Der umstrittene Bau des Museums der Moderne im Berliner Kulturforum kommt sukzessive voran. Nun wurde bekannt, dass im Februar 2024 die Grundsteinlegung für den Kulturbau erfolgen soll. Auch einen neuen Namen hat das Projekt mittlerweile erhalten. Bis 2027 soll das Bauvorhaben abgeschlossen werden.

So soll das Museum “berlin modern” ab 2027 aussehen. Für das neue Gebäude im Berliner Kultuforum soll im Februar Grundsteinlegung sein. / © Visualisierung: Herzog & de Meuron

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierungen: Herzog & de Meuron
Text: Björn Leffler

 

Der Bau des Museums der Moderne im Berliner Kulturforum kommt sukzessive voran. Kulturstaatsministerin Claudia Roth verkündete kürzlich, dass am 9. Februar 2024 die Grundsteinlegung für das umstrittene Kulturprojekt erfolgen soll.

Nach derzeitigem Planungsstand soll das Museum, welches den neuen Namen “berlin modern” erhalten hat, in knapp vier Jahren fertiggestellt werden, also bis 2027. Bauherr des Projekts ist im Übrigen nicht das Land Berlin, sondern der Bund.

Museum “berlin modern”: Fertigstellung soll bis 2027 erfolgen

Das Museum war bislang aufgrund seiner Gestaltung und der wenig nachhaltigen Grundkonzeption in die Kritik geraten – und natürlich aufgrund der hohen Kosten, denn der Neubau soll mittlerweile rund 450 Millionen Euro kosten.

Immerhin soll das Thema Nachhaltigkeit im Museum “berlin modern” einen höheren Stellenwert bekommen. Roth möchte das Gebäue gar zu einem “Vorbild für Nachhaltigkeit” machen. Um das zu erreichen, wurde der ursprüngliche Entwurf des Büros Herzog de Meuron noch einmal überarbeitet.

Im April 2023 wurden überarbeitete Entwürfe präsentiert

Im April 2023 hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine Überarbeitung des architektonischen Konzepts veröffentlicht, obwohl die Bauvorbereitungen für das Projekt bereits liefen. Die im Frühjahr kommunizierten, geplanten Veränderungen sollen das Haus nachhaltiger und sozialer machen.

Dafür hat der Bundestag im Herbst 2022 knapp zehn Millionen Euro genehmigt. Teil dieser Veränderungen soll eine flächendeckende Photovoltaik-Anlage sein, die auf dem Dach des Gebäudes installiert wird. Sie wird eine Fläche von rund 4.000 Quadratmetern bedecken.

Zugunsten einer verbesserten CO²-Bilanz des Gebäudes wurden auch zahlreiche Einsparungen und Änderungen an den Materialien vorgenommen. Für die Fassade sind nun Klinker ohne Beton vorgesehen. Sie sollen die ursprünglich geplanten Beton-Klinker-Fertigteile ersetzen.

SOLARANLAGE, RECYCELTER BETON UND HEIZ-KÜHL-BÖDEN SOLLEN ANGEWANDT WERDEN

Während das Material weiterhin einen optischen Bezug zur St. Matthäus-Kirche herstellen soll, wird sich die sandgraue Färbung des Klinkers auch auf den Sockel der Neuen Nationalgalerie beziehen. Immerhin werden beide Häuser künftig gemeinsame Ausstellungen zeigen.

Darüber hinaus wurden in den Planungen eine Verschlankung des Tragwerkes und Einsparungen von Stahl und Beton vorgenommen. Zudem soll der Anteil von recyceltem Beton erhöht werden, was sich bereits während des Baus positiv auf die Klimabilanz des Gebäudes auswirken soll.

INTENSIVE BEPFLANZUNG: NEUE ENTWÜRFE KOMMEN DEUTLICH GRÜNER DAHER

Zudem soll eine Anpassung der Haustechnik und die Integration energieeffizienter Heiz-Kühl-Böden zu einer Reduzierung des Energiebedarfs für die Klimatisierung um rund 20 Prozent führen. So sollen, in Kombination mit der Solaranlage auf dem Dach, erhebliche Energieeinsparungen pro Jahr erreicht werden.

Aber nicht nur im energetischen Sinne wurde der Entwurf überarbeitet, sondern auch ganz klar optisch. Denn in den neuen Visualisierungen, welche die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur Verfügung gestellt hat, kommt das gesamte Areal rund um das zukünftige Museum deutlich grüner daher, und zwar ganz bewusst.

KULTURFORUM BERLIN: HECKEN UND BAUMPFLANZUNGEN FÜR KLIMARESILIENZ

Denn die Außenbereiche sollen nach aktuellem Planungsstand intensiv begrünt werden. Entlang der Potsdamer Straße etwa soll ein fast durchgehender Grünstreifen mit biodiverser Bepflanzung in unterschiedlichen Höhen entstehen, der sich an Brandenburger Feldhecken orientieren soll.

Auch an der Westseite, hin zum Matthäikirchplatz, sind zusätzliche Bäume vorgesehen. Die Grünstreifen sollen, ebenso wie die Platane, unter anderem über Zisternen mit Regenwasser bewässert werden. Versickerungsfähige Pflasterbeläge sollen zudem einen zusätzlichen Beitrag zu einem verbesserten Mikroklima rund um das künftige Museum leisten.

MEHR TEILHABE: DAS MUSEUM DER MODERNE SOLL OFFENER UND SOZIALER WERDEN

Auch programmatisch wurde das Gebäude noch einmal überdacht und soll künftig sprichwörtlich allen Menschen offen stehen. Um das Haus gastfreundlicher, lebendiger aber auch teilhabegerechter zu gestalten, sollen beispielsweise mehr ticketfreie Ausstellungsbereiche und kuratorisch frei bespielbare Flächen für soziale Aktionen entstehen.

Das gastronomische Angebot soll größer ausfallen als bisher geplant, sowohl innen als auch außen. In den Außenbereichen sind nun ein zusätzlicher Biergarten sowie ein Pop-Up-Café zur Neuen Nationalgalerie hin vorgesehen.

AUFENTHALTSQUALITÄT: NEUE EINGÄNGE UND DEUTLICH MEHR GASTRONOMIE

Auf der Ost- und Westseite wurden auch die Eingangsbereiche völlig neu geplant. Schlichte Quer-Einschnitte in die Fassade als dezente, zurückgenommene Zugänge sollen die ursprünglich geplanten, großen Tore ablösen. Dahinter sollen sich den Besucherinnen und Besuchern noch vor dem eigentlichen Museumseingang hohe Räume öffnen, die als „Street Gallery“ kostenfrei zugänglich sein werden.

Die geplanten Anpassungen reagieren einerseits auf die klimatischen Entwicklungen der vergangenen Jahre und vor allem auch auf aktuelle Trends im Architektur- und Bauwesen. Aber auch die anhaltende Kritik am Entwurf des Schweizer Büros Herzog & de Meuron wurde von den Projektplanern offensichtlich aufgenommen, so dass auch die Grundstruktur sowie die inhaltliche Ausrichtung des Gebäudes überraschend stark überarbeitet worden ist.

 

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© Visualisierung: Herzog & de Meuron

© Visualisierung: Herzog & de Meuron

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Quellen: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Herzog & de Meuron, SPK Magazin, Der Tagesspiegel

 

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