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Bahnhofstraße in Köpenick: Wege aus dem Verkehrschaos

In der Bahnhofstraße in Köpenick kommt es immer häufiger zum Verkehrskollaps. In der schmalen und vielbefahrenen Straße am S-Bahnhof Köpenick drängeln sich Autos, Straßenbahnen, Busse, Fußgänger und Fahrradfahrer. Auch der begonnene Umbau des Bahnhofs wird die Situation nicht verbessern. Dabei gibt es Wege aus dem Verkehrschaos – wir zeigen sie auf.

Es ist eng – und selten so leer wie auf diesem Foto: Die Bahnhofstraße in Köpenick, die zu einem neuralgischen Punkt im Verkehrswegenetzt des Bezirks Treptow-Köpenick geworden ist. / © Foto: Wikimedia Commons

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Text: Björn Leffler

 

Wer regelmäßig durch die enge Bahnhofstraße in Köpenick fahren muss, sei es per Auto, Tram oder Bus, der weiß, dass dieses Unterfangen mitunter sehr viel Zeit in Anspruch nehmen könnte. Immer häufiger kommt es rund um die Brücke des Bahnhofs Köpenick zum Verkehrskollaps.

Auf der schmalen Straße drängeln sich Autos, Busse, Straßenbahnen, Fußgänger und Fahrradfahrer. Vor allem durch den Ein- und Ausstieg der Fahrgäste vor dem Einkaufszentrum “Forum Köpenick” und die Verengung des gesamten, motorisierten Verkehrs auf eine Fahrspur kommt es zu sehr langen Wartezeiten.

Bahnhofstraße in Köpenick: Immer öfter kommt es zum Verkehrskollaps

Laut einem Bericht der Berliner Zeitung sind die Busfahrer der BVG bereits häufiger dazu übergegangen, ihre Türen zu öffnen und ihren Fahrgästen zu empfehlen, den Weg zum Bahnhof besser zu Fuß zu absolvieren, da sie so deutlich schneller ans Ziel kämen als mit dem Bus. Und das ist beileibe kein Einzelfall gewesen.

Sowohl während der Rush Hour am Morgen sowie am Nachmittag (an den Werktagen) als auch am Samstag ist die Bahnhofsstraße regelmäßig dicht. Und da sind Heimspiele des 1. FC Union, dessen Stadion An der Alten Försterei nur wenige Meter entfernt vom Bahnhof Köpenick liegt, noch gar nicht berücksichtigt.

Der 1. FC Union will die Kapazität seines Stadions deutlich erhöhen

Die Deutsche Bahn hat nun mit dem Umbau des Bahnhofs Köpenick zum Regionalbahnhof begonnen. Auch der 1. FC Union plant die Erhöhung der Stadionkapazität auf knapp 40.000 Plätze, auch dieser Umbau soll zeitnah beginnen. Das Verkehrs- und Publikumsaufkommen rund um die Bahnhofstraße wird in den kommenden Jahren also noch deutlich zunehmen.

Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen nach Köpenick ziehen, da sich der Stadtteil im Südosten Berlins längst zu einem der attraktivsten Wohnquartiere vor allem für junge Familien entwickelt hat. Zahlreiche Wohnprojekte werden heute in Köpenick geplant und gebaut.

Mehr Einwohner, mehr Verkehr: Neues Verkehrskonzept ist dringend notwendig

Wie also weiter mit dem Verkehr in der Köpenicker Bahnhofstraße? Obwohl der Bahnhof Köpenick umgebaut wird, soll sich die Zahl der Fahrspuren, die Breite der Straße und auch der bisherige Standort der Tramstationen am “Forum Köpenick” nach Auskunft der Deutschen Bahn, des Bezirks und der Berliner Verkehrsverwaltung nicht verändern, was viele Anwohner und Durchreisende scharf kritisieren.

Dabei ist es ganz offensichtlich, dass die Verkehrssituation in der Bahnhofstraße nicht so bleiben kann, wie sie derzeit ist. Wir haben daher vier Vorschläge zusammengefasst, wie die Situation verbessert werden könnte.

1) Verbreiterung der Bahnhofstraße

Die Bahnhofstraße ist, gemessen am aktuellen Verkehrsaufkommen, viel zu eng. Dennoch gibt es an vielen Stellen der Straße auf beiden Seiten noch Parkplätze für Autos. Diese Parkplätze könnten wegfallen, um eine zusätzliche Fahrspur auf beiden Seiten zu ermöglichen. Auch eine minimale Reduzierung des Gehsteigs wäre denkbar.

Denn im Verhältnis zur Anzahl der Autos, Busse und Straßenbahnen, die täglich durch die Bahnhofstraße fahren, ist die Zahl der Parkplätze, die für den Umbau geopfert werden müssten, verhältnismäßig gering. Mit einer zusätzlichen Spur könnten die Fahrspuren neu sortiert und aufgeteilt werden.

