Ab dem Frühjahr 2024 wird das Berliner Kino International an der Grenze zwischen Mitte und Friedrichshain für rund 15 Monate geschlossen. In dieser Zeit wird die historische Spielstätte einer Generalsanierung unterzogen, durch die für das Spielhaus an der Karl-Marx-Allee auch neue Nutzungsmöglichkeiten gewährleistet werden sollen. 

Seit 60 Jahren eine Institution im Berliner Kulturbetrieb: Das Kino International an der Karl-Marx-Allee in Berlin-Mitte. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Einst war es das bedeutendste Premierenkino der DDR, heute ist es noch immer eine der wichtigsten Kulturinstitutionen der Hauptstadt – jedenfalls aus Sicht der Cineasten. Das Kino International, gelegen an der Grenze zwischen Mitte und Friedrichshain an der Karl-Marx-Allee.

Auch international ist das ikonische Gebäude, welches in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, aufgrund seiner ungewöhnlichen und einzigartigen Architektur und seiner bewegten Geschichte bekannt. Wenn das internationale Filmfestival Berlinale in Berlin seine Zelte aufschlägt, gehört das Kino International traditionell zu den wichtigsten Spielstätten, und das bereits seit 1990.

60 Jahre Kino International: Berlinale-Spielstätte seit 1990

Das traditionsreiche Lichtspielhaus, entworfen von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust, strahlt bis heute einen besonderen Glanz aus und wird wegen seiner Architektur zurecht als Beispiel für herausragende Neubauten der Nachkriegszeit gefeiert.

Der Kulturbau wurde nach rund zweijähriger Bauzeit am 15. November 1963 eröffnet und beherbergte nicht nur den Kinosaal für über 500 Gäste, sondern auch die Panoramabar, eine Lounge sowie eine Bibliothek. Zu DDR-Zeiten hatte die Lounge im Volksmund den süffisanten Beinamen “Honecker-Lounge”.

Kultur-Ikone: Das Kino International hat sich als Ort der Begegnung etabliert

Das Kino International verlor, anders als andere ostdeutsche Spielstätten, durch den Mauerfall nicht an Bedeutung. Seit 1997 findet hier zusätzlich zur Berlinale Deutschlands älteste queere Filmreihe regelmäßig statt. Das Kino International hat sich also längst als Ort der Begegnung und des Austauschs etabliert.

Das Kino spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Identität des zweiten Bauabschnitts der Karl-Marx-Allee. Als mittlerweile einziger Sonderbau des städtebaulich herausragenden Ensembles wird es noch immer in seiner ursprünglichen Funktion genutzt.

Zuletzt wurden 2016 die Außenfassaden des Kinos saniert

Um diese einzigartige Funktion auch in Zukunft gewährleisten zu können, werden nun umfangreiche Sanierungsmaßnahmen sowohl im Außen- als auch im Innenbereich des jahrzehntealten Komplexes erforderlich.

Im Jahr 2016 wurden bereits die Ost-, West- und Nordfassaden des Gebäudes saniert. Als nächster Schritt erfolgt nun die Instandsetzung der charakteristischen Fensterfront und des großen Schriftzugs auf der südlichen Seite.

Fensterfront, Schriftzug und Dach müssen modernisiert werden

Auch das Dach benötigt eine umfassende Umgestaltung, da es bei starkem Regen nicht mehr wasserdicht ist. Darüber hinaus sind auch technische und sanitäre Ausstattungsmaßnahmen im Inneren erforderlich, um eine barrierefreie Zugänglichkeit zu gewährleisten.

Zusätzlich zur Sanierung der bestehenden Räumlichkeiten sollen auch die ehemalige Bibliothek und andere Bereiche wieder nutzbar gemacht werden. Ziel der anstehenden Arbeiten ist es, neben den regulären Filmvorführungen weitere Veranstaltungen wie Lesungen, Tagungen oder Ausstellungen zu ermöglichen.

Neuer Parkettboden in der Panoramabar, neue Polsterung der Bestuhlung

Ein Teil der Sanierungskosten wird durch die Städtebauförderung finanziert. Im Rahmen einer Kooperation kann das Land Berlin zukünftig die ehemalige Bibliothek auch für eigene Veranstaltungen nutzen.

Auch im Kinosaal selbst sowie in den umliegenden Räumlichkeiten sind Änderungen geplant. Der Parkettboden in der Panoramabar soll neu verlegt werden, auch die Polsterung der Bestuhlung soll sich ändern.

Des Weiteren befindet sich das Vor-Ort-Büro der Gebietsbetreuung in den Räumlichkeiten des ehemaligen Jugendklubs. Durch diese Kooperation wird soll die geplante Multifunktionalität des Kinos weiter gestärkt und das Kulturerlebnis langfristig aufgewertet werden.

Zur Berlinale 2026 sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein

Während der Sanierungsarbeiten wird das Kino komplett geschlossen bleiben, und zwar für einen Zeitraum von rund 15 Monaten. Nach Abschluss der Berlinale 2024, die im kommenden Februar über die Bühne gehen wird, beginnen die Bauarbeiten am und im Kino, wie der RBB berichtet.

Ziel der Projektverantwortlichen ist es, das historische Kino bis zur Berlinale 2026 runderneuert zu haben, um rechtzeitig zum Filmfestival den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können.

 

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Quellen: Koordinationsbüro für Stadtentwicklung und Projektmanagement – KoSP GmbH, Der Tagesspiegel, RBB, Berliner Morgenpost, Yorck Kino GmbH

 

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One Comment

  1. Frank 20. November 2023 at 23:46 - Reply

    Mich würden Grundrisse interessieren. Von den verschiedenen Ebenen im Jetztzustand und was geplant ist.
    Gab es nicht auch Räume über den Treppen?

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