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U7-Verlängerung zum Flughafen BER: Wirtschaftlichkeit wird analysiert

Eine Machbarkeitsstudie der BVG aus dem Jahr 2020 für eine mögliche Verlängerung der Linie U7 von der bisherigen Haltestelle in Rudow bis zum Flughafen BER in Schönefeld hat die Realisierbarkeit des aufwendigen Verkehrsprojekts längst bestätigt. Nun wird die Wirtschaftlichkeit des Projekts untersucht, Berlin und Brandenburg führen die Analyse gemeinsam durch. Auch einen möglichen Streckenverlauf gibt es schon.

So könnte eine möglichen Streckenverlängerung der U-Bahnlinie 7 von der heutigen Endhaltestelle Rudow bis zum BER aussehen. Einige der abgebildeten Stationen sind allerdings noch räumlich variabel. Die Haltestelle “Midfield Gardens” ist aktuell noch optional. / Quelle: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

© Fotos Titelbild: depositphotos.com
Text: Björn Leffler

 

Der Ausbau der Linie U7 ist eines von mehreren U-Bahnprojekten, die derzeit in der Hauptstadtregion vorangetrieben werden. Kürzlich berichteten wir über die Pläne der schwarzroten Landesregierung, drei neue U-Bahnlinien im Nordosten Berlins zu realisieren.

Auch ein möglicher Ausbau der Linie U7 geht in die nächste Phase. Eine Erweiterung der bisherigen Streckenführung von Rudow bis zum Flughafen BER in Schönefeld steht dabei augenscheinlich weit oben auf der Prioritätenliste von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU).

U7: Verlängerung zum BER höher priorisiert als Ausbau zur Heerstraße

Allerdings wird dadurch die diskutierte Verlängerung der U7 in Spandau durch die aktuellen Planungen und Priorisierungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, obwohl das Projekt viele Jahre hoch priorisiert worden war. Aber schon  Schreiners Vorgängerin im Amt der Verkehrssenatorin, Bettina Jarasch (Die Grünen), hatte einen Weiterbau der U7 zur Heerstraße zugunsten der Verlängerung zum BER nach unten priorisiert.

Beide Bundesländer, Berlin und Brandenburg, hatten sich schon im Sommer dieses Jahres darauf geeinigt, eine notwendige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Verlängerung der U-Bahnlinie U7 bis zum Flughafengelände in Schönefeld gemeinsam finanzieren zu wollen. Eine Machbarkeitsstudie der BVG hatte bereits 2020 die grundsätzliche Realisierbarkeit des Vorhabens bestätigt.

Berlin und Brandenburg wollen Wirtschaftlichkeit gemeinsam untersuchen

Verkehrssenatorin Schreiner äußerte sich damals wie folgt: “Ich freue mich, dass wir diesen ersten Schritt zu einer Entscheidung für die südliche Verlängerung der U7 getroffen haben. Denn die zwischen Berlin und Brandenburg vereinbarte gemeinsame Finanzierungsvereinbarung bildet die Voraussetzung für die Erarbeitung der Nutzen-Kosten-Untersuchungen, die wir brauchen, um notwendige Bundesmittel für die Umsetzung beantragen zu können.

Christian Hentschel, Bürgermeister der Gemeinde Schönefeld, bezog schon im Juli klar Stellung für einen Weiterbau der U7: “Schönefeld ist eine Pendlergemeinde, wir haben aktuell knapp 20.000 Einwohner, aber 17.000 Einpendler in die Gemeinde. Im Flughafenumfeld werden ca. 70.000 Arbeitsplätze erwartet.

Christian Hentschel: “Verkehre mit dem Bus  nicht realisierbar”

Hentschel führte noch weiter aus, warum der südliche U7-Weiterbau aus seiner Sicht sinnvoll wäre: “Bald wird der BER auch wieder unter Volllast fliegen. Das bedeutet in der Konsequenz: wir erwarten zigtausende Fahrgäste am Tag am U-Bahnhof Rudow, die dort in den Bus einsteigen wollen, viele von ihnen Richtung Schönefeld. Diese Verkehre sind mit Bus nicht realisierbar, das heißt, der Individualverkehr wird deutlich zunehmen. Wir müssen die Menschen aber vom Auto wegbekommen. Nur so können wir dieses Verkehrschaos, das wir hier in Schönefeld befürchten, abwenden.