2) Verlegung der Tramstationen unter die neue Bahnhofsbrücke

Eines der größten Probleme der derzeitigen Situation ist die Ein- und Ausstiegssituation der Fahrgäste am Einkaufszentrum “Forum Köpenick”. Durch die hier haltenden Tramlinien wird der Verkehr an dieser Stelle stark beeinträchtigt, die Fahrspuren für die übrigen Verkehrsteilnehmer verengen sich auf eine Spur.

Die Durchfahrt der Bahnbrücke über der Bahnhofstraße wird im Zuge des Bahnhofs-Umbaus erweitert, allerdings nur von heute 16 auf künftig 19 Meter. Zusätzliche Fahrspuren werden dadurch nicht möglich sein, auch die Verlegung der Tram-Haltestellen unter die neue Brücke sei dadurch nicht möglich. Diese sollen vor dem “Forum Köpenick verbleiben.

Dies ist vermutlich die größte Schwachstelle des Bahnhofsprojekts. Denn eine Verlegung der Tramstation würde die Verkehrssituation vor dem “Forum Köpenick” und der dort befindlichen Kreuzung samt Ampelanlage deutlich entspannen, auch die Zusammenführung auf eine Spur könnte somit vermieden werden.

Die Bahn sollte daher prüfen, ob es nicht doch möglich ist, die Planung entsprechend anzupassen und die Unterführung wenige Meter breiter zu bauen, so dass eine Verlegung der Tramstationen unter die Brücke möglich ist.

3) Ausbau der Tramstation an der Mahlsdorfer Straße

Eine weitere Möglichkeit ist die Verlegung der Tramstationen vor dem “Forum Köpenick” an den Standort hinter der Bahnhofsbrücke, an die Mahlsdorfer Straße. Die dort befindliche Tramstation könnte entsprechend ausgebaut und vergrößert werden, um das höhere Publikumsaufkommen aufnehmen zu können.

So könnten die derzeitigen Stationen direkt vor dem “Forum Köpenick” komplett entfallen. Denn der Weg von der Haltestelle Mahlsdorfer Straße ist nur wenige Meter weiter, würde aber eine große Entlastung für den Verkehr auf der Bahnhofstraße darstellen.

4) Verlegung der Tramstationen in den Stellingdamm

Eine weitere, zusätzliche Option stellt der Stellingdamm dar, der schon heute mit Straßenbahngleisen ausgestattet ist und ebenfalls eine Tramstation enthält. Alternativ zur Bahnhofstraße könnten die Tramhaltestellen auch hier eingerichtet werden. Dabei müssten jedoch die Fahrstrecken und Wendemöglichkeiten der Tramlinien überarbeitet werden.

Infrastrukturell wird der Stellingdamm im Zuge des Bahn-Projekts aber sowieso aufgewertet. Denn dort soll eine gänzlich neue Personenunterführung mit Treppen zum S- und Regionalbahnsteig entstehen. Diese könnte dafür genutzt werden, den Publikumsverkehr von den Tramstationen zum Bahnhof und weiter zum “Forum Köpenick” zu führen.

Verkehrsplanung in Köpenick: Kreativität und Innovation sind gefragt

Es gibt also durchaus Wege, den gordischen Knoten am Bahnhof Köpenick und der Bahnhofstraße zu zerschlagen und den notorischen Flaschenhals zumindest teilweise aufzulösen. Verkehrsplaner und Bezirkspolitiker sind hier nun zeitnah gefordert, sich der Situation anzunehmen.

Die Lösung des Problems kann natürlich auch durch eine sinnvolle Kombination der oben erwähnten Vorschläge erfolgen. Auch eine gezielte Führung des Autoverkehrs oder sogar eine Umfahrung der Bahnhofstraße durch die Autofahrer wäre eine mögliche Option.

Wichtig ist lediglich, dass die Situation von der Bezirkspolitik in Treptow-Köpenick ernst genommen und nicht für weitere Jahre aufgeschoben wird. Denn so bleiben, wie es jetzt ist, kann es in der Bahnhofstraße schlicht und ergreifend nicht.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

So soll die neu gestaltete Verkehrskreuzung am Bahnhof Köpenick nach dem Umbau des Bahnhofs aussehen. / © Visualisierung: Vectorvision GmbH

So wird der neue Bahnhof Köpenick aussehen, aus der Luft gesehen. Die Station wird modernisiert und deutlich erweitert werden. Auf dieser Visualisierung ist auch der neue Regionalbahnsteig zu sehen. / © Visualisierung: Vectorvision GmbH

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Quellen: Berliner Zeitung, Deutsche Bahn, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Bezirksamt Treptow-Köpenick

 

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