Igeb reagierte scharf auf die Pläne: Angesichts des aktuellen Sanierungsbedarfs der Berliner U-Bahn sei der Plan aus Sicht des Verbands “ein nicht nur unrealistisches und größenwahnsinniges, sondern vor allem auch unsinniges Projekt.” Vielleicht wolle die BVG “mit einer Mischung aus verfrühtem Aprilscherz und Provokation auf ihre Probleme aufmerksam machen“, heißt es in der Mitteilung.
Der SPD-Abgeordnete Stephan Machulik reagierte laut Tagesspiegel dagegen aufgeschlossen auf die Pläne: Er betonte, dass die Politik auf die Pläne der BVG reagieren und über ein mögliches Vorgehen entscheiden müsse. In den vergangenen Jahren hatte sich vor allem die SPD in der Koalition für mehr U-Bahnen eingesetzt, die Grünen hingegen forcierten den Bau von mehr Straßenbahnen.
Einen konkreten Kosten- oder Zeitrahmen für die visionären Pläne gibt es bislang nicht. Klar ist aber, dass sein so großformatig angelegtes Projekt einen Ausbau über eine Dauer mehrerer Jahrzehnte bedeuten würde. Wie realistisch die Planungen der BVG tatsächlich sind, werden sicher die kommenden Jahre zeigen.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Igeb, BUND LV Berlin, BVG
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2. November 2024
Die Argumente gegen den U-Bahnausbau sind bedenkenswert, keine Frage, jedoch wiegen für mich die Argumente, die dafür sprechen, deutlich schwerer. Durch Kriege und Teilung wurde das Schnellbahnskelett der Stadt nur teilweise konstruiert. Berlin wird wachsen, die Mobilität wird zunehmen. Straßenbahnen können Stadtdurchquerungen nicht in angemessener Zeit leisten. Dazu braucht es von den Straßenflächen vollständig entkoppelte Verkehrssysteme. Nicht nur sind Verbindungen in die Randbezirke notwendig, auch in den inneren Stadtbereichen wären neue Erschließungen hilfreich (siehe im Entwurf der BVG die Verbindung aktuelle U4 über Hauptbahnhof zur neuen U4 Richtung Osten, die U3 als verstärkende Ost-West-Verbindung oder die U1 über Ku’damm nach Spandau).
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