Während die Sanierung und Erweiterung des Pergamonmuseums noch läuft, ist das nächste und letzte Teilstück des “Masterplans Museumsinsel” bereits bekannt: Die Modernisierung des Alten Museums am Lustgarten. Es wird der Abschluss eines Jahrhundertprojekts sein.
© Visualisierungen: Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Während die Sanierung und bauliche Erweiterung des Pergamonmuseums auf der Berliner Museumsinsel – allein das eines der größten Kulturprojekte Deutschlands der vergangenen Jahrzehnte – bis 2025 abgeschlossen werden soll, steht das nächste Instandhaltungsprojekt auf der Museumsinsel bereits in den Startlöchern.
Bevor das Pergamon-Projekt jedoch nicht abgeschlossen ist, soll die umfassende Sanierung des Alten Museums am Lustgarten nicht in Angriff genommen werden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die für den Betrieb und die Instandhaltung der historischen Gebäude verantwortlich ist, möchte nicht zwei vergleichbar große Bauprojekte gleichzeitig stemmen. Zudem wirken sich die Umbauprojekte natürlich auf die zu erwartenden Einnahmen durch Museumsgäste aus.
Das Alte Museum wurde bis 1830 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaut
Das Alte Museum ist der erste Museumsbau Berlins und Keimzelle der Museumsinsel. Erbaut wurde es von 1823 bis 1830 durch Karl Friedrich Schinkel. Als eines der bedeutendsten Bauwerke klassizistischer Architektur wirkte das Alte Museum bis weit in das 20. Jahrhundert hinein als stilbildendes Gebäude.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Museumsbau in den Jahren 1941 und 1943 bei alliierten Luftangriffen durch Sprengbomben getroffen, brannte schließlich aber erst am 8. Mai 1945 durch die Explosion eines am Haus abgestellten Munitionswagens vollständig aus.
Bis 1966 wurde das im Krieg beschädigte Gebäude wieder aufgebaut
Unter Generaldirektor Ludwig Justi stellten Hans Erich Bogatzky und Theodor Voissen von 1951 bis 1966 das Bauwerk als erstes Museum der Museumsinsel im Großen und Ganzen originalgetreu wieder her. Viele Details des ursprünglichen Gebäudes wurden bei diesem Wiederaufbau jedoch nicht wieder umgesetzt und blieben bis heute verschwunden.
Das Museum beherbergt heute die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Einzelne Maßnahmen zu seiner Sanierung wurden in den letzten Jahren bereits ergriffen. Diese sind aber nur als Vorbereitung für die geplante Generalinstandsetzung zu sehen.
“Hilmer & Sattler” lieferten das Konzept für die Grundinstandsetzung
Eine Planung zur Grundinstandsetzung des Alten Museums wurde in den Jahren 1998 bis 2003 vom Architekturbüros Hilmer & Sattler erstellt. Derzeit gibt es aber weder eine konkrete Kostenschätzung noch einen Zeitplan. Zu den bislang kleineren Baumaßnahmen gehören zum Beispiel die Sanierung der Freitreppe, die Ausbesserung der Kuppeloberfläche in der Rotunde oder die Restaurierung der Bauskulpturen.
Die vorgesehene, denkmalgerechte Herrichtung des Gebäudes soll die erforderliche Sanierung der Bausubstanz und die Implementierung einer zeitgemäßen, technischen Gebäudeausstattung umfassen. Daneben sind Verbesserungen der Gebäudeerschließung, der Wegeführung und der Infrastruktureinrichtungen im Kontext des Masterplans Museumsinsel erforderlich, um heutigen Anforderungen an einen modernen Museumsbetrieb gerecht zu werden.
1999 wurde der “Masterplan Museumsinsel” entwickelt
Der “Masterplan Museumsinsel” geht auf die Bewerbung der Stadt Berlin zurück, die sich 1999 mit dem Gesamtensemble Museumsinsel für das Prädikat “UNESCO Weltkulturerbe” bewarb – und damit erfolgreich war. Teil der Bewerbung war eben jener Masterplan.
Dieser begreift das Ensemble der fünf historischen Bauten – Altes Museum, Neues Museum, Bodemuseum, Pergamonmuseum und Alte Nationalgalerie – als inhaltliche Einheit und respektiert zugleich die architektonische Autonomie dieser Häuser.
Die Umsetzung der Idee des Masterplans hat die 1998 gebildete Planungsgruppe Museumsinsel übernommen, die sich aus den mit der Sanierung der einzelnen Häuser beauftragten Architekturbüros unter der Federführung von David Chipperfield Architects zusammensetzt.
Auftrag: Moderner Museumsbetrieb und Bewahrung historischer Baukultur
Die Anforderungen an den Masterplan sind hoch: Einerseits muss der Charakter der historischen Ausstellungshäuser gewahrt werden, andererseits ist im Rahmen der unterschiedlichen Sanierungsprojekte ein zukunftsfähiger Museumskomplex zu entwickeln.
Die geplante, Archäologische Promenade wird dabei vier der fünf Museumsbauten – mit Ausnahme der Alten Nationalgalerie – in ihrem Sockelbereich miteinander verbinden, um die großen Themen der Kulturgeschichte mit Objekten aller auf der Museumsinsel Berlin beheimateten archäologischen Sammlungen zu präsentieren.
Einziger, reiner Neubau: Die James-Simon-Galerie
Diese inhaltliche und räumliche Vernetzung der Häuser geht von der neu entstandenen James-Simon-Galerie aus, die zwischen Neuem Museum und Kupfergraben entstanden ist. Das Projekt “Masterplan Museumsinsel”, welches sich nach Abschluss der Sanierungsarbeiten am Alten Museum über einen Zeitraum von über drei Jahrzehnten erstreckt haben wird, darf ohne Übertreibung als Jahrhundertprojekt für die Staatlichen Museen zu Berlin angesehen werden.
Im Schatten des “großen” Umbaus des Pergamon-Museums wird übrigens zumindest ein weiteres Projekt parallel umgesetzt: die Sanierung und Wiederherstellung der historischen Säulenkolonnaden nordöstlich der Alten Nationalgalerie.
Bauakademie und Altes Museum: Zwei Schinkel-Projekte stehen noch aus
Während gegenüber vom Alten Museum, auf der anderen Seite des Lustgartens, die Teilrekonstruktion des Berliner Stadtschlosses bereits abgeschlossen ist, steht das letzte, große Wiederaufbau-Projekt in unmittelbarer Nähe des Humboldt Forums an: Der Neubau der Schinkelschen Bauakademie in seinen historischen Ausmaßen.
Mit der – möglicherweise zeitgleichen – Wiedererrichtung der Bauakademie und der Grundinstandsetzung des Alten Museums könnte die Komplettierung des historischen Gebäudebestands im historischen Zentrum Berlins mit zwei Schinkel-Projekten abgeschlossen werden. Es wäre wohl der vorläufige Schlusspunkt unter ein jahrzehntelanges Ringen um die Sichtbarmachung der historischen Stadtstruktur Berlins. Und zudem ein würdiger.
Und was ist mit den geplanten Tunnelverbingungsgängen für BesucherInnen zwischen den Museumsgebäuden?
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