Die Notwendigkeit eines solchen Infrastrukturprojekts scheint bei den Berliner und Brandenburger Landesregierungen mittlerweile erkannt worden zu sein. Im nächsten Schritt soll also die Wirtschaftlichkeit der neuen Strecke untersucht werden. Dies wird wie im Sommer vereinbart von Berlin und Brandenburg gemeinsam vorgenommen und finanziert.

Wirtschaftlichkeitsuntersuchung kostet 200.000 Euro

In einer öffentlichen Veranstaltung des BER-Dialogforums für Kommunalpolitiker der Flughafenregion teilte Kathrin Sczepan, Baudezernentin der Gemeinde Schönefeld, mit, dass die offizielle Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung noch in dieser Woche erfolgen soll.

Nach aktuellem Planungsstand werde eine Realisierung des Projekts bis zum Jahr 2035 anvisiert, wie es im Rahmen der Veranstaltung laut Tagesspiegel hieß. Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung kostet etwa 200.000 Euro und wird von sechs Sponsoren unterstützt.

Sechs Sponsoren finanzieren die Wirtschaftlichkeitsanalyse

Auf Berliner Seite führt Manja Schreiner die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, die die Federführung aufgrund der BVG-Linie innehat. Auf Brandenburger Seite beteiligen sich die Gemeinde Schönefeld, das von Minister Guido Beermann (CDU) geleitete Infrastrukturministerium, der Landkreis Dahme-Spreewald und das Regionalmanagement der Stadt Ludwigsfelde. Die gemeinsame Flughafengesellschaft von Berlin, Brandenburg und des Bundes (FBB), die den BER betreibt, ist ebenfalls involviert.

Um den Großteil der Baukosten durch den Bund übernehmen zu können, muss das Projekt bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung einen Wert über 1 aufweisen. Im Berliner Wahlkampf hatte sich auch Brandenburgs Ministerpräsident, Dietmar Woidke (SPD), zugunsten der damaligen Regierenden Franziska Giffey (SPD), mittlerweile Berlins Wirtschaftssenatorin, für eine Verlängerung der U7 ausgesprochen. Woidke verknüpfte dies jedoch mit der Bedingung einer 90-prozentigen Förderung durch den Bund.

Möglicher Streckenverlauf der U7-Verlängerung ist veröffentlicht worden

Die U7, die ihren Ursprung an der Station “Rathaus Spandau” hat, ist schon heute die längste U-Bahn-Strecke der Hauptstadt. Gemäß den bisherigen Plänen der BVG würden nach der südlichen Endhaltestelle Rudow eine oder zwei neue Stationen in Berlin hinzukommen.

In Brandenburg sind fünf oder sechs mögliche weitere Stationen geplant, darunter am Bahnhof Schönefeld, am stillgelegten Terminal 5 und entlang der Airport-City zum Hauptterminal des BER. Einige der möglichen neuen Stationen (siehe Abbildung oben) sind allerdings noch räumlich variabel, die Haltestelle “Midfield Gardens” am zukünftigen Gewerbequartier “HORIZN BER CITY” ist aktuell noch optional.

Mit der Untersuchung der Wirtschaftlichkeit der möglichen neuen Strecke nimmt das Vorhaben zwar eine wichtige Hürde. Ob die Verlängerung der U7 zum BER aber wirklich umgesetzt wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Viel wird von den Ergebnissen der nun beschlossenen Studie abhängen, aber auch von den künftigen politischen Konstellationen in Berlin und Brandenburg.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Unter dem Namen “HORIZN BER CITY” soll in den kommenden Jahren ein gemischt genutztes Gewerbequartier direkt am Flughafen BER in Schönefeld entwickelt werden. Womöglich wird das neue Gewerbequartier auch einen eigenen U-Bahnhof mit dem Namen “Midfield Gardens” erhalten. / © Visualisierung: FOREAL GbR / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Noch eine Zukunftsvision: Sieht so die Zukunft des alten Flughafens Schönefeld aus? So stellt sich jedenfalls das Büro COBE Berlin eine mögliche Umgestaltung des Areals vor. / © Visualisierung: COBE Berlin

Weitere Projekte in Neukölln findet Ihr hier
Weitere Projekte in Spandau gibt es hier
Weitere Verkehrsprojekte sind hier zu finden

Quellen: BVG, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, FOREAL GbR, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, COBE Berlin, Architektur Urbanistik Berlin, berlin.de

 

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